Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Verbinden von Aluminium-Bauteilen mittels > Schweißen, i.d.R. > WIG-Schweißen (BILD 67). Beim Verschweißen von Bauteilen aus Aluminium muß eine Besonderheit dieses Leichtmetalls berücksichtigt werden: An der Luft verbindet sich die blanke Metalloberfläche augenblicklich mit dem Luftsauerstoff zu Aluminiumoxid. Diese Schicht ist ausgesprochen hart (als Korund in Schmirgelmitteln bekannt) und schmilzt erst bei 2.050° C. Während das darunterliegende Aluminium bereits flüssig ist, deckt die noch unbeschadete Oxidschicht das Metall ab und vermeidet somit das Ineinanderschmelzen der Bauteile an der Schweißnaht. Die Oxidschicht läßt sich jedoch durch sog. Wechselstromschweißen "aufbrechen" (BILD 68). Der Lichtbogen baut sich dabei abwechselnd einmal von der Schweißelektrode zum Werkstück auf und umgekehrt. Letzteres Ereignis bewirkt das gewünschte "Aufbrechen" der Oxidschichte. Probleme kann die Oxidschichte der späteren sog. Schweißwurzel - der unteren, vom Schweißer abgekehrten Seite - bereiten. Wird hier nicht ausreichend gründlich entgratet, kann das Metall an der Untrerseite nicht zusammenschmelzen: Die Wechselwirkung des Lichtbogens reicht nicht bis in die Tiefe der Schweißnaht, die Oxidschicht liegt als Kerbe (BILD 69) in der Mitte der Wurzel und senkt die Dauerbelastbarkeit der Schweißnaht. Weitere Besonderheiten: Die Schweißkanten dürfen nicht poliert sein, da sonst ein erheblicher Teil der Lichtbogenernergie wie von einem Spiegel reflektiert werden würde. Der Lichtbogen "greift" nicht richtig und irrt unruhig über die Werkstoffoberfläche. Folge: Der Werkstoff schmilzt nicht zielgenau auf. Optimal hingegen sind feingeschmirgelte oder mit einer feinen Drahtbürste behandelte Oberflächen. Angesichts seiner im Vergleich zum Stahl doppelt so großen Wärmeausdehnung neigt Aluminium stark zum Schweißverzug. Vorläufiges Heften der zu verbindenden Teile an einigen diagonal voneinander angeordneten Stellen sowie ein Vorwärmen (BILD 70) der zu verschweißenden Teile verringert den Schweißverzug. Weitere Feinheiten: * Die Schweißnaht sollte möglichst schmal gehalten werden, um den Verzug und Spannung bringenden Wärmeeinfluß zu minimieren. Das wiederum verlangt dünnere Schweißstäbe und manuelle Fertigkeit vom Schweißer, denn der Draht schmilzt schneller ab und muß rascher nachgeführt werden; * knappe Überstände wie an der Verbindung Oberrohr/Steuerrohr können die beim Schweißen entstehende Wärme nicht in dem erforderlichen Maße ableiten und schmelzen mitunter stellenweise ganz weg. Großzügig bemessene Überstände vermeiden solche Ungemach und werden z.T. nach dem Schweißen maschinell wieder abgetragen; * beim Schweißen wird die vom > Strangpressen oder Ziehen der Rohre herrührende, festigkeitssteigernde Ausrichtung der einzelnen Kristalle im Aluminiumgefüge aufgeschmolzen und in ein weniger belastbares Gußgefüge umgewandelt. Diese Schwächung kann durch sog. > Auflegieren der Schweißnaht (der > Schweißzusatz besteht aus höherwertiger Legierung) ausgeglichen werden; * während die thermische Belastung bei den meisten schweißbaren > Legierungen durch nachfolgendes > Lösungsglühen mit anschließender > Aushärtung wettgemacht werden muß, härtet die Legierung AlZn4,5Mg1 von selbst wieder aus. Bei dieser Legierung wird der Rahmen interessanterweise sofort nach dem Schweißen gerichtet, bei anderen Legierungen erfolgt dies erst nach dem Lösungsglühen.
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redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000