Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Modernste Form der > Kettenschaltung, bei der jeder > Gang über vorgegebene Rasterschritte exakt angesteuert/angegeben werden kann. Die Bezeichnung leitet sich von lat. index "Anzeiger" her. Mit dieser von > Shimano zunächst für das hintere > Schaltwerk entwickelten Technik -erstmals 1978 bei der fürs > Alltagsrad konzipierten > Positron-Schaltung - wurde das Bedienen einer Kettenschaltung so weit vereinfacht, daß sie auch von Normalradlern angenommen wurde, die bis dahin eher die > Nabenschaltung favorisierten. In Deutschland folgte > Fichtel & Sachs dem Beispiel der Asiaten und bot 1980 die Commander-Schaltung an. 1984 entwickelte Shimano die SIS-Dura Ace-Schaltung (SIS steht für "Shimano Index System") und erreichte damit den Durchbruch der Indexschaltung auf dem Rennradsektor. Bis dahin hatte man jahrzehntelang nach Gefühl und Gehör schalten müssen: Der Hebelweg war stufenlos und man mußte jedes > Ritzel erst einmal leicht überschalten, um dann nach Aufliegen der Kette den Schalthebel wieder leicht zurückzunehmen. Feingefühl und Routine waren also gefordert, Schaltfehler dennoch relativ häufig. Das schreckte > Normalradler ab und ließ sie zur leicht bedienbaren Nabenschaltung greifen. Mit dem Aufkommen der > Hyperglide-Ritzel kehrten sich die Bedienbarkeitsverhältnisse nahezu um: Heute ist die Kettenschaltung genauso einfach und präzis zu bedienen wie eine Nabenschaltung und Schalten ist sogar unter Last möglich. Funktion Die Rasterschritte sind i.a.R. im Schalthebel festgelegt (Ausnahmen: "Positron" von Shimano, "Commander" von Sachs, > S1 von Suntour). Der Schaltzug bewegt sich beim Schwenken des Schalthebels von einer Rasterstelle zur anderen exakt um die länge, die nötig ist, um die Kette per > Schaltschwinge von einem Ritzel aufs andere zu schwenken. Dazu muß 1. der vom Schalthebel vorgegebene Rasterschritt mit den Hebelverhältnissen der Schaltung und den Ritzelabständen übereinstimmen, damit die Kette auch exakt auf dem gewünschten Ritzel landet; 2. Schalthebel und Schaltwerk mittels > Synchronisierschraube synchronisiert werden (s. > Schaltungssynchronisierung). Leider sind Rasterschritte und Hebelmechanik von Hersteller zu Hersteller - z.T. sogar von Modell zu Modell des gleichen Herstellers! - unterschiedlich, so daß eine Kombination von Schalthebel, Schaltwerk und Ritzel nicht beliebig ist, s.a. > Kompatibilität. Die Voraussetzungen für das rasterbare Schalten wurden erst durch die Entwicklung von Schaltwerken mit > Schrägparallelogramm sowie einer zweiten > Rückholfeder im > Befestigungsauge geschaffen, damit das > Kettenführungsrädchen stets im annähernd gleichen Abstand (2-2 1/2 Kettenglieder) zu den Ritzeln bleibt, also sozusagen der "Böschung" des Ritzelpakets folgt. Bei weiteren Abständen erfolgt der Schaltvorgang nämlich zu zögerlich, bei zu engem Abstand kann es zu ungewollten Schaltvorgängen kommen. Darüberhinaus mußten auch Kette und Zahnformen als Voraussetzung für indiziertes Schalten optimiert werden, Krönung dieses Verfeinerungsprozesses waren die 1988/89 den Markt erobernden > Hyperglide-Ritzel. Weitere Einzelheiten s. > Schaltung: Kettenschaltung: heutiger Stand der Schaltungstechnik. Eine Indexschaltung ist also ein gut aufeinander abgestimmtes System aus Schalthebel, Schaltwerk, Zahnkranz, Kette und sogar Schaltzug, dessen > Außenhülle starrer ist als bei herkömmlichen Kettenschaltungen, um nicht durch einen "Ziehharmonikaeffekt" die korrekten Rasterabstände zu verfälschen. Indexschaltungen hatten früher durch die Bank eine Abschaltmöglichkeit der Indexierung, um bei Unstimmigkeiten im Fahrbetrieb (Seillängung, unpräzise Schaltabläufe) wieder "nach Gefühl" schalten zu können. Moderne Schaltvorrichtungen wie die > Brems/Schalt-Hebel oder > Drehschaltgriffe verzichten mittlerweile auf die ohnehin selten genutzte Einrichtung, zumal heutige Schaltanlagen auch dauerhaft sicher funktionieren. Dank moderner, schaltfreudiger Überlauf-Zahnformen und der oben angeführten Innovationen schalten heute auch einfache, nicht-indexierende Schaltungen wesentlich präziser als frühere Kettenschaltungen dieser Art. Umwerfer Die indizierte Funktion des > Umwerfers besitzt - da im "ziehenden Trum", also dem unter der > Pedalkraft des Ralers gespannten oben laufenden Kettenteil, geschaltet wird - noch nicht die Präzision der hinteren Schaltwerke. Mittels spezieller Schalt- und Hilfsschaltzähne sowie Stütznieten ist aber bereits ein Schalten unter Teillast möglich. Funktionell sinnvoller operiert diesbezüglich das elektrische > Browning System, das aber - nicht zuletzt aus Kostengründen - nur zögerliche Verbreitung findet.
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Copyright und
redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000