Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Ungewollte Querschwingungen des > Vorderbaus, die sich je nach > Seitensteifigkeit des Rahmens zu Amplituden bis 10 cm "aufschaukeln" können und u.U. zum Sturz führen. Beim Rahmenflattern liegt eine > Resonanz zwischen den Frequenzen eines sog. Erregers und der Eigenfrequenz von Bauteilen vor. Als Erreger fungieren Unwuchten des Vorderrades und Zittern des Fahrers, sei es vor Kälte oder aus Unsicherheit. Menschliches Zitter ist bei Fequenzen von etwa 6 bis 8 Herz angesiedelt, Vorderradunwuchten gleicher Frequenz treten beim 27/28-Zoll-Laufrad (ca. 2,10 m Radumfang, 6 bis 8 Radumdrehungen pro Sekunde) bei Geschwindigkeiten von 45 bis 60 km/h auf. Liegt nun auch die Eigenfrequenz der Rahmenvorderbauten in diesem Fequenzbereich, kann bei ungenügender > Dämpfung das Rahmenflattern auftreten, wobei das vom Vorderrad induzierte Flattern durch die Geschwindigkeit von 45 bis 60 km/h besonders gefährlich ist. Besonders flattergefährdet sind > Damenrahmen mit tiefem Durchstieg und Fahrradrahmen, deren > Oberrohr eine zu geringe > Biegesteifigkeit aufweist. Untersuchungen haben ergeben, daß beispielsweise die Wandstärkenerhöhung um 1/10 mm im Oberrohr den Rahmen ebenso sicherer gegen das Rahmenflattern macht wie eine 3/10 mm Wandstärkenverdickung am Unterrohr. Nachlauf Im gewissen Maße kann auch der > Nachlauf eine Flatterneigung des Rahmens bedingen: * Flacher > Steuerwinkel und weite > Gabelvorbiegung fördern das Rahmenflattern (langer Hebelarm, mit dem die Unwuchtigkeiten des Vorderrades auf den Vorderbau einwirken); * Steilere Steuerwinkel und kurze Vorbiegung dagegen wirken dem Flattern entsprechen entgegen; * ein zu steiler Steuerwinkel kann jedoch durch die Neigung zum > Übersteuern dem Rahmenflattern wieder förderlich sein. "Laienphänomen" Interessant ist beim Phänomen Rahmenflattern, daß Profis auf ihren im Vergleich zu anderen Fahrradtypen doch recht "weichen" Rennrädern nie davon betroffen sind. Dies liegt einerseits an deren ungebrochenem Selbstvertrauen, andererseits an ihrem - im Vergleich zum > Normalradler - näher zum Vorderrad hin orientierten Körperschwerpunkt (weiter nach vorn und tiefer gebückt), wodurch mehr Gewicht aufs Vorderrad kommt. Das erhöht die Dämpfung zwischen dessen Reifen und der Fahrbahn und wirkt so der Flatterneigung entgegen. Darüberhinaus versteht es der "Profi", aufkommenden Querschwingungen rechtzeitig dämpfend entgegenzuwirken: Sofortmaßnahmen 1. Körpergewicht zum Vorderrad hin verlagern, 2. Knie fest ans Oberrohr drücken, 3. Ellbogen an den Oberköper legen. Ein weniger hart aufgepumpter Vorderradreifen erhöht die Dämpfung. Wer häufiger mit Rahmenflattern zu tun hat, sollte seinen Körperschwerpunkt weiter nach vorne verlegen und zwar entweder * den Sattel weiter vorstellen, oder * Fahrrad mit längerem Hinterbau kaufen (s.a. > Vorderbaulänge). Achtung Reiseradler Reisegepäck, dessen Schwerpunkt hinter der Hinterradachse liegt, entlastet das Vorderrad und mindert damit dessen Dämpfung. Es besteht dann akute Flattergefahr, wobei (Massenanhäufung) das Flattern dann schon bei niedrigeren Geschwindigkeiten auftritt als dies ohne Gepäckzuladung der Fall wäre. Eine andere Art von Resonanzeffekt ist das > Gabelflattern.
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Copyright und
redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000