Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Optimale Trittbewegung des Radlers, die durch einen gleichmäßigen Krafteinsatz über die gesamte Kreisbahn die effizienteste Kraftumwandlung gewährleistet. Obwohl es in anderen Sportarten (Kunstturnen, Stabhochsprung, Hürdenlauf usw.) sicherlich weitaus kompliziertere Bewegungsabläufe gibt, als stets im Kreis herumzutreten, stellt sich dieses vordergründig banale Unterfangen in der Realität als doch recht schwierig dar. Im Einzelnen gilt es nämlich, für einen tatsächlich runden Tritt folgende Kriterien zu erfüllen:. 1. Mit jedem Bein muß über einen Kurbelwinkel von mehr als 180 Grad hinausgetreten werden, damit der Trittfluß nicht abreißt. 2. Die Kraft sollte möglichst gleichmäßig auf das Pedal eingebracht werden, denn jede > Lastspitze auf dem Pedal würde ja eine ruckartige Beschleunigung von Roß und Reiter bedeuten. 3. Der Radler muß fließend über die beiden > Totpunkte hinweg pedalieren (Einsetzen der Kraft bei oben stehendem, Ausklinken bei unten stehendem Pedal). 4. Der Krafteinsatz auf das Pedal sollte tunlichst tangential zum Kurbelarm erfolgen. Nur diese im Kraft dient dem Vortrieb. Anders gerichtete Kräfte haben sog. > Totkräfte zur Folge, die nur die > Lagerungen belasten, aber nichts zum > Vortrieb. Erlernen Zum Erlernen des runden Tritts wurde bereits im 19. Jahrhundert in Radfahrschulen das "Pedalieren" gelehrt: Richtiges Heben und Senken der Ferse bei exakt unter dem Ballen stehendem Pedal. Das waren durchaus sinnvolle Maßnahmen zur Vermeidung von Totkräften und ruckartigen Kurbelbewegungen. Da der runde Tritt bei Radsportlern an Leistung und Erfolg mitbeteiligt ist, wird er auch heute noch intensiv trainiert. Dabei haben sich folgende Hilfsmittel bewährt: 1. Fahren mit höheren > Trittfrequenzuen (110-120 U/min); 2. zeitweiliges Fahren mit > starrem Gang; 3. moderne elektronische Meßgeräte wie das Kraftmeßpedal von Medisport: Elektronische Sensoren zeigen sofort akustisch an, wenn der Radler Totkräfte, axiale oder sonstige Kräfte auf das Pedal ausübt, die nicht der Fortbewegung dienen. Weitere, weniger genutzte Hilfsmittel wären das Fahren a.) mit dem > Pedersen-Rad (hin und her Schwingen im Hängesattel verdeutlicht unrunden Tritt und übt seine Vermeidung ein), b.) mit einer > Sattelschwinge (Lastspitzen im Trittablauf führen zu lästigen Wippbewegungen). Darüberhinaus ist das Anschnallen des Fußes auf dem Pedal (> Pedalhaken und -riemen oder > System-Pedal) einem runden Tretablauf förderlich. Natürlich macht erst die Übung den Meister, und gerade bei hoher Leistung strebt die Körpermotorik nahezu automatisch ein möglichst effizientes Zusammenspiel von Organismus und Mechanismus an. Zugphase Die sog. Zugphase (Bereich um die 270°-Kurbelstellung) beim Tretablauf wird häufig überbewertet. Messungen bei Profis haben ergeben, daß das Hochziehen des Pedals keineswegs so häufig eingesetzt wird, wie vielfach vermutet, sondern mehr als "stille Reserve" genutzt wird, und zwar, wenn kurzzeitig angetreten, ein Gang vor dem Wind gehalten oder eine kurze Steigung ohne Runterschalten genommen wird. Übrigens wird - hier jedoch aus Ästhetischen Gründen - auch beim Kunstradfahren ein runder Tritt verlangt: "Eckiger Tritt" wird mit Punktabzug bestraft. Anzeichen eines unrunden Trittes sind übrigens: Sattelhoppeln bei höheren Trittfrequenzen, Auf-und-Ab-Tanzen des oberen Kettenabschnitts und ruckartige Fortbewegung. Vgl. hierzu auch > Biopace, > ovale Kettenblätter, > BIKEDRIVE und > Antrieb.
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Copyright und
redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000