Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Sonderform des Fahrrades, die wegen ihrer stabilen Gleichgewichtslage gern von Leuten mit Gleichgewichtsproblemen gefahren wird (Behinderte, Senioren). Neben dem etwas höheren Gewicht ist v.a. das diffizilere Lenkverhalten (s.u.) gewöhnungsbedürftig. Außerdem resultiert aus der Dreispurigkeit eine dreimal so hohe "Schlaglochtrefferwahrscheinlichkeit" als mit einspurigem Normalfahrrad. Darüberhinaus gibt es Probleme mit Wendigkeit, Kurvenfahrt etc., weswegen das Dreirad eher auf Straßen als abseits von ihnen eingesetzt wird. Dennoch gibt es durchaus Liebhaber dieser ganz besonderen Fahrräder, deren Hochburg England ist (bis heute auch Rennveranstaltungen). Die Ursache für diese regionale Spezialisierung dürfte außer in der sprichwörtlichen Exzentrizität der Briten in den nicht weniger sprichwörtlichen Wetterbedingungen auf ihrer Insel liegen: Wo Sturmböen und Regen alltäglich sind, wünscht man sich wohl mehr als anderswo ein Fahrrad mit "bombensicherer" Straßenlage. Kein Wunder daher, daß auch die bekanntesten Hersteller hochwertiger Dreiräder aus England kommen (George Longstaff, Ken Rogers u.a.)$ Spezialräder "Fahrradscheune" Harheim 06101/48958; ab 1.2. wieder). Ihre "Trikes" besitzen die gleiche Ausstattung wie vergleichbare Spitzenzweiräder und stehen diesen in punkto Leichtlauf kaum nach. Neben kompletten Dreirädern mit spezifischem Rahmen werden auch Umrüstsätze angeboten. Das sind in Normalrahmen einspannbare, lange Hinterradachsen zur Aufnahme von zwei Laufrädern. Diese Achsen werden mit Streben am Rahmen abgestützt und besitzen ein Differentialgetriebe: Differentialgetriebe Da in Kurven das kurveninnere Laufrad weniger Umdrehungen macht als das Äußere, besitzen höherwertige Dreiräder ein > Differentialgetriebe (bei einfachen Trikes wird demgegenüber nur ein Hinterrad angetrieben). Typen Dreiräder zeichnen sich durch eine erstaunliche Typenvielfalt aus, deren Bandbreite von der schwerfälligen > Rikscha bis zu pfeilschnellen > HPV-Fahrrädern reicht. Wesentliche Unterschiede bestehen darin, ob die zwei parallelen Räder vorne oder hinten montiert werden. Das klassische Dreirad hat hinten zwei Räder. Vorteil ist z.B., daß sich das Lenkverhalten bei Zuladung kaum Ändert. Lastenräder Im Gegensatz dazu muß beim > Bäckerrad (zwei Räder vorne) die Last bei jeder Lenkbewegung mitgeschwenkt werden. Dafür ist diese Dreiradvariante konstruktiv einfacher, da bis auf die Gabelkonstruktion mit Doppelradbestückung ein normales Fahrrad genutzt werden kann. Weltweit größte Domäne von Dreirädern sind wohl immer noch die > Rikschas, wobei regionale Vorlieben für vordere oder hintere Doppelradbestückung bestehen, s. hierzu > Lastenräder. Kinderdreirad "Spielrad" für Kleinkinder mit > Direktantrieb des Vorderrades. Liegeräder Eine Neubelebung der Dreispurigkeit entwickelte sich durch das > Liegerad, v.a. durch seinen Einsatz im Zuge der > HPV(-Bewegung). Hier bietet sich die dreirädrige Form an, weil sie das Fahren der "Lieger" ohne die typisch lange Eingewöhnungsphase ermöglicht. Bei karosserierten Ausführungen wird außerdem die Seitenwindanfälligkeit gemindert. HPV-Räder Die v.a. aus aerodynamischen Gründen erfolgende Karosserierung von > HPV(-Rädern) führt i.d.R. zu Konstruktionen mit zwei nebeneinander liegenden Vorderrädern, die dann im vorderen Teil des "Tropfens" ihren Platz finden. Mit dieser Art Dreirädern (> Vector) sind bereits Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt worden. mit Hilfsmotor Eine zukunftsweisende Variante des Dreirades könnte die als > Liegerad mit Hilfsmotor sein, wobei die Bandbreite vom Behindertenrad bis zum Zweitwagen oder Pendelverkehrsmittel reicht. Einzelheiten s. > Hilfsmotor: Liegedreirad. Fahrverhalten & Kurventechnik Das Lastenfahrrad mit zwei Vorderrädern besitzt an sich ein geradezu gutmütiges Fahrverhalten. Ungewohnt sind die großen Lenkkräfte, mit denen beide Vorderräder geschwenkt werden müssen. HPV-Dreiräder lassen sich durch die > Achsschenkellenkung wie Autos fahren und steuern, die üblichen Dreiradtypen mit zwei Hinterrädern sind gewöhnungsbedürftig: Der normale > Vorderbau bedingt eine zweiradtypische Gleichgewichtshaltung. Fährt der Dreiradneuling nun z.B. in Bordsteinnähe los, könnte er mit einer Lenkbewegung zur Straßenmitte hin losfahren. Er versucht aber, wie mit dem normalen Zweirad mit einer Kurve zum Bordstein hin "Anlauf" für die Gegenlenkbewegung zu nehmen - und kollidiert mit dem Bordstein.
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Copyright und
redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000