Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Bruch eines Teils der > Gabel. Mögliche Ursachen: Aus Gewalteinwirkung (Unfall; Sturz etc.) resultierende Materialüberstreckung bzw. Material-, Löt- oder Schweißfehler. Gabelbrüche haben unterschiedlich gefährliche Auswirkungen: Bruch eines Gabelbeins Das Vorderrad schlägt an das verbleibende > Gabelbein, der Radler kann dieses Malheur i.d.R. noch aussteuern und stürzt nicht zwangsläufig. Bruch beider Gabelbeine Das Vorderrad fällt samt beider Gabelbeine aus dem Fahrrad heraus. Das Fahrrad - und mit ihm der Fahrer - kippt nach vorn und schlägt mit den Gabelstümpfen auf die Fahrbahn. Dieser Kippvorgang dauert nur 0,35 Sekunden, wodurch dem Fahrer kaum Zeit für eine Reaktion bleibt. Folge: Er schlägt mit dem Kopf auf die Fahrbahn, woraus schwere und schwerste Verletzungen selbst mit Helm (Genickbruch) resultieren. schleichender Gabelbruch Bei weniger starken Gewalteinwirkungen entsteht - v.a. bei Stahlgabeln - der Bruch nicht sofort, sondern bahnt sich "schleichend" an: Zunächst entsteht ein Riß, i.d.R. kurz unter dem > Gabelkopf, häufig an der zum > Tretlager weisenden Rückseite der Gabelbeine - Stelle der höchsten Zugwechsel-Belastung -, der sich i.d.R. auch durch akustisch vernehmbares Knacken bemerkbar macht. Vom Riß bis zum glatten Durchbruch dauert es meist mehrere hundert Fahrkilometer, d.h., eine aufmerksame Kontrolle der Gabelscheiden kann solche Unfälle in aller Regel verhindern. Zudem sind Risse auch gut sichtbar. Gabelbeine von > Aluminium-Gabeln erleiden aufgrund ihrer höheren > Elastizität geringere Belastungsspitzen, was die schlechtere > Dauerschwingfestigkeit von > Aluminium gut ausgleicht. Nach Verformungen infolge Sturz oder bei Korrosionserscheinungen (s. > Korrosion) besteht jedoch ein erhöhtes Bruchrisiko. Vom Riß bis zum glatten Durchbruch dauert es dann nur wenige Fahrkilometer. > Carbon-Gabeln besitzen ein exzellentes Dauerschwingverhalten, so daß ein Gabelbruch hier nur bei Sturz oder Unfall erfolgen kann. Bruch des Gabelschaftrohres Das > Gabelschaftrohr ist das höchstbelastete Bauteil des Fahrradrahmens und wird bei Stürzen oder Unfällen häufig unbemerkt beschädigt. Bei einem verbogenen Gabelschaftrohr sollte daher aus Sicherheitsgründen stets die komplette Gabel ausgetauscht werden, denn: Wie beim Bruch beider Gabelbeine ist mit schwersten Verletzungen zu rechnen, nur daß ein Gabelschaftbruch mit weniger oder gar keiner Vorwarnung auftritt. tückisch Weil das Gabelschaftrohr im Inneren des > Steuerrohres verborgen ist, kann sich ein Anriß (z.B. nach Auffahrunfall oder besonders hart durchrittener Bodenwelle) allenfalls durch ein Knacken bemerkbar machen. Der Riß wandert - wie bei den Gabelbeinen im Verlauf von u.U. mehreren hundert Fahrkilometern - um das Rohr herum, bis es völlig durchgetrennt ist. Da der Abbruch dann oft sogar in harmlosen Fahrsituationen erfolgt und den Fahrer völlig unvorbereitet trifft, stürzt dieser dann wie beim Bruch der Gabelbeine meist auf den Kopf. Gabelschaftbrüche treten heute allerdings nur noch sehr selten auf, da durch verbesserte Materialien und schonendere Herstellungsverfahren große Sicherheitsreserven eingebaut sind. Vorbeugung Eine schräg im > Steuerrohr sitzende untere Schale des > Steuersatzes ist meist ein Indiz für ein verbogenes Gabelschaftrohr: Die Gabel sollte in diesem Fall vom Fachmann kontrolliert werden. Außerdem bei Neukauf eines Rades: Sofort den Abstand Mitte > Tretlagerachse zu Mitte Vorderradachse ausmessen und den Wert archivieren. Von Zeit zu Zeit nachmessen, in jedem Fall nach einem Unfall. Die Gabel sollte bereits bei Veränderung des Wertes um 5 mm vom Fachmann kontrolliert werden. Absprengung des Gabelschaftgewindes Der > Spreizkonus des > Vorbaus belastet das Gabelschaftrohr nur ringförmig. Wiederholt sehr stark angezogen, sind in der Praxis schon Absprengungen des Gabelschaftgewindes vorgekommen, besonders wenn die Klemmstelle mit dem Auslauf des Gewindes zusammentrifft und besonders häufig, wenn dort auch noch die Nut für die Steuersatzsicherungsscheibe endet (weshalb hochwertige Gabeln auf diese Nut verzichten). Vorsicht daher beim Kauf von Ersatzgabeln (sog. > Reparaturgabeln), die i.d.R. ein längeres Gewindeteil besitzen und erst entsprechend der Rahmengröße abgelängt werden: Darauf achten, daß die Klemmstelle auf jeden Fall im gewindelosen Teil des Schaftes liegt. Wenn nicht, sollte auf jeden Fall ein Vorbau mit > Schrägkonus verwendet werden, da dieser eine größere Kontaktfläche mit dem Gabelschaft besitzt und Absprengungen nicht auftreten.
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Copyright und
redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000