Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Vermeintliches Nachlassen der > Seitensteifigkeit eines > Rahmens nach längerer Betriebsdauer, betroffen ist v.a. der > Tretlagerbereich. Im Zusammenspiel verschiedener > Rahmenbelastungen können die Rahmen bei trittstarken Fahrern je nach Ausführung nach 20.000-50.000 km brechen. Bei Top-Fahrern ist dieser Punkt nach knapp zwei Jahren erreicht, zuvor klagen sie jedoch schon darüber, daß sich der Rahmen "schwammig" anfühlt, also weich wird. Dieser subjektiven Wahrnehmung widerspricht die Physik, die lehrt, daß sowohl Stahl als auch die anderen Metalle ihren Widerstand gegen Verbiegung und Verwindung bis zum Auftreten von Rissen infolge > Materialzerrüttung beibehalten. Theoretisch könnte also am Rahmen gar nichts "weich" werden! Dennoch muß man diese immer wieder subjektiv gemachte Feststellung ernst nehmen. Denkbar wären drei Erklärungen: Speichenlockern > Speichenbögen und > -nippel haben sich gesetzt und damit etwas an > Vorspannung verloren. Die Laufräder verlieren hierdurch an > Seitensteifigkeit. Spannungen Die beim > Löten, > Schweißen oder Richten (s. > Rahmenrichten) der Rahmen entstehenden Material-Spannungen machen das Rahmengefüge durch ungewollte > Vorspannung zunächst steifer. Diese Zusatzspannung wird nun langsam, aber stetig durch die Belastungen intensiven Fahrbetriebs "herausgeknetet", wodurch der Rahmen seine Vorspannung verliert, also weich und damit weniger seitensteif wird. Risse Durch Dauerbelastung ist es an Stellen mit > Spannungsspitzen bereits zu > Materialzerrüttung gekommen. Diese nun bedingt ein Nachlassen der molekularen Bindungskräft, man spricht von "Kohäsionsentfestigung", was zu Mikrorissen im Materialgefüge führt. Breiten sich diese mikroskopisch kleinen Risse nun aus, werden die Belastungen nicht mehr vom gesamten Rohr-Querschnitt aufgenommen (und auch "verdaut"), sondern nur noch von den unbeschädigten Rohrpartien. Dadurch nimmt natürlich die > Steigfigkeit der Rohre ab. Vergleichbar ist dieser Vorgang mit einem Draht, der sich - zigmal hin und her gebogen - kurz vor dem Brechen plötzlich ganz leicht verformen läßt, also "weich" geworden ist.
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Copyright und
redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000