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Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik

HILFSMOTOR

Trethilfe durch kleinen Elektro- oder Verbrennungsmotor.

Hilfsmotoren sind als Unterstützung bei widrigen Umständen - Steigungen,
Gegenwind - gedacht und dienen nicht zur Steigerung der Geschwindigkeit (diese
ist lt. Gesetz bei eingeschaltetem Motorantrieb auf 20 km/h begrenzt, was i.d.R.

durch Motordrosselung erreicht wird).

Aus der Vielfalt der schon früh einsetzenden Versuche, insbes. Älteren Leuten
das Radlerleben zu erleichtern, haben nur wenige Lösungen überlebt. Der geringe
Erfolg des von einem Hilfsmotor unterstützten Fahrrades liegt v.a. an seiner
Zwitternatur, die weder für eingefleischte Radler attraktiv ist noch für Leute,
die sich motorisieren wollen.

Lange war es daher ein "Arme-Leute-Motorrad" und wurde letztendlich ja auch zum
Moped bzw. Mofa weiterentwickelt. Neuerdings gibt es allerdings auch wieder
Versuche, den menschlichen Faktor beim Hilfsmotorantrieb stärker einzubinden
durch Einsatz moderner Kettenschaltungs-Antriebe, s. das u.g. Liegedreirad
        Verbrennungs-Hilfsmotoren
Hier sei vor allem der schon legendäre Lohmann-"Allesfresser" erwähnt, ein
Schlager der Nachkriegszeit, dessen robuste Ausführung z.T. sogar noch die 70er
Jahre erlebte und mit Diesel, Petroleum oder Benzin betrieben werden konnte.

Am erfolgreichsten und wegen seines unkomplizierten Antriebs beliebt war das
Velo-Solex (nach langjähriger Pause neuerdings wieder produziert), das
allerdings fast schon ein Mofa war (Tretantrieb nur bei Motorpanne oder leerem
Tank sinnvoll, da schwerfällig). Der Motor saß direkt über dem Vorderrad,
welches er per Reibrolle antrieb. Andere Hilfsmotoren benötigten demgegenüber
entweder komplizierte Getriebe oder riesige Riemen- oder Zahnradscheiben am
Hinterrad.

1986 startete Hercules mit dem Sachs-Nabenmotor "Saxonette" (Antriebseinrichtung
in die Nabe integriert) einen Wiederbelebungsversuch der Hilfsmotoren,
allerdings auch wieder nur mit begrenztem Erfolg. Vorteile gegenüber früheren
Ansätzen: sehr leise, leicht, benötigt lediglich eine versteifte
Rahmenkonstruktion.

                Liegedreirad
Eine interessante Studie ist das von Uwe Bühler und Christoph Kern an der FH
Furtwangen entwickelte Liegedreirad mit Hilfsmotor. Erreicht werden sollte ein
in bequemer Haltung zu fahrendes Gefährt, das auch bei hoher Gepäckzuladung und
widrigem Wetter im Lot bleibt.

Daher gefedertes Dreirad mit anatomisch geformtem Liegesessel. Um den Motor
Mensch weitmöglichst auszureizen, wurde eine leistungsfähige
18-Gang-Kettenschaltung montiert (deren Fehlen ein Mangel der meisten
Hilfsmotorräder ist und historisch letztlich zum Moped führte).

Der Verbrennungsmotor ist eine 0,7-PS-Saxonette mit 1 l Spritverbrauch auf 100
km - wenn man nicht tätig mithilft. Dann reduziert sich die Umweltbelastung noch
weiter, ein Argument, das solche motorunterstützten Tretmobile als Alternative
zum Zweit- oder Drittwagen empfiehlt.

        Elektro-Hilfsmotoren
Sinnvolle Elektrohilfsmotoren wurden erst in jüngster Zeit von Hercules, Winora
und Heinzmann zur Marktreife gebracht. Aus Gewichts- und
Batteriekapazitätsgründen kommen Motoren mit 200 - 250 W Leistung zur Anwendung.

Das > Handling wird durch das Batteriegewicht (um 7 kg) verschlechtert.

                Nachrüstsatz
Wer sein herkömmliches Fahrrad auf elektrische Unterstützung umrüsten will,
findet eine pfiffige Lösung in dem Nachrüstsatz "Velomatic" der Fa. Velectro
(A-5082 Fürstenbrunn): Der 24 V / 180 W Permanent-Magnet-Motor findet auf dem
Gepäckträger Platz (und bietet auf seiner Oberseite wiederum Möglichkeit zur
Gepäckbefestigung) und ist über Kette und Zahnkranz mit dem Hinterrad verbunden.

Nachgeladen wird an der normalen Steckdose.

                Solarfahrzeuge
Hier wird ein Teil des Betriebstroms über Solarzellen gewonnen, weswegen sich
hierzu besonders karosserierte Fahrräder mit ihren großen, glatten Oberflächen
eignen. Eine andere Möglichkeit, die Fotovoltage-Kollektoren unterzubringen,
bieten die Speichenflächen der > Laufräder.

Eine weitere Möglichkeit, sparsam mit der kostbaren Elektroenergie umzugehen,
besteht in der sog. > Bremskraftrückgewinnung, s.d.



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Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH
Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH
Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000