Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Maß "Di" der > ETRTO, das den im Felgenbett gemessenen Durchmesser von > Schlauchreifenfelgen angibt. Felgen-loch Bohrungen im > Felgenbett zur Aufnahme der > Speichennippel sowie des > Ventils; s.a. > Punzen. Felgen-maulweite Innerer Abstand der > Felgenhörner voneinander, wobei in der > ETRTO eine Zuordnung der Felgenmaulweite zu der zugehörigen > Reifenbreite vorgeschrieben ist. Hierdurch soll verhindert werden, daß z.B. ein breiter Reifen in einer schmalen Felge in Kurvenfahrten seitlich "kippelt". In der Praxis aber werden von Mountain Bikern bewußt breite Reifen auf schmale Felgen gezogen, um den Reifenquerschnitt leicht birnenförmig (zunehmende > Reifenhöhe, abnehmende Reifenbreite) zu gestalten, was einen gewissen Schutz gegen > Durchschläge gewährt. Gegen das Kippeln wappnen sich die Geländesportler mit etwas erhöhtem Luftdruck, was die Durchschlagsgefahr noch weiter mindert. Felgen-meßdurch-messer Durchmesserangabe "D1" nach ETRTO, mit welcher sich mit speziellem Felgenmeßband und einer anschließenden Berechnung der Felgendurchmesser kontrollieren läßt. D1 ist um 0,35-0,45 mm kleiner als der Felgennenndurchmesser D und wird im Felgenbett in 1 mm Abstand zum Felgenhorn gemessen. Felgen-nenn-durch-messer In der > ETRTO angegebene "offizielle" Durchmesserangabe von Felgen für > Drahtreifen. Das Maß resultiert aus dem aufgerundeten > Felgeneckmaß. Felgen-nennmaß Kurzbezeichnung f. > Felgennenndurchmesser. Felgen-normen Ausführungen und Abmessungen von > Felgen regelt bindend europaweit die > ETRTO, so daß eine eindeutige Bezeichnung und Zuordnung von Reifen und Felgen - und damit auch ein sicherer Reifensitz - gewährleistet wird. In den entsprechenden Normen sind Felgen nach Größe und Abmessung beschrieben, wobei insbesondere die Ausführungen von > Felgenbett und > Felgenhorn sowie die > Felgennenndurchmesser engen Toleranzen unterliegen, an die sich auch die entsprechenden DIN-Vorschriften halten (> DIN 7815 für Felgen und DIN 7800 für Reifen). Einzelheiten hierzu s. > Felgen: Abmessungen; > ETRTO. Felgen-profile Querschnitt durch eine Felge, dessen Profil ausschlaggebend für die > Elastizität und > Verdrehsteifigkeit einer Felge ist. Zur Übersicht: 1. U-Profile sind verwindungsanfällig, besitzen aber guten > Fahrkomfort; 2. Tiefbettprofile sind etwas verwindungssteifer bei etwa gleich gutem Fahrkomfort; 3. flache Kastenprofile verbinden Fahrkomfort mit ausreichender Steifigkeit; 4. V-Profile haben die besten Steifigkeitswerte, lassen es aber an Fahrkomfort mangeln. Einzelheiten s. > Felgen: Profile. Felgen-stoß Fügestelle an der die zum Ring gebogenen Felgenenden miteinander verbunden werden. Das geschieht heute bei Stahlfelgen per Schweißung, ansonsten mit einem verklemmten Verbindungsstück, bei > Tiefbettfelgen mit Stahlstiften. Zunehmend größere Bedeutung gewinnt neuerdings auch das Verschweißen der Felgenenden bei Aluminiumfelogen, was dann aber eine saubere Nachbearbeitung des Stoßes erfordert, die bes. innen im > Felgenbett von Felgen für > Drahtreifen aufwendig und exakt erfolgen muß, sonst besteht die Gefahr von Schlauchbeschädigungen. Am Stoß treten v.a. bei "gesteckten" Felgen i.d.R. leichte Versetzungen oder Profilaufweitungen auf, was beim Bremsen, bes. am Vorderrad, zu flattrigem Bremsverhalten führen kann. Gesteckte Felgen werden daher insbes. nach ihrer Stoßqualität beurteilt. Wegen der Naßbremsvorschrift in der > DIN 79 100 schleifen viele Felgenhersteller die Bremsflanken an (BILD 109), was nicht nur das Naßbremsverhalten verbessert, sondern den Stoß einebnet und damt auch das > Bremsflattern vermeidet. FES-Rahmen Auf dem seit 1988 in der DDR vom renommierten "Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES)" gebauten > Carbon-Rahmen fuhren mehrere Olympiasieger und Weltmeister zum Sieg. Der Vorteil dieses seinerzeit revolutionären Rahmenkonzeptes lag in seiner hervorragenden > Aerodynamik (deutlich verbesserter > cw-Wert), was durch extrem ausgeprägte ovale Querschnitte der "Rohre" sowie strömungsgünstige Übergänge erzielt wurde. Mittlerweile - das Institut hat die Wende überlebt - ist die > Rahmengeometrie mancher Versionen auch der windschlüpfigen > American Position angepaßt. Besonders interessant ist die Version für leichte Fahrer und für Damen, die ohne Sattelrohr auskommt (> Schleifenform). Beim Grundmodell wurde allerdings am > Diamantrahmen festgehalten, dessen Form freilich nicht das Optimum der Carbon-Bauweise darstellt, s. > Carbon-Rahmenformen. Bauweise Der FES-Rahmen wird aus Kohlefasern in Laminierbauweise (s. > Carbon: Herstellungsverfahren) mittels Waben zunächst in Form zweier Halbschalen gebaut, die anschließend zusammengeklebt werden. Von der Komplexität (Mehrteiligkeit) der beiden Formen her besteht Ähnlichkeit mit dem > Monocoque-Rahmen, dessen Vorteil freilich gerade im Fehlen einer Klebenaht liegt, da er komplett in einem Stück gebaut wird. Hier offenbarte sich dann auch die anfängliche Schwachstelle des FES-Rahmens: Die beiden Rahmenhälften platzten hin und wieder auseinander, da sich die Klebenaht ungünstig bezüglich > Torsionsbelastung auswirkt. Verglichen mit anderen, echten Monocoques ist die Bauweise auch relativ schwer (bei > Rahmenhöhe 56 cm ca. 2700 g; zum Vergleich > Kestrel: 1300 g). Als Vorteil bleibt die günstige Aerodynamik, die sich insbesondere beim Zeitfahren auf der flachen Strecke (also auch Bahn) auswirkt und den Gewichtsnachteil wettmacht. Festig-keit Oberbegriff für den Widerstand, den Werkstoffe bzw. daraus gefertigte Bauteile einer gewaltsamen Zerstörung entgegensetzen. Zugfestigkeit Für Metalle ist besonders die in N/mm² angegebene > Zugfestigkeit von Bedeutung (auf den Querschnitt von 1 mm² bezogene Zerreißfestigkeit), von der ausgehend auch die anderen Belastungen (> Druck-, > Torsions-, > Biegebelastung) abgeleitet werden können. 0,2-Wert Von besonderem Interesse ist auch der sog. 0,2-Wert, der den früher gerade noch sicher meßbaren kleinsten Verformungsweg darstellt. Dieser Festigkeitswert ist ebenfalls auf den Querschnitt von 1 mm² bezogen und zeigt den Übergang von der elastischen Materialverformung zum Beginn des sog. > Materialfließens an. Auf die Länge bezogen heißt das 0,2 % bleibende (plastische) Verformung nach Wegnahme der Belastungskraft. Ein 100 mm langer Stab würde also um 0,2 mm bleibend gelängt sein. Der 0,2-Wert zeigt danach an, bei welcher Belastung sich Bauteile "verziehen" würden, also nicht mehr maßhaltig wären. Festkonus Gleich in die > Achse (bzw. > Welle) integrierter > Konus bei Tretlager und Pedal. Bei den preiswerten > Thompson-Tretlagerungen ist nur ein Konus in die Achse integriert, während die spielfreie Einstellung über den > Stellkonus erfolgt. Das höherwertige > Konustretlager besitzt zwei Festkonen, die spielfreie Einstellung erfolgt über Gewindelagerschalen. Sonderfall: > Nabenachse der > Kassettennabe von Campagnolo. Aus Festigkeits- und Rationalisierungsgründen wird der Konus auf der stärker belasteten Zahnkranzseite ebenfalls in die Achse integriert. Festlager Teil der klassischen Maschinenbaulagerung, die aus Fest- und Loslager besteht (i.G.z. > schwimmenden Lagerung). Während das > Loslager leichte Längungen infolge von Wärmeeinfluß oder Belastungen ausgleichen kann, ist das Festlager axial beidseitig festgelegt, was eine höhere axiale Belastung der Lagerung zuläßt. Anwendungsbeispiele im Fahrradbau: Tretlagerungspatrone von KSS (s. auch Abb.), alle Lagerungen von > Mavic sowie die > Kassettennaben von > Sachs. Fette Schmierstoffe, die als konsistentes Gemisch aus > Ölen und Verdickungsmitteln (sog. "Seifen") hergestellt werden, um die Reibung aufeinander gleitender oder rollender Materialien zu mindern. Anforderungen an Schmierfette werden in der > DIN 51 822, 51 823 und 51 825 festgelegt. Diese Fette finden am Fahrrad speziell in den > Lagerungen Anwendung. Nebeneffekt ist die Dichtwirkung gegen eindringenden Schmutz sowie gegen Kontaktkorrosion, vgl. > Schmierung. traditionelle Fette Diese Fette - u.a. das berühmte weiße Fett von > Campagnolo - haben die Eigenschaft, bei Drehbewegungen "flüssiger" zu werden. Durch ihre organischen Bestandteile (Rapsöl) neigen sie allerdings nach gewisser Zeit zum Ausharzen, wodurch Schmier- und Dichtwirkung nachlassen. moderne Hochleistungsfette: 1. Lithium/Seifen-Fette Mit der Entwicklung moderner, langlebiger Hochleistungsfette auf Lithium/Seifen-Basis hat sich der Stand der Technik weiterentwickelt. Durch spezielle Zusätze (Additive) können sie je nach Anforderung abgestimmt werden. Beispiele: sog. Longlife- oder Lifetime-Fette für die dauerhafte Schmierung von > Industriekugellagern; besonders druckbeständige Fette für hohe Lagerbelastung; niedrig viskose - also nahezu flüssige - Fette für Lagerungen mit hohen Drehzahlen; > Fließfette mit guten Kriecheigenschaften (Nachfließen, wenn > Schmierfilm - z.B. bei Ketten - wiederholt abreißt). 2. Molybdänsulfit-Fette Hauchdünne Blättchen von Molybdänsulfit gleichen Oberflächenunebenheiten von Kontaktflächen aus und Verhindern dadurch das sog. > "Fressen" von Materialien. Anwendung am Fahrrad z.B. "Einsetzen" der Schalen des > Steuersatzes oder > Kurbelvierkant, da hier stets hohe Flächenpressungen gegeben sind, die den > Schmierfilm normaler Schmiermittel zerreißen. Bei der Schmierung von Lagerteilen (z.B. Naben) besitzen diese Fette keine verbessernde Wirkung, weisen allerdings geringe > Notschmiereigenschaften auf. 3. Biologisch abbaubare Fette Dank moderner Verfahrenstechniken ist man heute auch in der Lage, aus organischen Rohstoffen (meist auf Rapsölbasis) leistungsfähige Schmierfette herzustellen. Durch thermische oder mechanische Vorbehandlung erreicht man, daß diese Bestandteile nicht mehr ausharzen. Der wesentliche Vorteile organischer Öle besteht darin, daß sie nach ihrer Entsorgung von Bodenbakterien nahezu vollständig abgebaut werden. Die von Haus aus fast immer umweltbewußt eingestellten Radler bekommen hier eine Recyclingsorge abgenommen, da ja Restbestände von den Fetten über Spülwasser, Putzlappen und Mülldeponie doch letztlich im Grundwasser enden. Fichtel & Sachs Traditionsreiche Aktiengesellschaft und heutiges Firmenkonsortium mit Sitz in Schweinfurt, das außer Fahrradteilen (spez. > Naben und > Trommelbremsen) noch Kleinmotoren, Getriebe und Stoßdämpfer herstellt. Die Herstellung von Fahrradbauteilen ist seit 1998 als Tochterfirma bei dem amerikanischen Komponentenherstellers SRAM eingegliedert. Die Firma nahm ihren Aufschwung mit der Herstellung der > "Torpedo"-Freilaufnabe, die seit 1907 fast unverändert gebaut wird und jahrzehntelang Standard an fast jedem deutschen Gebrauchsrad war. Es folgten > Nabenschaltungen, die bis heute marktbedeutend sind. Nach 2-Gang- und 3-Gang-Naben folgte 1984 die 5-Gang-Nabe (Pentasport) , 1993 die 7-Gang-Nabe ("Super 7") und 1996 Präsentation der (seit 1999 nicht mehr hergestellten) 12-Gang-Nabe "Elan". Die letzten beiden sind besonders für das wartungsarme Freizeitrad konzipiert (> Trekkingrad, > Cityrad). Einzelheiten s. > Schaltung: Nabenschaltung. Für den gleichen Anwenderkreis sind auch die Trommelbremsen von Sachs konzipiert. Vorteile liegen v.a. im Naßbremsverhalten, die Marktbedeutung ist jedoch nur gering. Einzelheiten s. > Bremsen: Trommelbremsen. Gegen Ende der 80er Jahre fügte Sachs die maroden französischen Teilefabrikanten Sedis, Maillard und Huret in das Konsortium ein und produziert seitdem auch höherwertige Rennsport- und MTB-Komponenten. Fixier-hülse Auf dem Ende des > Schaltzugs von > Nabenschaltungen angebrachte Hülse, die das > Zugkettchen der Nabenschaltung mit einer ratschenähnlichen Vorrichtung fixiert. Hierzu wird das geriffelte Ende des Zugkettchen soweit eingeschoben, bis der Schaltzug gerade gestrafft ist. Zum Lösen der Verbindung wird die Federtaste der Fixierhülse gedrückt, die Ratsche öffnet sich und das Zugkettchen kann herausgezogen werden. Flächen-pressung Bez. f.d. Druckbelastung, mit der zwei Flächen aufeinander gepreßt werden. Sie ist am Fahrrad in folgenden Fällen von Interesse: 1. Bei > Lagerungen ist die Flächenpressung neben Oberflächengüte, Lager-Werkstoff-Paarung, Schmierstoffen, Drehzahl und Verschmutzungssicherheit ein Parameter für den Verschleiß. 2. Bei > Kraftschlußverbindungen ist die Höhe der Flächenpressung die Sicherung gegen ungewollten > Schlupf der Verbindung (z.B. > Rollenantrieb). 3. Bei Kontaktklebungen (> Reifenflicken) entscheidet die Höhe der Flächenpressung vorrangig über die Güte (Festigkeit) der Klebeverbindung. 4. Bei Bremsen ist die Höhe der Flächenpressung entscheidend für die erzielte > Bremswirkung.
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Copyright und
redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000