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Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik

HELM

Kopfschutz, der den Radfahrer bei Sturz oder Aufprall vor Kopfverletzungen
schützen soll.

Die Tatsache, daß rund 80 % aller tödlichen Unfallverletzungen von Radfahrern
auf Verletzungen des ungeschützten Kopfes zurückzuführen sind, zeigt die
Bedeutung, die dem Fahrradhelm eigentlich zukommen sollte. Leider nimmt die
Helmakzeptanz jedoch nur sehr langsam zu.

        Anforderungen
Ein guter Fahrradhelm muß folgende Anforderungen erfüllen:

 * Durchschlagschutz bei Aufprall auf spitze Gegenstände;
 * Dämpfung des Aufpralls;
 * gute Belüftung;
 * geringes Gewicht;
 * unverrutschbarer und dabei druckfreier Sitz
 * ausreichende Haltbarkeit von Begurtung und Verschluß bei Sturzbelastung;
 * Einhandbedienung des Verschlusses.

Anmerkung: Durch die gängigen Helmvorschriften (> ANSI, > Snell, > DIN) ist die
Dämpfung heutiger Helme sehr gut. Entwicklungsbedürftig dagegen sind noch
Durchschlagschutz und Belüftung. Probleme bereiten auch noch die Verschlüsse,
die - zu länglich gestaltet - häufig im Kinnwinkel kneifen. Außerdem mangelt es
noch an der Anpassung der Helme an die individuelle Kopfform.

        Normen
Beim Kauf sollte man darauf achten, daß der jeweilige Helm zumindest eine der
Prüfnormen > DIN, > ANSI oder > Snell erfüllt (kenntlich gemacht durch
Aufkleber).

        Helmtypen
Dem geringen Helmangebot bis gegen Ende der 80er Jahre folgte ein regelrechter
Helmboom, der in seiner Angebotsfülle heute kaum noch überschaubar ist. Eine
Orientierung bietet neben o.g. Anforderungen die folgende Typologie.

                Klassiker
Der "klassische" Trott-Helm war der erste serienmäßig hergestellte Fahrradhelm
in Deutschland: Einfacher Hartschalenhelm ohne Dämpfungselemente (wie sie heute
unerläßlich sind) mit einstellbarer Nylonkopfspinne, wodurch optimale Anpassung
an die individuelle Kopfform gegeben war. Außerdem: gute Belüftung, leichtes
Gewicht (unter 200 g), aber schwer bedienbarer Verschluß.

Heutige Helme zeichnen sich demgegenüber insbesondere durch verbesserte
Dämpfungseigenschaften aus (s. > Dämpfung):

                einfacher Styroporhelm
Helmschale aus Styropor-Hartschaum; Begurtung wird durch Aussparungen im
Helmkörper fixiert; Belüftung durch Löcher; Helmanpassung durch unterschiedlich
dicke > Pads (Schaumstoffkissen), die den Raum zwischen Kopf und Helm
auspolstern; z.T. mit Netzüberzug oder Insektengitter innen.

Eigenschaften: gute Dämpfung, mittelmäßige bis gute Belüftung je nach Lage und
Größe der Lustschlitze und Pads.

Einfache Ausführungen brechen beim ersten Sturzaufprall (Zweitaufschläge sind
dann weniger geschützt); Durchschlagsgefahr von spitzen Gegenständen; hohe
Bremswirkung bei Sturz auf Asphalt (Genickverletzungen). Gewicht: 200-350 g;
Preis: 60-120 DM.

                mehrschichtiger Styroporhelm
Aus unterschiedlich harten und unterschiedlich nachgiebigen Schichten aufgebaute
Helmschale. Abb. Querschnitt Dadurch wird die Dämpfung optimiert und die
Auseinanderbrechgefahr minimiert. Trotzdem besitzen auch diese Helme eine Hohe
Bremswirkung und es mangelt auch ihm am Durchschlagschutz. Gewicht: 250-350 g;
Preis: 80-150 DM.

                Mikroshell-Helm
Ein dünner Folienüberzug (engl. shell "Schale")  sorgt für bessere Gleitwirkung
auf den ersten Metern bei Sturz auf Asphalt, scheuert sich aber nach einigen
Metern durch. Ansonsten i.d.R. wie mehrschichtiger Styroporhelm aufgebaut.

Gewicht: 250-350 g; Preis: 100-250 DM
                Hartschalen-Helm
In Verbindung mit innen angebrachten Dämpfungsmaterialien aus Styropo ist der
Hartschalenhelm der sicherste Kopfschutz - was allerdings mit höherem Gewicht
erkauft wird. Als einziger Helmtyp bietet er "echten" Durchschlagschutz (sofern
die Belüftungsöffnungen nicht zu groß ausgefallen sind) und empfiehlt sich von
daher besonders für Mountainbiker.

Die  Sonderbauweise Aero-Helm bietet aerodynamische Vorteile durch Verzicht auf
Polsterung (daher schmaler), was aber mit mangelhafter Dämpfung erkauft wird.

Einsatzbereich: > Zeitfahren; > Triathlon. Gewicht: 350-500 g; Preis: 100-250 DM
        Helm-Akzeptanz
Der immer noch eher exotische Anblick eines behelmten Radlers und die daraus
resultierende Auffälligkeit hindert viele vom Verstand her eigentlich
helmwillige Radler am konsequenten Tragen eines Helms.

Anders als in anderen Bereichen (Technik, Bekleidung etc.) haben die Radprofis
hier leider keine Vorbildfunktion: Aufgrund mangelnder Belüftung - macht sich
besonders beim Bergauffahren bemerkbar - sowie Sicht- und Gehöreinschränkung
haben sich die Berufsradler der bei ihnen zunächst vorgeschriebenen Helmpflicht
erfolgreich widersetzt.

Obwohl windschnittig geformte Helme nachweislich aerodynamische Vorteile bieten
(bei Tempo 40 werden sie auf 10 km bei optimaler Kopfhaltung mit 20 bis 30
Sekunden "gehandelt"), setzen heute bei Straßenrennen nur etwa 20% der Profis
einen Helm auf. Aufgrund böser Verletzungen bei Stürzen im Massenspurt tragen
jedoch immer häufiger die > Sprinter unter den Straßenfahrern Helme.

Beim > Zeitfahren sind es wegen des aerodynamischen Vorteils rund 70 %, obwohl
die Sturzgefahr hier wesentlich geringer ist. Bei Amateurrennen dagegen setzt
sich die seit 1991 bestehende Helmpflicht weltweit durch. Anmerkung: Seit
1.6.1996 gilt in Deutschland Helmpflicht auch für Profirennen.

Erfreulich ist die wachsende Helmakzeptanz bei Kindern (die ohnehin häufiger
fallen bzw. an Unfällen beteiligt sind). Entgegen ursprünglicher Erwartungen hat
der Helm hier einen modischen Touch gewonnen.

s.a. > Sturzring


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Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH
Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH
Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000