Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Unterschiedliche Prinzipien und Vorgehensweisen beim > Schweißen. Im Fahrradbau werden aus der Fülle von über fünfzig Schweißverfahren überwiegend die folgenden eingesetzt: Elektrodenschweißen Bei hoher Stromstärke wird zwischen einer stromführenden Elektrode und den Werkstücken ein Lichtbogen gezündet, der einerseits die Werkstücke partiell aufschmilzt und außerdem auch die Elektrode zum Abschmelzen bringt. Damit wird zusätzlich Werkstoff (> Schweißzusatz) in die > Schweißnaht eingebracht. Das Verfahren eignet sich nicht für dünnwandige Teile wie z.B. hochwertige Stahlrohre und findet daher im Fahrradbau nur bei dickwandigen Rohren (> Einrohrrahmen) Anwendung. Autogen Schweißen Der Schweißbereich wird mit einer Schweißflamme (Acethylen/Sauerstoff-Gemisch) aufgeschmolzen und mit von Hand zugeführtem Schweißzusatz in Form von dünnen Schweißdrähten bei Bedarf aufgefüllt. Angewandt bei dünnwandigen Stahlteilen und -rohren, mit sehr viel Erfahrung auch für Aluminiumteile einsetzbar. Heute ist das Autogenschweißen weitestgehend vom Schutzgasschweißen abgelöst worden. Schutzgas Schweißen Der Arbeitsbereich wird mit einem Edel- oder Mischgas "beduscht" und damit gegen die Umgebungsluft abgeschottet, um werkstoffschädigende Sauer- und Stickstoffeinflüsse zu verhindern. Je nach verwendetem Gas bzw. technischen Details kommen im Fahrradbau drei Verfahren zur Anwendung: WIG-Schweißen Wolfram-Inertgas-Schweißen: Unter einem Schleier aus dem Edelgas Argon brennt ein Lichtbogen zwischen einer Wolframnadel und dem Werkstoff, der das Material aufschmilzt (z.B stumpf aneinander gefügte Rahmenrohre), wobei mit einem Schweißstab noch Schweißzusatz eingebracht werden kann Durch das sog. "Impulsschweißen" wird eine weitere Hilfestellung erreicht: Der volle Schweißstrom besteht nur etwa eine Sekunde lang, es folgt eine Sekunde, in welcher der Schweißstrom fast auf Null zurückgeht, um dann wieder für eine Sekunde einzusetzen usw. Dadurch kann der Schweißer sichergehen, daß er bis zur "Wurzel" durchschweißt, in der Pause den nächsten Schweißpunkt anvisiert, und so Punkt um Punkt die Rohre verbindet. Zur Anwendung kommt das WIG-Schweißen am Fahrrad bei der Fertigung von Stahl-, Aluminium- und Titanrahmen sowie > Vorbauten aus diesen Werkstoffen. Wegen der separaten Schweißzusatzzuführung wird das WIG-Schweißen überwiegend von Hand ausgeführt, Roboterschweißungen sind noch relativ selten. Da Wolfram im engl. Tungsten heißt ist auch die engl. Bez. TIG-Welding (inert gas "Schutzgas"; welding "Schweißen"). MIG-Schweißen Mischgas-Schweißen: Die beiden Werkstoffe (z.B. stumpf aneinander gefügte Rohre) werden unter einem Mischgasschleier - preisgünstige Mischung von Argon mit Kohlensäure - verschweißt, wobei der Lichtbogen zwischen einem automatisch nachgeführten dünnen Schweißdraht und dem Werkstück brennt: Der Schweißdraht tropft ab und schmilzt sich so kontinuierlich in das erwärmte Rohrmaterial ein. Da bei diesem Schweißverfahren die Hauptwärmezufuhr über den Schweißdraht erfolgt, ist es materialschonender als das WIG-Schweißen und eignet sich besonders für dünnwandige Bleche und Rohre. Nachteil dieser Methode ist eine optisch wenig ansehnliche, nach außen gewölbte Schweißnaht. Dies ist ein Grund dafür, warum die MIG-Schweißung nicht zur Herstellung höherwertiger Rahmen herangezogen wird. Versuche mit besonderen Impulsverfahren erbrachten inzwischen aber ansehnlichere Schweißnähte. Für die Massenfertigung auch von Fahrradrahmen steuern heute schon Roboter den Schweißbrenner. Plasma-Schweißen Aus dem > WIG-Schweißverfahren entstandenes Verfahren, bei dem ein Schutzgasstrom den Lichtbogen sehr stark bündelt und damit einen Plasmastrom erzeugt (als Plasma werden in Elektronen und Ionen zerlegte Gase bezeichnet). Mit diesem Verfahren lassen sich sehr schmale Schweißnähte und entsprechend präzise Schweißungen ausführen, ein Grund dafür, Plasmaschweißen bereits bei der Rahmenherstellung alternativ zum WIG-Schweißen einzusetzen. Laser-Schweißen Aufschmelzen und somit Verschweißen von dünnen Blechen mittels Laserstrahl ohne Hinzufügung von Schweißgut. Die Energiedichte eines Laserstrahles wird mehrere Millionen Watt/cm² gebündelt, wobei das Metall aufgeschmolzen wird. Mit entsprechend dosiertem Laserstrahl lassen sich aufeinander oder nebeneinander liegende Teile (Bleche, Folien ect.) miteinander verschmelzen. Der > Schmelzbereich ist 0,2 - 0,4 mm breit. Im Fahrradbereich wird das Laserschweißen in nächster Zukunft schon zur Anbringung von Verstärkungen auf den Rahmenrohren und zum Fixieren von > Anlötteilen genutzt werden. Rohr-zu-Rohr-Verbindungen von > Diamantrahmen sind wegen der komplizierten Schweißnahtführung per Laserschweißung derzeit noch nicht möglich. Denkbar ist es allerdings, daß die einfach konzipierte Form der > Einschwingenrahmen in Zukunft per Laserschweißung gefertigt werden könnte. Vgl. auch > Laserschneiden. elektrisches Widerstands-Schweißen Bei diesem auch als "Preß-Stumpfschweißen" bezeichneten Verfahren werden die Bauteile unter Äußerem Druck im Kontaktbereich zusammengepreßt, mittels einem elektrischem Kurzschlußstrom dort erwärmt und ohne Zuführung von Schweißzusatz ineinander verschmolzen. Im Fahrradbereich zum Anschweißen von > Ausfallenden an die plattgedrückten Rohrenden einfacher Gebrauchsrahmen genutzt. Punktschweißen Spezielles elektrisches Widerstands-Schweißen, bei dem zwei Metallbauteile mittels zweier Kupferelektroden punktförmig zusammengepreßt und unter Kurzschlußstrom gesetzt werden. Es erfolgt ein linsenförmiges Ineinanderschmelzen der Bauteile an dieser Stelle. Je nach Erfordernis und Bauteilgröße erfolgt die Kontaktierung dann mittels mehrerer nebeneinanderliegender Schweißpunkte. Anwendung: Anbringung von > Stegplatten und > "Anlötteilen" am Rahmen. Unterpulver-Schweißen Der Kontaktbereich wird zu einer Schweißfuge ausgekehlt, die dann mit Schweißpulver abgedeckt wird (schützt die Schweißzone vor Luftsauerstoff und Luftstickstoff). Eine blanke Schweißelektrode wird dann eingeführt und "unter Pulver" abgeschmolzen. Anwendung: > Rohrherstellung. Hochfrequenz-Schweißen Ein von einem Induktor erzeugter hochfrequenter Strom schmilzt die Kanten der zu verbindenden meist dünnwandigen Bauteile auf, die dann unter Druck ohne Zuführung von Schweißzusatz zusammengepreßt werden. Anwendung: Rohrherstellung/Kunststoffschweißung). Kunststoff-Schweißen Verschweißen von thermoplasischen Kunststoffen (> Thermoplaste), wobei die Erwärmung durch ein Heizgas, einen hochfrequenten elektrischen Strom, durch erwärmte Metallteile oder Ultraschall erfolgt. Wie z.T. beim Metallschweißen kann zusätzlicher Materialeinsatz in Form von Schweißzusatz erfolgen.
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Copyright und
redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000