Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Unrunde Form von > Kettenblättern, die eine effizientere Krafteinleitung der Beinbewegung in den Antrieb bewirken soll. Die Wortschöpfung leitet sich aus "Bio-" und engl. pace "Schritt, Gangart u.ä." ab, und soll die vorgebliche Natürlichkeit des Trittablaufs bei diesen Kettenblättern suggerieren. "Biopace" wurde Mitte der 80er Jahre von > Shimano eingeführt, erlebte seinen Boom gegen Ende des Jahrzehnts am > Mountain Bike, als alle bedeutenden Hersteller Ähnlich geformte Kettenblätter anboten, erwies sich aber doch als Modeerscheinung, die Anfang der 90er Jahre wieder sang- und klanglos vom Markt verschwand. Sinn & Funktion Entgegen dem Ideal des > runden Tritts, der ökonomischsten Kurbelbewegung, kommt es insbes. bei weniger geübten Radlern zu Druckspitzen, wenn die Kurbel waagrecht steht. "Roß samt Reiter" werden durch diese "Zusatzkraft" beschleunigt, was letztlich mehr Energie kostet als eine kontinuierliche Fortbewegung aufgrund flüssiger, runder Trittbewegung. Diese Belastungsspitze zu "glätten" ist Hauptzweck der Biopace-Kettenblätter. Erreichen soll dies eine obere Abflachung der Kettenblätter, wenn die Kurbel waagrecht steht. Hierdurch verringert sich der Abstand der Kette zur > Tretlagerachse - verringerter Kettenblattradius bei waagrecht stehendem Pedal -, was für den stampfenden Radler wie ein kleineres Kettenblatt wirkt. Folge: Der Radfahrer überwindet diesen kritischen Bereich flüssig und vermeidet so den o.g. Beschleunigungseffekt. Umgekehrt bei senkrecht stehender Kurbel, dort hilft ein großer Kettenblattradius dem Radler, schnell über die Totpunkte hinwegzukommen. Mit anderen Worten: Biopace simuliert gewissermaßen einen ständigen Wechsel zwischen zwei unterschiedlich großen Kettenblättern. Da die Kettenblattabflachung beiden Kurbeln Rechnung tragen muß - damit der "Bio"-Effekt sowohl beim rechts- als auch linksseitigen Runtertreten auftritt - erhält das Kettenblatt die Form von zwei ineinander verschachtelten Eiern (Shimano: "punktsymmetrische Eikurve"). Die Abweichung vom runden Kettenblatt wurde von Shimano übrigens unterschiedlich stark ausgeprägt, wobei das kleinere Kettenblatt am unrundesten ist. Es ist für die langsameren Trittfrequenzen beim Bergauffahren gedacht. Das mittlere Kettenblatt ist schon weniger unrund und das größte (für die höheren Pedalierfrequenzen bei schnellstem Fahrtempo) ist schon fast rund. Fazit Biopace hat sich für geübte Radler nicht bewährt, da sie den > runden Tritt mehr oder weniger beherrschen. Bewährt hat es sich für manche Umsteiger aus anderen Sportarten, außerdem empfinden Radler mit Kniebeschwerden Biopace häufig als belastungsmindernd. Wegen des unterm Strich geringen Nutzens wurde die Produktion von Biopace-Kettenblättern allerdings 1992 eingestellt. andere Konzepte Biopace verfolgt genau das gegenteilige Konzept wie andere unrunde Kettenblattformen, die bei waagrecht stehendem Pedalarm den Kettenblattradius erhöhen (s. > Puch-Ei; außerdem die Ähnlichen Kettenblätter der Castorama-Profimannschaft in der Saison 1995/96), da an dieser Stelle in sitzender Fahrweise die größte Krafteinwirkung aufs Pedal möglich ist. Die Praxis zeigt aber, daß sich Radfahrer mit der Zeit - egal wie das Kettenblatt geformt ist - einen entsprechenden Bewegungsablauf einkoordinieren, um Belastungsspitzen zu vermeiden, also trotz unrundem Kettenblatt immer versuchen, rundzu treten.
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redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000