Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Urspüngliche Einspeichart (damals ausschließlich mit ungekröpften Speichen), bei der die Speichen Nabe und Felge in direkter Linie. Die Radialspeichung wurde bereits 1874 durch die gekröpften > Tangentialspeichen abgelöst, die gekreuzte Einspeichung ermöglichten. Daß die Radialspeichung in jüngerer Zeit zu neuen Ehren kam, hat aerodynamische, modische und auch fertigungstechnische Hintergründe. Übrigens wird sie heute sowohl mit normalen als auch mit ungekröpften Speichen radialisiert, s. weiter unten. aerodynamisch In jüngerer Zeit vielfach beim > Triathlonrad anzutreffen, da radial gespeichte Laufräder leichte aerodynamische Vorteile bieten (keine wirbelbildenden Speichenkreuzungen), ein Register, welches Triathleten wegen des Windschattenfahrverbots beim > Triathlon gerne ziehen. technisch Ein radial eingespeichtes Laufrad kann erst dann > Antriebs- oder > Bremsmomente (bei > Nabenbremse) übertragen, wenn sich alle Speichen etwas gegenüber dem Nabenflansch verdreht haben. Das hat bei kräftigen Antritten oder entsprechend harter Bremsung einen erheblichen Anstieg der Speichenspannung zur Folge. Andererseits erreicht ein radial eingespeichtes Laufrad - mit nach außen weisenden Speichenbögen(!) - erreicht die höchstmögliche > Seitensteifgkeit. Dies ist ein Grund dafür, bei den heute zur Norm gewordenen mit 7-8 > Ritzeln bestückten > Zahnkränzen das Hinterrad mit der Kildemoes-Einspeichung (Zahnkranzseite radial mit Speichenbögen nach außen, Gegenseite gekreuzt, vgl. > Einspeichen) eine höhere Seitensteifigkeit zu erreichen. Moderne > Naben mit verdicktem Mittelteil halten dem dann über den Nabenkörper verlaufenden > Antriebsmoment stand. Desweiteren sind die Speichen bei Radial-Laufrädern (v.a. "Sonnenräder", s. > Sonnenrad-Nabe) schneller und komplikationsloser einzulegen und zu > zentrieren. wenig Fahrkomfort Radial eingespeichte Laufräder müssen eine sehr hohe Speichenspannung besitzen, sonst "klappern" die Stäbchen beim harten Wiegetritt in ihren Löchern, da die Elastizität bringende Kreuzungsstelle fehlt. Etwas reduzieren kann man die Speichenspannung wenn die federnden > Wellenspeichen von Rödel einsetzt. Nachteil: Radial gespeichte Laufräder sind sehr hart, weswegen sie nicht mit allzu hohem Luftdruck gefahren werden dürfen, da sie bei unebener Fahrbahn sonst in Kurven leicht aus der Spur "hüpfen" können. Dieser Effekt kann sich mit Wellenspeichen sogar in ein Gewinn an Fahrkomfort umkehren lassen. modisch Last but not least: Ein radial eingespeichtes Laufrad übt einen besonderen optischen Reiz aus und wird von manchen Radfreaks daher gern als Imagepflege zur Schau getragen. Spezialnaben Da nun aber Normalnaben nicht für die hohe radiale Zugbelastung ausgelegt sind und früher oder später am > Flansch ausreißen würden, müssen spezielle Radialnaben verwendet werden, die dieses Problem durch extrem hohe Flanschüberstände (> Flansch) lösen. Wer dennoch seine Laufräder mit Normalnaben radial einspeichen möchte, halte sich an folgende Grundregel: 1. Nur Laufräder bis max. 28 Speichen verwenden; 2. > Speichenbögen nach außen legen, da so mit etwas weniger > Speichenspannung operiert werden kann; 3. Nabenflansche durch gründliche Wachspflege (s. > Sprühwachs) vor > Korrosion schützen; 4. spätestens nach zwei Jahren die Nabe austauschen (kann danach durchaus noch mit gekreuzter Einspeichung gefahren werden). Auch dem Verdrehen der Speichenbögen im Flansch begegnen spezielle Radialnaben konstruktiv: Tomo-Nabe Die zur Radialspeichung mit konventionellen Speichen konzipierte > Tomo-Nabe mit einer > Nut, in der jede Speiche im unteren Bereich geführt wird, wodurch die > Antriebsmomente recht gut übertragen werden können. Einzelheiten s. > Naben: Sondernaben. Sonnenradnabe Die früher von Weco produzierte Nabe war für Radialspeichung mit > Geradspeichen konzipiert. Diese wurden in Schlitzen geführt und konnten so ebenfalls Antriebsmomente übertragen. Roval-/Shamal-Naben Naben zum Einhängen von > Hammerkopfspeichen für > Roval-/Shamal-Laufräder. Bei diesen ist das Vorderrad und die linke Hinterradseite radial gespeicht (Speichen werden Ähnlich wie bei Sonnenradnabe in Schlitzen geführt), die rechte Hinterradseite dagegen gekreuzt, um die Antriebskräfte optimal übertragen zu können.
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Copyright und
redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000