Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Modernste Art der Hinterradnabe, bei welcher der in einer "Kassette" (s. > Kassettenkörper) befindliche > Freilauf Bestandteil der Nabe ist und nicht nachträglich aufgeschraubt wird wie bei der > Schraubkranznabe. Der > Kassettenkörper des Freilaufs nimmt die > Ritzel per Steckverbindung auf, wodurch sich folgende Vorteile ergeben: Vorteile * leichterer Ritzelwechsel; * leichterer Speichenwechsel; * geringere Achsbelastung; * geringeres Gewicht. Während beim traditionellen > Schraubkranz (Abb. s.d.) die einzelnen > Ritzel in zwei oder mehr Stufen aufgenommen werden und daher unterschiedliche Innenabmessungen aufweisen, haben Kassettenritzel eine einheitliche Aufnahme, können also beliebig einzeln oder en bloc montiert werden. Darüberhinaus werden die Ritzel durch einfache Steckverbindung mit abschließender Sicherungsmutter (bei Älteren Ausführungen per Verschraubung des kleinsten Ritzels) axial fixiert, was gegenüber Schraubkränzen den Ritzelwechsel erleichtert. Weiterer Vorteil: Die Freilaufeinheit ist soweit geometrisch verkleinert, daß die Speichen über den Kassettenkörper hinweg in den Nabenflansch gefädelt werden können. Zum Speichenwechsel müssen nur die Ritzel, nicht aber der Freilauf demontiert werden. Angenehmer Nebeneffekt der Verkleinerung: Sie macht die Kassettennaben leichter als die herkömmliche Kombination Hinterradnabe plus Schraubkranz. Ein ganz entscheidender Vorzug der meisten Kassettennaben ist die hohe Belastbarkeit der Hinterradachse: Da deren rechte Lagerung im Kassettenkörper und damit weiter außen erfolgt, wirken Kettenzug und Vertikalbelastungen mit kürzerem Hebelarm ein als beim herkömmlichen System, was die > Biegesteifigkeit der Achse wesentlich erhöht. Diese gerade am hochbelasteten Rad sinnvolle Bauweise hat der - zuvor gar nicht so erfolgreichen - Kassettennabe erst 10 Jahre nach ihrer Markteinführung im Zuge des > Mountainbike-Booms zum Durchbruch verholfen: Es zeigte sich nämlich, daß sie die extremen Belastungen des Off-Road-Betriebs weitgehend klaglos wegsteckte, während bei herkömmlichen Naben immer wieder verbogene oder gar gebrochene Achsen die Radlerfreuden trübten. Heute gibt es keinen renommierten Hersteller von > Gruppen mehr, der keine Kassettennabe im Angebot hätte. Historie Die erste Kassettennabe wurde von > Fichtel & Sachs bereits 1952 hergestellt und vertrieben, konnte sich aber auf dem Markt nicht durchsetzen. Sie war ihrer Zeit voraus und wartete bereits mit 5-fach-Ritzeln auf (damals üblich waren 3-fach-Ritzel). Ihre Renaissance erlebte die Kassettennabe dann Ende der 70er Jahre durch > Shimano, der endgültige Durchbruch kam aber erst Ende der 80er Jahre mit dem Mountainbike-Boom. 16. November 1994 / 4. Juli 95 / 29.1.96
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Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000