Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Auf dem Fahrradsektor finden aus Prestige- (hoher Preis), Gewichts- und Haltbarkeitsgründen zunehmend mehr aus > Carbon gefertigte Bau- und Zubehörteile sowie > Komponenten Anwendung. Ein echter Vorteil des Werkstoffs ist seine Korrosionsbeständigkeit, bei geschickter Bauweise können darüberhinaus auch Dämpfungs- oder Steifigkeitsvorteile erzielt werden. Rahmen & Rohre > Carbon-Rahmen und > Carbon-Rohre werden unter eigenem Stichwort abgehandelt, hier folgen > Komponenten, die mittlerweile aus dem Zukunftswerkstoff gefertigt werden: Laufräder > Scheibenräder waren die ersten aus Carbon gefertigten Fahrradteile, Einzelheiten s.d. Wegen der hohen Seitenwindanfälligkeit von Scheibenrädern wurden in letzter Zeit besonders im Triathlonbereich vermehrt > Composite Wheels eingesetzt. Diese ebenfalls aus Carbon gefertigten Laufräder warten mit nur drei, vier oder fünf holmartigen > Kompaktspeichen auf und erreichen bei entsprechender Formgebung annähernd die Windschnittigkeit von Scheibenrädern. Felgen Die Firma HMS Berlin hat sich als erster Hersteller auf das Gebiet der Carbon-Felgen gewagt (1991). Gegenüber entsprechend dimensionierten Aluminiumfelgen zeigten sich leichte Dämpfungsvorteile. Weitere Einzelheiten s. > Felgen. Die knapp 400 DM teuren Felgen werden in einer Sonderform der Laminierbauweise (> Carbon: Herstellungsverfahren) über einem Schaumkern gefertigt, entsprechend der Belastung vorwiegend aus > 0/90° Lagen plus einem übergezogenen > "Strumpf" (Kreuzgewebe). Da das Felgenunterbett auch die Speichenkräfte verteilen muß, wird dieses sehr dick ausgeführt. Hinterradfelge Eine Besonderheit ist die HMS-Hinterradfelge, bei der die Speichen alle auf einer Lochreihe am dem Zahnkranz gegenüberliegenden Felgenrand untergebracht sind. Die so erzielte größere Speichenschräge auf der Zahnkranzseite erhöht die > Seitensteifigkeit des Hinterrades, weshalb mit geringerer Speichenzahl gefahren werden kann (bis 24), eine Konzeption, die auch bei > Kastenfelgen aus Alu denkbar wäre. Aero-Felge Neuerdings werden nach dem > Shamal-Prinzip auch > extreme Tropfenfelgen gefertigt. Naben Bei > Scheibenrädern ist manchmal der komplette Nabenkörper aus Carbon, bei normalen (Speichen-) Naben nur eine die beiden Flansche verbindende Hülse (Nuke-Naben); Einzelheiten s. > Naben: Werkstoffe. Lenker In Laminier- und Wickelmethode (s. > Carbon: Herstellungsverfahren) mit abschließend übergezogenem Strumpf über einem Schaumkern oder mit Schläuchen in einer Form hergestellte Lenkertypen. Gewichte bei MTB-Lenkern bis hinab zu 100 g möglich, bei Rennlenkern Einzelanfertigungen von Stefan Schmolke in der klassischen Merckx-Form bei 150 g. Einzelheiten s. > Lenker. Die Vorteile dieser Lenker liegen in ihrem geringen Gewicht und erhöhter Elastizität (Dämpfung). Bei exakter Dimensionierung entsprechend dem Kraftfluß kann z.B. das - weniger als die Klemmstelle belastete - Lenkerende dünner ausgeführt werden, was Elastizitätsvorteile bringt. Sattelstützen Bei diesen Sattelstützen ist entweder nur das Schaftrohr aus Carbon gefertigt oder aber die komplette Stütze inklusive der Klemmvorrichtung (Corratec). Üblich ist die Laminierbauweise (vgl. > Carbon: Herstellungsverfahren), mit unter rund 45o verlaufenden Carbonmatten, die der Sattelstütze einen gewissen Federkomfort bei guter Dämpfung gibt. Meist fehlte aber bisher im Klemmbereich die notwendige Anzahl radial verlaufender Fasern (vgl. > Carbon-Rohre: Faserverlauf), weshalb es verschiedentlich schon zu Brüchen der Hi-Tech-Stützen kam. Einzelheiten s. > Sattelstützen: Materialien. Sattelschwinge Beide z.Zt. auf dem Markt agierenden Hersteller von > Sattelschwingen Allsop und Zipp fertigen ihre Schwingen aus Carbon. Muffen Maschinell gewickelte > Muffen aus Carbon wurden ab 1991 von Trek (USA) eingesetzt, 1994 folgte Giant (USA/Taiwan). Entsprechend der an den Rohrfügestellen jeweils auftretenden Biege- und Torsionsbelastungen sowie der erforderlichen Rundheitsbeständigkeit, verlaufen die Fasern unidirektional, radial und/oder in verschiedenen Kreuzlagen (vgl. > Carbon-Rohre: Faserverlauf). Kurbelgarnituren Bereits 1990 offerierte Corratec > Kurbelgarnituren aus Carbon. 1994/95 bot auch Bike Tec Carbonkurbeln an. Die Kurbeln beider Anbieter gelten als bruchsicher, konnten aber das Gewicht geschmiedeter Alu-Kurbeln nur unwesentlich unterbieten. Brake-Booster Aus schichteweise aufeinander laminierten Carbonplatten herausgesägt, unterbieten sie das Gewicht von > Brake-Boostern aus Aluminium um knapp die Hälfte.
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Copyright und
redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000