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Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik

REIFENMASSE

Abmessungen von > Reifen, die bei der > Reifengröße angegeben werden. Das ist in
erster Linie die > Reifenbreite und der > Reifendurchmesser, bisweilen ist auch
die > Reifenhöhe beinhaltet. Neben der offiziellen Angabe nach > ETRTO sind noch
die Zoll- sowie die französische Angabe gebräuchlich. Siehe hierzu >
Reifengröße.

Reifen-montage
Da Reifen im Fahrbetrieb fest mit der Felge verbunden sein müssen, gestaltet
sich ihr Wechsel bisweilen nicht ganz unproblematisch, bei Schlauchreifen gehört
sogar ein gewisses Fachwissen dazu. Hier einige Tips und Tricks:

        Drahtreifen
> Drahtreifen werden im Fahrbetrieb vom > Felgenhorn gehalten und müssen bei
Montage wie Demontage über die Felgenkante gehebelt werden, und zwar möglichst
ohne Zuhilfenahme von > Montagehebeln. Das geht umso leichter, je tiefer das
Felgenbett ausgeprägt ist, je exentrischer er zur Felge sitzt:

                Demontage
* Luftloses Laufrad auf den Boden stellen (Ventil nach unten);
* Reifen - am höchsten Punkt beginnend - mit Daumen und Zeigefinger beider Hände
 zusammendrücken und in den Felgenboden herunter ziehen;
* Diese Zugkraft weiter ausübend den Reifen zwischen den Fingern durchgleiten
lassen bis gut die Hälfte des Reifenumfangs ins Felgenbett gedrückt ist.

* Weiter die Zugkräfte ausüben, Hände an der Felge abstützen und das Laufrad
zwischen Oberschenkel und Bauch einklemmen.

* So fortfahren bis in die Ventilgegegend. I.d.R. läßt sich der Reifen nun mit
Fingerkraft über die Felge heben.

Montagehebel müssen also nur bei nicht ausreichend tiefen Felgenbetten zu Hilfe
genommen werden, ansonsten schaden sie eher als daß sie nutzen
(Verletzungsgefahr bes. des Schlauches).

                Montage
Achtung: Um den Schlauch vor den > Speichenlöchern, > Speichennippeln oder gar
vorstehenden Speichenenden zu  schützen, muß in die Felge ein > Felgenband
eingelegt sein.

* Den Reifen mit einer Seite ins Felgenbett einhängen und diese Reifenseite
rundum über die Felgenkante heben;
* den gerade so faltenfrei aufgepumpten Schlauch mit dem Ventil ins Ventilloch
einhängen und ringsum unter den Reifen praktizieren;
* Luft ablassen;
* gegenüber dem Ventil beginnend, zweite Reifenseite über Felgenkante heben so
weit dies geht.

* Laufrad mit Ventil nach unten auf den  Boden stellen,
* den bis dahin beidseitig eingebrachten Reifen gegenüber dem Ventil beginnend
(analog zur Demontage) zwischen Daumen und Zeigefinger in die Felgenmitte
drücken;
* Laufrad zwischen Oberschenkel und Bauch einklemmen, bis in die Ventilgegend
Zug ausüben und den Mantel über die Felgenkante drücken. Vorsicht bei Verwendung
von Montagehebeln: Der gerade frisch geflickte Schlauch ist schnell wieder
"gelöchert".

Auch hier müssen Montagehebel nur bei nicht ausreichend tiefen Felgenbetten zu
Hilfe genommen werden. Dabei ist Äußerste Vorsicht geboten.

        Schlauchreifen
> Schlauchreifen werden auf die Felge geklebt, weswegen die "In-Dienst-Stellung"
sowohl neuer Reifen als auch Felgen gewisser Vorbereitungen bedarf:

                Vorbereitungen
Vor seiner Erstmontage wird ein neuer Schlauchreifen auf eine unbekittete Felge
gezogen, auf 8 bar aufgepumpt und über Nacht stehengelassen, damit sich der
Reifen gleichmäßig dehnt.

Wird der Reifen auf eine neue Felge aufgezogen, so sollte diese gründlich mit
Alkohol oder Azeton fettfrei gemacht werden. Nun auf jeden Zwischenraum zwischen
zwei Speichenlöchern einen Tupfer > Felgenkitt aufbringen und mit dem Finger
gleichmäßig verteilen. Ein halbe Stunde ablüften lassen, zweite Schicht
aufbringen. Einen Tag ablüften lassen. Dann dritte Schicht aufbringen und eine
halbe Stunde ablüften lassen.

Das Aufbringen mehrerer Lagen Kitt hat den Sinn, den Reifen seitlich
"aufzufüttern", damit er nicht auf seiner Naht schaukelt. Moderne
Schlauchreifenfelgen besitzen eine "Bettmittelrille" und benötigen nur eine Lage
Kitt.

Nun den Schlauchreifen wie folgt aufziehen:

* Reifen gerade so faltenfrei pumpen,
* Ventil durchs Ventilloch fädeln,
* Laufrad gegenüber dem Ventil auf eine saubere Unterlage stellen,
* Reifen rechts und links vom Ventil fest umfassen und Richtung Boden ziehen,
dabei Reifen durch die Hände gleiten lassen, bis gut der Radumfang auf der Felge
sitzt.

* Hände an Felge abstützen, Laufrad zwischen Brust und Oberschenkel einklemmen,
mit der Prozedur fortfahren bis auf einen Reifrenrest von ca. 15 cm;
* Hände fest an der Felge abstützen, Reifenrest mit Daumen kräftig nach oben und
über die Felgenkante drücken.

* Luftdruck auf etwa 2 bar erhöhen,
* Reifen ausrichten,
* Luftdruck auf vollen Betriebsdruck erhöhen.

Besitzt eine Felge bereits ein Kittbett (wurde also schon benutzt), so reicht
beim Reifenwechsel eine dünne neue Lage Kitt.

Bei Reifenwechsel unterwegs  wird i.d.R. nicht neu gekittet, anschließend aber
entsprechend vorsichtiger gefahren (keine zu schnellen Abfahrten, nur mäßige
Kurvenlage, keine unnötige Vollbremsung).

Das umständliche Kittauftragen kann zwar durch das einfache Aufkleben eines >
Reifenklebebandes ersetzt werden, stützt die Reifenflanken aber weniger gut. Das
Band sollte dann durch einen Spezialkleber (Fachhandel) fester an der Felge als
am Reifen haften, damit es sich beim Reifenwechsel unterwegs nicht ablöst
Hilfreich bei der Reifenfixierung ist übrigens ein interessanter Effekt der in >
Diagonallagen angeordneten Karkassenfäden: Wird der Schlauchreifen nämlich unter
Luftdruck gesetzt, so nimmt er in seiner Dicke zu, in seinem Außendurchmesser
jedoch ab. Die Ursache liegt in der beim Aufpumpen leicht veränderbaren
Winkelstellung der Karkassenfäden zueinander. So schrumpft beispielsweise ein
27- Zoll-Reifen unter 2 bar Luftdruck gesetzt auf reale 26 Zoll zusammen. Dieser
Effekt ist für den sicheren Sitz von Schlauchreifen Äußerst wichtig und auch der
Grund dafür, daß bereits wenige Kittreste auf der Felge ausreichen, um einen
Resevereifen hinlänglich zu halten; s.a. > Karkasse.

Demontage
* Luft ganz ablassen,
* mit Daumen und Zeigefinger gegenüber vom Ventilloch einen Reifenbereich von
10-15 cm vom Felgenbett lösen (s.u. Tip 5).

* Bei besonders fest sitzendem Reifen gegebenenfalls auch von der Gegenseite
Lösungsversuche unternehmen.

* Ist ein Reifenteilbereich von der Felge gelöst, wird er über die Kante
gedrückt, womit die schwerste Arbeit getan ist.

* Nun Reifen durch senkrechtes Wegziehen von der Felge Stück um Stück lockern.

        T I P S
1. Wird auch das > Nahtschutzband leicht mit Felgenkitt eingestrichen, so hält
der Reifen besser.

2. Wenn Sie eine Felge mit "Bettmittelrille" benutzen (s. > Felgenbett),
zentriert diese die > Reifennaht sozusagen automatisch: Der Reifen braucht nicht
mehr ausgerichtet zu werden, benötigt kein dreifach aufgekittetes Felgenbett,
sondern hält schon mit einer Lage Kitt und neigt überdies bei langen
Paßabfahrten weniger schnell zum "Wandern".

3. Außerdem eignet sich die Felge mit der Bettmittelrille besonders für die
Verwendung von > Reifenklebeband (sauberere Montage), s.o.

4. Reservereifen sollten bereits einmal auf der Felge aufgezogen gewesen sein
und Kittreste am Nahtband aufweisen, damit sie bei Reifenwechsel unterwegs
besser auf der Felge haften;
5. Gegenüber dem Ventil einen 10 cm langen Felgenbereich unbekittet lassen: Das
erleichert die Reifendemontage erheblich, ohne den Reifensitz zu schwächen.



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Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH
Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH
Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000