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Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik

SPEICHEN

Mittels > Speichennippeln unter > Zugspannung gesetzte Verbindung zwischen Nabe
und Felge. Speichen werden aus verzinktem Stahldraht, für gehobenere Räder aus
Edelstahldraht gefertigt. Die > Zugfestigkeit steigt durch das Ziehen bei der
Herstellung und erreicht je nach Ausführung und Hersteller Werte zwischen 1.200
und 1.800 N/mm².

Ursprünglich waren Speichen auf Druckbelastung ausgelegt und besaßen daher einen
dickeren Querschnitt. Mit der Einführung der > Tangentialspeichung (1874)
änderte sich dies, die Speichen konnten, da nur noch auf Zug belastet, dünner
ausgeführt werden und bekamen mit Bogen und Gewinde ihre heutige Form.

Eine handelsübliche Speiche läßt sich in drei Bereiche aufteilen:

* den > Speichenbogen, der zur Halterung im > Nabenflansch dient,
* das > Gewinde zur Fixierung in der > Felge sowie der > Zentrierung des
Laufrades,
* das Speichenmittelteil, das in durchgehendem oder partiell verdünntem
Querschnitt ausgeführt wird.

        glatte Speichen
Die meistverwendeten Speichen haben einen durchgehendem Durchmesser von 1,8 oder
2 mm, Sonderspeichen 2,3 mm und werden für Fahrräder bis in den mittelpreisigen
Bereich hinein eingesetzt.

        Dickend-Speichen
Speichen, deren Durchmesser partiell verdünnt ist. Da der > Speichenbogen
(Einzelheiten s.d.) die höchstbelastete Stelle ist, gefolgt vom Gewindeteil
(Bruchgefahr durch Kerbwirkung des Gewindes), macht es Sinn, Speichen hier
dicker auszuführen als im Mittelteil, das nur symmetrisch auf Zug belastet wird.

Diese sog. "Dickend-Speichen" werden in drei Ausführungen angeboten und sind
nicht nur dauerhaltbarer als gewöhnliche Speichen, sondern auch leichter und
elastischer:

                1-D-Speichen
Nur ein dickes Ende: Nur der Bogen ist verstärkt ausgeführt: 2,0 - 1,8 mm  oder
2,3 - 2,0 mm.

                DD-Speichen
Doppeldickendspeichen: Das Mittelteil ist im Durchmesser reduziert: 1,8 - 1,6 -
1,8 mm  oder
2,0 - 1,6 - 2,0 mm  oder 2,0 - 1,8 - 2,0 mm.

                3-D-Speichen
Doppeldickendspeichen mit verschieden dicken Enden: Im Bogen 2,3 mm,
Speichenmitte 1,8 mm, Gewindeteil 2 mm.

        Sonderspeichen
Speichen, die durch Querschnittsform, Materialauswahl oder Behandlung aus dem
Rahmen fallen:

                Säbelspeichen
Speichen, deren Querschnitt zwecks Erzielung einer günstigeren > Aerodynamik
abgeflacht, ovalisiert oder im Idealfall linsenförmig geprägt ist.

Nachteil: Die Nabenbohrungen müssen zum Einfädeln des nun breiteren
Speichenmittelteils entsprechend ausgefeilt werden, es sei denn es werden die
"Z"-Speichen von Rödel eigensetzt.

                Wellenspeichen
Speichen, die teilweise oder über ihre gesamte Länge haarnadelähnlich gewellt
sind und daher federnde Eigenschaften besitzen. Dies fördert den > Fahrkomfort
und garantiert trotz >Radial-Einspeichung einen sicheren Bodenkontakt.

                Hammerkopfspeichen
Speichen ohne Bogen mit normalem oder hammerartig flachgedrücktem Kopf. Sie
wurden erstmalig bei > Roval-Laufrädern eingesetzt, später bei den
"Sonnenrädern" der TH Aachen (s. > Sonnenrad-Nabe) und neuerdings bei den
"Pullstar"-Naben und den > Shamal-Laufrädern.

                Reparaturspeiche
Speiche, deren Kopfende einen bogen bekommt, um so (z.B. Unterwegs) auch hinter
dem Zahnkranz eingezogen werden kann. In Sonderausführungen auch mit einem >
Bowdenzug als Mittelteil). Die > "Z"-Speiche von Rödel läßt sich mit ihrem
zickzackförmig gebogenen Speichenenden ebenfalls hinter dem Zahnkranz in den
Nabenflansch einfädeln. Weitere Vorteile der "Z"-Speiche:

1. Säbelspeichen (s.o.) mit diesem Ende lassen sich in jede Nabe einbauen, ohne
daß diese ausgefeilt werden muß.

2. Der Materialbereich des Speichendoppelbogens wird nicht durch das
Kopfanstauchen vorbelastet, wodurch sich die Lebensdauer dieser Speichen
verlängert.

                Titan-Speichen
Speichen aus Titandrähten, die ein sehr gutes Elastizitätsverhalten besitzen,
sehr leicht sind, aber an mangelnder Dauerhaltbarkeit leiden.

                Carbon-Speichen
Versuche, Speichen aus > Carbon zu fertigen, stoßen auf mehrere Probleme:

1. Die Adaption von Gewinde und Speichenbogen kann nur durch sehr aufwendig
ausgeführte Kontaktierung erfolgen;
2. Die Speichen haben ein sehr schlechtes Elastizitätsverhalten.

Vereinzelt werden von US-amerikanischen Herstellern Carbonspeichen angeboten,
die das Gewicht der Stahlspeichen um rund 2/3 unterbieten.

                Aluminium-Speichen
Speichen, die im Experimentierstadium vom Speichenhersteller Rödel (Nürnberg)
bereits mit Erfolg im Vorderrad eingesetzt wurden und ein ausgezeichnetes
Elastizitätsverhalten besitzen und nur 1/3 von vergleichbaren Stahlspeichen
wiegen.

Am Hinterrad halten Aluspeichen dem Kettenzug und der erhöhten Zugbelastung
durch den > Wiegetritt auf Dauer (noch) nicht stand, eine Verdickung der
Speichen auf 2,5 mm könnte dem entgegenwirken.

Aufgrund der geringen > Bruchdehnung von > Aluminium können diese Speichen nicht
mit einem Bogen ausgeführt werden, sondern besitzen ein zweites Gewindeende. Des
weiteren müssen sie mit einem speziellen Gewindeeinsatz in der Nabe befestigt
werden, der genau auf die Felgenlöcher ausgerichtet ist.

s.a. > Einspeicharten; > Speichenbruch; > Speichenlänge.



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Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH
Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH
Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000