Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Körperhaltung auf dem Fahrrad. Sie wird erzielt durch die Einstellung der Kontaktstellen des Radlers mit seinem Rad, also Sattel, Lenker und Pedalen, wobei die Oberkörperhaltung durch Griffvariationen am Lenker zusätzlich modifizierbar ist. Einzelheiten s. > Sitzposition. Fahr-komfort Komponente der > Fahrdynamik und des > Fahrverhaltens, die v.a. die vertikale Nachgiebigkeit des Fahrrades betrifft. Beim ungefederten Fahrrad "puffern" Fahrradteile durch elastisches Nachgeben Fahrbahnstöße aus: Außer Felgen, Reifen und Speichen wirken auch Vorbau, Lenker, Sattel und Sattelstütze durch ihre Nachgiebigkeit komfortfördernd. Auch der Rahmen ist nicht starr: Gabel und vorderes Rahmenviereck weichen gemeinsam Fahrbahnstößen in etwa gleichem Maße aus wie die vorgenannten Komponenten zusammen. Wirkt auf ein komfortabel ausgelegtes Rennrad ein Fahrbahnstoß in Höhe von 2000 N, so summieren sich die vorgenannten Elastizitäten des an sich ungefederte Fahrrades auf fast 2 cm und mildern dadurch den Stoß erheblich. Weitere Einzelheiten s. > Fahrdynamik und > Fahrverhalten. Fahr-position s. > Sitzposition. Fahrrad Meist zweirädriges und dabei einspuriges Fahrzeug, das vom Betreiber aus eigener Kraft, i.a.R. per > Kurbelantrieb fortbewegt wird. Sonderformen: Ein-, drei- oder vierrädrig sowie zwei- und dreispurig. Kettenantrieb Charakteristisch fürs Fahrrad ist der > Kettenantrieb, der sich gegenüber anderen Kraftübertragungseinrichtungen (Zahnriemen, Gestänge; Einzelheiten s. > Antrieb) nahezu monopolistisch behauptet. Neben dem exzellenten > Wirkungsgrad der Kette ist hierfür v.a. ihre Fähigkeit ausschlaggebend, hohe > Antriebsmomente bei geringem Eigengewicht übertragen zu können. Auch von Bedeutung ist der Umstand, daß mit ihr die optimale Fahrradschaltanlage realisierbar ist (> Kettenschaltung), welche bei nur 1 - 1,5 kg Gewicht bis zu 27 Gangabstufungen ermöglicht. energiesparendste Fortbewegung Keine Fortbewegung zu Lande, zu Wasser oder in der Luft (das Tierreich eingeschlossen!) ist so effizient wie das Radfahren, wenn man das Verhältnis bewegte Masse / Geschwindigkeit / eingesetzte Kraft vergleicht. Die wichtigsten Gründe hierfür sind: * Geringer > Rollwiderstand durch Luftbereifung; * geringe > mechanische Verluste durch > Kugellagerungen und Kettenantrieb; * > Übersetzung der Antriebsenergie (Kurbeldrehzahl); * > Rotationsantrieb; * geringes Fahrzeuggewicht. optimierte Fahrräder Ein optimiertes Fahrrad beginnt samt Fahrer bereits bei einem Gefälle von 0,5% (auf 100 m nur 50 cm Höhenunterschied!) zu rollen. Zum Vergleich: Ein Schlittschuhläufer benötigt mindestens ein Gefälle von 1,4%, um von allein, also ohne Krafteinleitung gleiten zu können. Die Optimierung von Fahrrädern ist aber nicht nur eine Frage der Mechanik, sondern auch der > Aerodynamik: Der > Luftwiderstand hat ab ca. 20 km/h höchsten Anteil am > Fahrwiderstand strömungsgünstiger > Spoiler-Rahmen). Aus diesem Grunde wurde bereits 1912 mit aerodynamischen > Verkleidungen experimentiert, was ab ca. 1975 von der > HPV-Bewegung systematisch aufgegriffen und in Gestalt verkleideter > Liegeräder nahezu ausgereizt wurde (s.a. > HPV-Fahrrad; Liegerad mit > Zipper; stromlinienförmig verkleideter > Vektor). Zu den Spitzenleistungen, die mit dem von Menschenkraft betriebenen Fahrrad erzielbar sind, s.v.a. > Stundenweltrekord. im Wettkampf verboten! Pikanterweise sind die schnellsten Fahrräder bei offiziellen Radrennen verboten! Dies hat zwar mit Tradition und dem Wesen des Radsports als Mannschaftsdisziplin zu tun (geringe Wendigkeit von Liegerädern), aber auch bei Einzeldisziplinen und selbst dem offiziellen Stundenweltrekord sind Liegeräder und aerodynamische Hilfen (Verkleidungen) verboten, v.a. aus Gründen der Chancengleichheit. Bei einem "Wettrüsten" zum optimierten Fahrrad würden technisch weniger versierte Radler oder Radsportverbände auf der Strecke bleiben. Ähnliches gilt hinsichtlich der finanziellen Aspekte. Damit gehört der Radsport zu den seltenen Sportarten, bei denen das optimale Gerät nicht auch Wettkampfgerät ist! gesellschaftlicher Rang Das Fahrrad war nicht nur das erste mechanische Massenverkehrsmittel, sondern - von der Nähmaschine einmal abgesehen - der erste größere technische Massenartikel für breitere Kreise. War das Veloziped zunächst eher ein Statussymbol für wagemutige Snobs aus gehobenen Kreisen - das > Hochrad war viel zu gefährlich (und auch teuer) fürs breitere Publikum - so schaffte es mit dem Aufkommen des > Niederrades den Durchbruch zur Mobilität für Jedermann. Hierbei spielte nicht nur der Sicherheitsaspekt eine Rolle, ganz entscheidend war die etwa zur gleichen Zeit einsetzende großtechnische Herstellung von Rohren (Patent > Mannesmann 1885), die den Preis eines Fahrrades auf ein auch für die "niederen Stände" erschwingliches Maß senkte. Dies führte um die Jahrhundertwende zu einer völligen Umschichtung der Klientel: Während die reichen Snobs vom hohen Stahlroß auf den Fahrersitz des gerade aufkommenden Automobils umstiegen, eroberte das ordinäre Niederrad insbesondere die Arbeiterschaft. Die Motorisierungswelle nach dem 2. Weltkrieg machte dem Fahrrad zunächst fast den Garaus und drängte es zurück auf einen Artikel für Kinder und Sportskanonen. Niemand hätte um 1970 den Boom vorauszusagen gewagt, der im Zuge der Freizeitwelle der 80er Jahre das Fahrrad zu einem neuen Status- und nachgerade Bewußtseinssymbol machte. Im Zuge dieser Entwicklung veränderte sich auch das Kaufverhalten, wobei der Trend vom Billigrad zum soliden Fahrrad mit hohem Nutzwert ging. Heute erhält das Fahrrad einen immer höheren Stellenwert als Freizeitgerät, hat aber auch seinen Platz im Alltag (Einkaufen, kurze Wege, keine Parkplatzprobleme u.ä.) wieder gefestigt. Einen wichtigen Beitrag hierzu leistete die Entwicklung des > Mountainbikes, dessen verbesserte Brems- und Schaltanlagen auch auf die Standardräder Einfluß genommen haben und insgesamt bedeutende Fortschritte hinsichtlich leichter Bedienbarkeit, geringer Defektanfälligkeit und Sicherheit brachte. Diese Komponenten sind mittlerweile auch in heutige > Gebrauchsräder eingeflossen. Fahrrad-anhänger Mittels Kupplung ans Fahrrad adaptierbarer Anhänger mit meist zwei nebeneinander laufenden Rädern, auf dem Zusatzlasten transportiert werden können. Vor der Motorisierungswelle war der Fahrradanhänger als individuelles Lastentransportmittel verbreitet, starb dann fast aus und findet heute v.a. als > Kinderanhänger wieder größeren Zuspruch, Einzelheiten s.d. Sonderform: Einspuranhänger mit einem oder zwei (hintereinander angeordneten) Laufrädern, der ein günstigeres Spurverhalten des Hängers besitzt. Hierbei ist die Deichsel, um die Kurvenneigung auf den Hänger übertragen zu können, nach Art des > Gabelschaftrohres gelagert. Fahrrad-belastung 1. Belastungsrichtungen und -intensität, die auf den Rahmen oder Teile seiner Ausstattung einwirkt, s. > Belastung. 2. Herstellerangabe zum höchstzulässigen Fahrergewicht entsprechend der > DIN 79 100. Der kaufmännisch-juristische Hintergrund dieser Angabe (Schutz vor Regreßansprüchen) kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie wenig sinnvoll ist: Ein leichter Fahrer kann bei entsprechend rüder Fahrweise höhere Belastungen erzeugen als ein ruhig fahrender schwergewichtiger Radler. Zudem "verdauen" Fahrräder sehr hohe > Vertikalkräfte, ist jedoch relativ anfällig gegen > Seitenkräfte, wie sie v.a. der Radsportler im > Wiegetritt aufbringt. Fahrrad-computer s. > Computer. Fahrrad-fede-rungen Spezielle Konstruktionen am Fahrrad zur Absorbtion von durch Fahrbahnschlägen hervorgerufenen > Beschleunigungskräften. Fahrradfederungen sind nahezu so alt wie das Fahrrad selbst. Bereits bei den > Draisinen gab es Versuche, sie mittels federnd aufgehängter Sättel komfortabler zu gestalten. Vor Aufkommen der Luftbereifung wurde auch gerne an der Vordergabel von > Niederrädern eine Spiralfeder als Stoßdämpfer eingebaut. Auch später wurden fortwährend Bemühungen angestellt, Fahrbahnstöße für Rad und Fahrer zu mindern. Scheiterten die ersten Fahrradfederungen noch an zu hohem Baugewicht und mangelhafter > Spurtreue, so scheinen die gegenwärtigen Bestrebungen durch den Einsatz moderner Techniken und Werksoffe von Erfolg gekrönt zu sein. Entwicklungshelfer Mountainbike Wiederbelebt wurden Fahrradfederungen in der jüngsten Vergangenheit durchs > Mountainbike. Dessen von Mode und hoher Belastungsintensität geprägte Bauweise ("aufgeblasene" > Oversize-Rahmenrohre, annähernd dreieckiger > Vorderbau) eliminierten praktisch jegliche > Elastizität. Einzig mit entsprechend niedrigem Luftdruck gefahrene Reifen nehmen Fahrbahnstößen ein wenig von ihrer Härte, erhöhen jedoch die > Rollreibung und die Defektrate (s. > Durchschlag). Bei hohen Abfahrtsgeschwindigkeiten können Bodenunebenheiten das Bike sogar abheben lassen: Der Akteur verliert die Kontrolle über sein Sportgerät. Heute hat sich die Fahrradfederung in der MTB-Szene nahezu etabliert, ist gelegentlich an > Trekkingrädern anzutreffen und wird demnächst wohl auch das gehobene > Gebrauchsrad komfortabler gestalten. Zahlen und Fakten Wie wichtig das Ausfedern von Fahrbahnschlägen besonders bei hohen Geschwindigkeiten (> Downhill) ist, verdeutlicht folgendes Rechenbeispiel: Rollt ein Mountainbiker über ein 5 cm hohes Hindernis, so wird das Laufrad innerhalb von 18 cm auf die Hinderniskante angehoben. Die Beschleunigungskräfte bei solchen Rumplern steigen quadratisch mit der > Geschwindigkeit an. Nehmen wir einmal an, es werde bergauf mit 6 km/h und bergab mit 60 km/h gefahren, so bedeutet dann bergab die zehnfache Geschwindigkeit eine Zunahme der Beschleunigungskräfte um den Faktor 100!!! Für den Fall, daß Vorderrad und Hinterrad gleichzeitig über je ein 5 cm hohes Hindernis rollen, ergibt sich folgende Überschlagsrechnung: ah = v²/2s Mit: = Beschleunigung durch Hubkräfte in m/s² v = Geschwindigkeit in m/s ; v1= 6 km/h ^= 1,67 m/s; = 60 km/h ^= 16,7 m/s) s = Beschleunigungsstrecke, während der die Hubarbeit von 5 cm erfolgt (0,18 m). ah1 = 1,67 m/s . 1,67 m/s / 2 . 0,18 = 7,75 m/s² ah 2 =16,7 m/s . 16,7 m/s / 2 . 0,18 = 775 m/s² Beschleunigungskräfte Die zur Beschleunigung einer > Masse benötigte Kraft errechnet sich nach: F = m . a Mit: F = Beschleunigungskraft in N m = 80 kg, Masse von Rad und Fahrer a = Beschleunigung in m/s² Für bergauf (Fh) und bergab (Fr) errechenen sich danach folgende Beschleunigungskräfte: Fh = 80 kg . 7,75 m/s² = 620 N Fr = 80 kg . 775 m/s² = 62.000 N Diese Kräfte würden bergauf bereits zu einer knappen Verdoppelung der > Gewichtskraft führen, bei der rauschenden Talfahrt eine Kraft von über 6 Tonnen erzeugen. Solch schier ungeheueren Kräfte treten in der Praxis natürlich nicht auf, denn sie würden Rad und Fahrer ernstlich "beschädigen". Das hat folgende Gründe: Bereits die Nachgiebigkeit von Laufrädern und Rahmen um wenige Millimeter, das Eindrücken des Reifens an der Hinderniskante und Pufferungen des menschlichen Körpers reduzieren die Belastung bis zu einem Faktor 10. Das sind dann aber immer noch derart hohe Beschleunigungskräfte, daß der Bodenkontakt verlorengeht, d.h., das Rad hebt ab. Der Fahrer hat in solchen Schwebephasen keinerlei Lenkmöglichkeiten (und Kontrolle) mehr über sein Sportgerät. Durch zusätzliche Elastizitäten lassen sich die Beschleunigungskräfte so weit drosseln, daß der Bodenkontakt annähernd gehalten werden kann. Aktive Federungssysteme Am effektivsten lassen sich Fahrbahnstöße mittels > aktiver Federungssysteme absorbieren. Bei ihnen unterliegen lediglich die > Laufräder den durch Bodenunebenheiten verursachten Stößen, während der Rest (Fahrrad plus Fahrer) abgefedert wird. Weiter unten ist das nicht ganz so effenktive, aber einfachere > passive Federungssystem beschrieben, bei dem nur der Fahrer abgefedert wird. Federkennlinie Federungen benötigen Kräfte, die gegen das Fahrergewicht und die Beschleunigung wirken und anschließend - nach dem Einfedern - das ganze System wieder auf "Null" stellen, also auf den Ausgangspunkt zurückschieben. Eine lineare Federkennlinie weisen jene Federn auf, die analog zur Höhe der einwirkenden Kraft kontinuierlich tiefer einfedern. Eine progressive Kennlinie haben Federn, die mit zunehmender Einfederungstiefe der einwirkenden Kraft zunehmend mehr Widerstand entgegen setzen. Eigenschaften verschiedener Federelemente: 1. > Schraubenfedern, sie besitzen eine sog. lineare > Federkennlinie: Eine Verdoppelung des > Einfederungsweges benötigt dabei eine doppelt so große Kraft. 2. > Elastomere; sie besitzen eine leicht progressive Kennlinie, benötigen also zumehmend mehr Kraft, je weiter sie eingedrückt werden. 3. Luft oder andere Gase, von einem Kolben in einem gedichteten Zylinder zusammengepresst, wirken ebenfalls wie eine Feder und besitzen eine progressive Kennlinie. Im allgemeinen wünscht man sich bei Federungen eine sehr deutliche Progressivität, um zu verhindern, daß die Federung bis zum Anschlag eintaucht und "durchschlägt" (was bei linearen Federkennlinien früher erfolgt). Durch die Kombination unterschiedlich steifer Schraubenfedern oder verschieden steifer Elastomere kann das ebenso erreicht werden wie mit einer zusätzlichen Feder im gasgefüllten Zylinder. Nachschwingen Wie oben angedeutet, können Beschleunigungskräfte schon durch rein elastische Ausweichsbewegungen abgemildert werden. Dabei kann jedoch das sog. > Nachschwingen stören: Elastische Teile des Fahrrades oder des Federungsystemes schwingen noch eine Weile "nach", bis sie in ihrer Ausganglage stehen bleiben. Bei einem einzelnen Fahrbahnstoß wäre dies im Grunde genommen bedeutungslos, bei kurz aufeinander folgenden Stößen kann es andererseits zu > Resonanzen kommen. Das macht sich durch unangenehme Wipp-Erscheinungen um die Fahrrad-Längsachse (eine Art Schaukelpferd-Effekt) bemerkbar. Schlimmer wird es, wenn der nächste Stoß genau beim sog. > "Überschwingen" erfolgt. Federung und Fahrbahnstoß bewegen sich dabei aufeinander zu, die dabei auftretenden Beschleunigungskräfte fallen noch höher aus, als bei ungefederten Fahrrädern. Dämpfungen Mit gezielten Reibungsverlusten (s. > Dämpfung) lassen sich Nachschwingen und Überschwingen abschwächen oder nahezu eliminieren. Die oben angeführten Federelemente Schraubenfeder, Elastomere, Gummi und Luft/Gas besitzen keine oder nur sehr geringe innene Reibung. Möglichkeiten zusätzlicher Reibung und damit Dämpfung: Reibung in Drehgelenken Durch die Reibung in den > Drehgelenken der > Schwingenfederung oder in den Führungen der > Federgabeln kann einerseits ebenfalls eine dämpfende Wirkung erzielt werden, andererseits können damit die sog. > Losbrechkräfte (s.u.) vergrößert werden. Nachteilig wirkt sich jedoch aus, daß die dämpfende Reibung auch beim Einfedern auftritt und dieses erschwert. Öl-Dämpfung Beim Eintauchen der Federung wird Öl durch Kanäle gepreßt, was eine leicht dämpfende Reibung mit sich bringt, das Einfedern aber nicht wesentlich behindert. Beim Zurückfedern hingegen dirigieren Ventile den Ölfluß durch engere Kanäle, so daß die Ölreibung entschieden höher ausfällt als beim Einfedern - das Rückfedern wird verzögert und erschwert. Damit fällt nicht bloß das Nachschwingen unter den Tisch, sondern auch ein Überschwingen der Federung. Zu hohe Dämpfung kann andererseits auch wieder ungünstige Wirkungen mit sich bringen: Die Federung ist möglicherweise noch nicht wieder in ihre Ausgangslage zurückgekehrt, wenn der nächste Stoß einsetzt. Kommen die Stöße kurz hintereinander, würde das Federungssystem tiefer und tiefer eintauchen, bis der Einfederungsweg ausgereizt ist und die Federung auf ihrem Anschlag liegt. Einfederungsweg Ein weiteres Kriterium bei Fahrradfederungen ist der > Einfederungsweg. Mit zunehmendem Ausweichsweg minimieren sich die übrigen, noch auf die restliche Fahrrad- und Fahrermasse einwirkenden Beschleunigungen oder lassen sich größere Bodenunebenheiten überrollen. Anfänglich begnügten sich die Biker mit einem Einfederungsweg von 4 bis 5 cm. Inzwischen streben sie bzw. die Hersteller 7 bis 10 cm an, um noch schneller abfahren zu können. Dies schraubt natürlich die Anforderungen an die Federelemente sowie die Haltbarkeit der Federungsmechanik in die Höhe. Ab 10 cm Federweg wird es beim Fahrrad erneut problematisch, da > Tretkurbeln und > Kettenblätter nicht auf dem Untergrund aufsetzen dürfen. Einfederungsrichtung Ein anderer maßgeblicher Gesichtspunkt bei Fahrradfederungen ist die > Einfederungsrichtung. Im Idealfall sollten die Einfederungswege so ausgerichtet sein, daß den einwirkenden Beschleunigungskräften exakt in Stoßrichtung ausgewichen wird. Je nachdem, ob nun eine Kante überfahren, ein Schlagloch durchfahren, auf eine Rampe aufgefahren oder von einem Absatz heruntergesprungen wird, variiert allerdings die Stoßrichtung. Auch beim Überrollen verschieden hoher Hindernisse Ändert sich bereits die Stoßrichtung. Diese Richtung ist stets die gedachte Linie vom Einwirken der Beschleunigungskräfte auf Reifen und Felge zur Nabenachse, von der aus die Kräfte auf den Rahmen oder die Federung weitergeleitet werden. Bei der geometrischen Umsetzung der Einfederungsrichtung müssen demnach Kompromisse eingegangen werden, denn keine Federung kann sämtlichen Stoßrichtungen gerecht werden. Die Haupteinfederungsrichtung verläuft selbstverständlich vertikal nach oben, wobei es jedoch durchaus sinnvoll ist, wenn die Laufräder dem Hindernis auch zu 20 bis 30% nach hinten ausweichen können. Vermieden werden sollte aber auf jeden Fall, daß die Laufräder sich beim Einfedern auf das entgegenkommende Hindernis zubewegen, was ein bockendes Fahrverhalten zur Folge hätte. Reaktionsfreiheit Fahrradfederungen sollten v.a. bei sportlich genutzten Fahrrädern gegenüber den Fahrern und bestimmten Fahrbetriebseinflüssen reaktionsfrei sein. Bremsnicken Wie unter > Bremsverhalten erläutert, kommt es beim Abbremsen des Fahrrades zu einer Merhbelastung des Vorderrades, die zum Eintauchen der Vorderradfederung, dem sog. "Bremsnicken" führen kann. Für den Fahrer wirkt sich dieses Verhalten ungünstig aus, da sich der Gesamtschwerpunkt von Rad und Fahrer dadurch noch mehr nach vorne verschiebt, was sich in brenzligen Fahrsituationen fahrverunsichernd auswirken kann. Zudem nimmt die Überschlagsgefahr zu. Vermindert kann das Bremsnicken durch höhere > Losbrechkräfte oder eine schrägere Anstellung von Teleskopgabeln. Ganz zu vermeiden ist dieses Federungsverhalten durch konstruktive Maßnahmen wie beispielsweise das > Telelever-Prinzip (s.u.). Einfedern imWiegetritt Taucht bei kräftigen > Wiegetritten die Federung ein, so verpufft ein Teil der Tretkraft in der ungewollten Federungsbetätigung und dient nicht merh dem Vortrieb. Möglichkeiten zur Vermeidung wären auch hier wieder höhere > Losbrechkräfte bei der Vorderradfederung oder eine entsprechende konstruktive Anordnung des Schwingendrehpunktes bei Hinterradfederungen. Darüberhinaus gibt es die Möglichkeit der manuellen Sperrung der Federung. Kettenzug ähnlich wie das Einfedern im Wiegetritt, kann bereits ein kräftiger Antritt im Sitzen die Hinterradfederung zum Eintauchen oder "Aufbäumen" veranlassen. Die Gegenmaßnahmen sind im Großen und Ganzen die Gleichen wie gegen Einfedern im Wiegetritt. Pedalschlag Je nach Lage des hinteren Schwingendrehpunktes kann sich der Abstand von den Kettenblättern zu den Ritzeln beim Einfedern vergrößern, wodurch sich das Pedal plötzlich ein Stück entgegen der Tretrichtung bewegt und so einen regelrechten Schlag auf den Fuß des Radlers ausübt. Solche Pedalschläge können v.a. bei hohen Geschwindigkeiten bergab auf Dauer sehr schmerzhaft werden, sie führen mitunter auch zum Abrutschen des Fußes vom Pedal. Abhilfe bringt auch hier eine entsprechende Plazierung des Schwingendrehpunktes des Hinterrades. Milderung des Pedalschlages kann bereits eine federnd gelagerte Kettenblattkonzeption erreichen. Die Reaktionsfreiheit wird für sportlich genutzte MTBs momentan sogar etwas überbewertet, so daß wichtige funktionale Federungseigenschaften wie v.a. die Einfederungsrichtung vernachlässigt werden. Federgabeln Bei > Federgabeln sind neben der Einfederungsrichtung und der Reaktionsfreiheit noch ihre > Verwindungssteifigkeit gegenüber > Lenkkorrekturen von Bedeutung. Darüberhinaus sind Federgabeln länger als normale Fahrradgabeln und heben - bei nachträglichem Einbau - das > Steuerrohr um einige Zentimeter an. Das hat ein Abflachen des > Lenkwinkels zur Folge, wodurch sich der > Nachlauf des Fahrrades vergrößert und für Lenkkorrekturen größere > Lenkkräfte erforderlich sind. Außerdem verschlechtert sich das > Fahrverhalten bei niedrigen Geschwindigkeiten. Neuerdings fertigen die Fahrradhersteller jedoch die ungefederten Gabeln bereits in etwas längerer Ausführung, so daß eine spätere Umstellung auf Federgabeln keine größere Auswirkung auf Nachlauf und Fahreigenschaften bewirkt. Natürlich Ändert sich auch beim Einfedern im Fahrbetrieb der Lenkwinkel, bei einigen Schwingenfederungen sogar der > Radstand. Da das Einfedern jedoch überwiegend beim Geradeauslauf und nicht bei eingeschlagenem Lenker erfolgt, dürfen diese Auswirkungen nicht überbewertet werden. Teleskopgabel Ihre einfache, leichte Bauweise mit recht guter Einfederungrichtung begründet den Erfolg dieses Gabeltyps. Teleskopgabeln werden Elastomer- oder Öl/Luft-gefedert, sowie in Kombinationen von beiden angeboten und bieten eine breite Angebotsfülle. Nachteilig wirkt sich das ungleichmäßige Einfedern der einzelnen > Gabelbeine aus; es erfordert eine spezielle Nabe mit kräftigen Mittelteil und verdickter Achse, um Verbiegungen oder Brüche an Nabenkörper oder Achse zu vermeiden. Darüberhinaus verdrehen sich die Gabelbeine bei kräftigen Lenkausschlägen leicht gegeneinander, was ein leichtes jedoch schnell einkoordinierbares > Übersteuern erfordert. Neue Bauweisen mit integrierten Gabelbrücken eliminieren diesen Effekt inzwischen erheblich. Brückengabel Teleskopgabel, deren Gabelbeine am > Steuerrohr vorbei laufen und mit diesem per "Brücken" verbunden werden. Mit Brückengabeln lassen sich durch die nach oben verlängerten Gabelbeine größere Einfederungswege erreichen, ansonsten ist ihr Federverhalten Ähnlich bis gleich zu den konventionellen Teleskopgabeln. Zentral-Federgabel Die Federung erfolgt mittels zentral im im > Gabelschaftrohr untergebrachter Elastomer- oder Öl/Luft-Federung. Bei Ähnlicher Einfederungsrichtung wie die Teleskopgabel besitzen > Zentralfedergabeln zwar kürzere Einfederungswege (bei Cannondale-Head-Shok immerhin bis 80 mm), sind aber verdrehsteif und können mit herkömmlichen Naben gefahren werden. Da bei Zentralfedergabeln das Gabelschaftrohr einen größeren Durchmesser sowie eine dickere Wandstärke besitzt, wird das höchstbelastete Rohr des Fahrradrahmens bruchsicherer - ein wichtiger Sicherheitsaspekt. Allerdings stellt diese Federungsart hohe Fertigungsansprüche (Dichtung, Übertragung des Lenk-Drehmoments) an die Produzenten. Gabelschwinge Das Vorderrad wird bei diesem Gabeltyp von einer Schwinge aufgenommen, die einen Kreisbogen um ihr Drehgelenk beschreibt. > Gabelschwingen gibt es in verschiedenen Ausführungen, die sich v.a. durch die Lage und des Drehgelenks und seine Länge unterscheiden. Von beiden Faktoren ist wiederum die Einfederungsrichtung abhängig. Optimale Einfederungsrichtungen besitzen übrigens Gabelschwingen, deren Drehgelenk entweder oberhalb und vor der Vorderradnabe liegt (Cannondale "V4000") oder das Gelenk hinter der Vorderradnabe tief absenkt haben. Pendel-Gabel Schier katastrophal wirkt sich das Federungsverhalten von > Pendelgabeln bei höheren Fahrgeschwindigkeiten aus. Sie weichen zwar sehr effektiv dem Hindernis aus, stellen dabei aber den Fahrrad-Vorderbau regelrecht auf, wenn die Gabel nach hinten ausfedert. Trapez-Gabel (AMP-Gabel) Gabeltyp mit einem > Viergelenktrieb zwischen den Gabelbeinen und dem Gabelschaftrohr. Durch entsprechende Anordnung des Viergelenktriebes kann bei genügend langen Parallelogrammarmen ein gutes Federverhalten ohne Neigung zum Bremsnicken erreicht werden. In der im MTB-Bereich zur Ausführung gekommenen AMP-Gabel wird das aber aus Gewichts- und Kompaktheitsgründen nicht realisiert. Es bleibt ein gutes Federverhalten bei langsamer Fahrgeschwindigkeit, aber ein leicht bockiges Verhalten bei höheren Fahrgeschwindigkeiten, da sich die Gabel leicht gegen das Hindernis auslenkt. Telelever-Prinzip Teleskop-Brückengabel, die per Kugelgelenken oben mit dem > Steuerrohr, unten mit einem sog. "Längslenker" verbunden ist. Der Längslenker ist horizontal drehbar mit dem > Unterrohr verbunden, woraus sich beim Einfedern ein leichtes Vorschieben des Vorderrades ergibt. Hauptvorteil: "Bremsnicken" wird 100%ig zuverlässig vermieden, es führt aber zu einer Einfederungsrichtung, die geringfügig entgegen der Fahrtrichtung verläuft. Das Telelever-Prinzip wurde 1993 erstmals von BMW im Motorradbereich eingesetzt, findet allerdings aufgrund der aufwendigen Konzeption nur zögerlich Einzug in den Federbereich bei MTBs, zumal es einen Sonderrahmen benötigt. Hinterrad-Federungen Außer der Einfederungsrichtung und dem Einfederungsweg ist bei > Hinterradfederungen besonders die Reaktionsfreiheit von Bedeutung. Hinterradfederungen realisiert man i.d.R. mit Federschwingen. Wie bei den Gabelschwingen ist daher die Lage des Schwingendrehpunktes sowie die Schwingenlänge ausschlaggebend. Drehpunkt unterhalb Kettenblätter Liegt das Schwingengelenk unterhalb der Kettenblätter, so federt das Hinterrad nahezu senkrecht nach oben. Vom Kettenzug belastet, taucht das System bei harten Antritten leicht nach unten ein. Da sich beim Einfedern die Kettenlänge nur geringfügig Ändert, ist der Pedalschlag belanglos. Drehpunkt auf Höhe der Kettenblätter Liegt der Schwingendrehpunkt in Höhe der Kettenblätter, so bewegt sich das Hinterrad beim Einfedern bereits geringfügig vom Hindernis weg. Der Kettenzug wirkt in etwa zentral auf das Schwingengelenk, so daß er keine Bewegung der Federschwinge auslöst. Auch hierbei ist kaum ein Pedalschlag zu spüren. Drehpunkt oberhalb der Kettenblätter Mit ansteigender Höhe der Drehgelenke oberhalb der Kettenblätter wird die Ausweichbewegung, die das Hinterrad beim Einfedern vollzieht, günstiger. Sie ist mehr nach hinten orientiert. Der Kettenzug zieht die Federung auf ihren Anschlag, wodurch sich der Drahtesel nicht aufbäumt. Allerdings stemmt sich dieser Zug auch gegen das Einfedern, erhöht somit die > Federhärte des Systems. Mit dem Einfedern wird mehr Kettenlänge benötigt, was einen kräftigen Pedalschlag zur Folge hat. Diesbezüglich günstiger, betreffs Einfederungsrichtung jedoch schlechter, sind längere Schwingen, die nicht im Bereich des > Sattelrohrs, sondern weiter vorn in Richtung > Unterrohr gelagert sind. Viergelenktriebe Bei dieser auch als "Parallelogrammschwinge" bezeichneten Hinterradfederung belastet der Kettenzug nur die Drehgelenke. Er bleibt also genau wirkungslos wie der Pedalschlag. Die Einfederungsrichtung ist weniger optimal und verläuft vorwiegend nach oben. Das Federungssystem ist außerdem sehr aufwendig und erfordert 8(!!!) Drehgelenke. Kurzschwinge oberhalb der Kettenblätter Beim "V4000" von Cannondale erreichtes Optimum hinsichtlich Einfederungsrichtung. Um Pedalschlag und Kettenzug auf ein Minimum abzubauen, muß die Kette allerdings über das Gelenk geführt werden. Schwinge mit integriertem Tretlager (Antriebschwinge) Das > Tretlagergehäuse wird aus Gründen der Reaktionsfreiheit gegenüber Kettenzug und Pedalschlag mit in die Schwinge gelegt. Es macht alle Ausweichbewegungen der Schwinge mit, der Abstand zu den Ritzeln bleibt dabei stets gleich. Um auch das Tretlager mit zu erfassen muß die Schwinge nach vorn verlängert werden. Das hat zur Folge, daß sich die Federung beim Stehen auf den Pedalen verhärtet. Die Einfederungsrichtung in etwa der vom Drehpunkt unterhalb der Kettenblätter. Manuell betätigte Sperren Mit einem am Lenker angebrachten Hebel können einige Federungen bei Bedarf blockiert werden. Ähnliche Wirkung zeigten vom Lenker aus zu betätigende Verstellmöglichkeiten von Federhärte oder Dämpfung. Damit hätte der Radler auch gleichzeitig die Möglichkeit, seine Federung den jeweiligen Fahrbahnverhältnissen anzupassen, also ein Tuning "on the Road" vorzunehmen. Federungsmassen Werden > Massen bewegt oder wird die Bewegungsrichtung von Massen geändert, so benötigt man dazu Kräfte. Je größer nämlich die zu beschleunigenden Massen einer Federung sind, desto widerwilliger sind sie bereit, sich auf den gewünschten Einfederungsbahnen zu bewegen. Aus diesem Grunde ist man bestrebt, sowohl die Laufräder wie auch die Federungsmechanik möglichst leicht zu halten. Zum Beispiel kann ein Standard-Vorderrad gut 2,5 kg auf die Waage bringen (450 Gramm Nabe plus Schnellspanner, 300 Gramm für 36 Speichen mit 2 mm Durchmesser plus Nippel, 700-Gramm-Felgen, 300-Gramm-Schlauch und 800-Gramm-Reifen). Ein mit Leichtteilen ausstaffiertes Vorderrad kann gut unter der Hälfte dieses Gewichtes bleiben und wird dann den Fahrbahnunebenheiten doppelt so geschwind ausweichen: Die restlichen noch auf Fahrzeug und Fahrer einwirkenden Kräfte reduzieren sich. Trotzdem sind immer noch enorme Kräfte notwendig, um beispielsweise bei einer Downhill-Fahrt ein leichtes Vorderrad samt Federungsmechanik einfedern zu lassen. Bei unserem Rechenbeispiel (mit 60 km/h über eine 5 cm hohe Kante) wären das bei einer Masse von 1,5 kg immerhin noch 1.230 Newton. Daß dabei in der Praxis kein knallharter "Rumpler" herauskommt, liegt an den luftgefüllten Reifen. Einfluß der Reifen Reifen spielen eine entscheidende Rolle bei jeder Fahrzeugfederung, da sie Bodenunregelmäßigkeiten nahezu trägheitslos ausfedern. Einzig jener Reifenbereich, der Kontakt mit dem zu überrollenden Hindernis bekommt, verformt sich. Da bei dieser Verformung nur einige Gramm des Reifenmateriales bewegt werden, erfolgt sie spontan, also ohne Verzögerung und das hat zwei Auswirkungen: 1. Die Stoßenergie wird durch diesen zusätzlichen Federweg bereits abgemildert. 2. Die Zeit bis zum Ansprechen der massereicheren Federung samt Laufrad wird überbrückt. Reifen stellen daher eine Art Zusatzpuffer dar, und zu einer optimalen Abstimmung einer Fahrzeugfederung gehört immer die Wahl eines entsprechenden Luftdrucks sowie die eines ausreichenden Reifen-Volumens. Zusätzliche Elastizitäten ähnliche Effekte erzielen minimale elastische Verformungen an Felge und Speichen. Gewellte Speichen, eine reduzierte Speichenspannung und leichte, vertikal nicht zu steife Felgen weichen dann als nächstliegende Masse den Beschleunigungskräften geringfügig aus. Auch diese Einflüsse gestalten den Übergang, bis die Federung reagiert, fließender. Federungs-Typen Gegenwärtig sind zwei verschiedene Federungssysteme aktuell: die > Elastomer-Federung und die > Öl/Luft-Dämpfer. Elastomere-Federugen Elastomere-Federungen sind einfach, leicht und preiswert. Ihr Nachteil: Sie federn unwilliger (härter) ein, besitzen nur eine schwache Dämpfung. Die Federung "flext" deshalb schneller zurück und überschwingt sogar ein wenig. Dadurch ist sie nicht so komfortabel und hält auch den Bodenkontakt nicht so gut wie die ölgedämpften Varianten. Allerdings schätzen manche Biker gerade diese Eigenschaften, da sie mit Elastomer-Federungen ein besseres Gefühl für den Untergrund haben. Die Schläge werden zwar erheblich abgemildert, aber es ist zweifelsfrei zu spüren, ob man über eine 3 bzw. eine 6 cm hohe Wurzel "brettert". Einige Downhill-Fahrer schätzen diese Eigenschaften, um das schnellere Ausfedern sozusagen als Anlauf zum Überspringen von Hindernissen zu nutzen. Ölgedämpfte Federungen Ölgedämpfte Federungen schlucken beinahe klaglos die Bodenunebenheiten. Es macht praktisch keinen Unterschied, ob man über besagte 3 oder eine 6 cm hohe Wurzel saust. Diese angenehmen Eigenschaften bergen jedoch auch Gefahren in sich: Der Fahrer registriert nicht, wann er in den Grenzbereich der Federungsanlage kommt und fährt u.U. über seinen Verhältnissen. Sind irgendwelche Wurzeln, Steine oder Kanten dann überraschenderweise plötzlich höher als die Einfederungswege, kann es zum Durchschlagen der Federung kommen und der Fahrer hebt ungewollt und urplötzlich ab... Ölgedämpfte Federungen stellen also unbestritten das momentane Optimum auf dem Gebiet der Fahrradfederungen dar, haben jedoch ihre Grenzen. Eine stärker progressive Federungskennlinie würde zwar einerseits die Leichtigkeit, mit der Bodenunebenheiten absorbiert werden, etwas schmälern, das Gefühl für den Untergrund aber verbessern: Die gefürchteten Federungsdurchschläge könnten vermieden werden. Anmerkung: Neuerdings werden Schraubenfedern vielfach als Elastomer-Ersatz eingesetzt bzw. ersetzen in dien ÖlILuft-Dämpfern das Federelement Luft. Passive Federungen "Passive" Federungen mildern die Auswirkungen der Fahrbahnstöße auf den Fahrer. Sie "packen" die Beschleunigungskräfte also nicht gleich an der Wurzel, sondern lassen das Fahrrad wie bisher durchschütteln. V.a. weil die Laufräder den Hinternissen nicht durch optimierte Ausweichsbewegungen "entgehen" können, ist die Effektivittät dieser Federungsart gegenüber den aktiven Systemen geringer. Andererseits beträgt das Verhältnis Fahrermasse zur Fahrzeugmasse bei heutigen Fahrrädern etwa 8:1 - die weit größere Masse kann also auch mit passiven Federungen abgefedert werden. Da sie ohne größeren mechanischen Aufwand einen Großteil der Beschleunigungskräfte eliminiert, macht auch diese Federungsart Sinn. Das Manko derzeitiger passiver Federungen besteht in ihrer mangelnden Dämpfung sowie den hier nötigen, bislang aber wenig berücksichtigten Einfederungsrichtungen. Genauer betrachtet, hebt sich beim Überrollen des Hindernisses nämlich zunächst das Vorderrad und dann das Hinterrad (BILD 41 unten) an. Alle Massepunkte beschreiben dabei einen Kreisbogen um den Aufstandspunkt des jeweils auf dem Boden bleibenden Laufrades. Entsprechend gegenläufig müßten die Einfederungsrichtungen der passiven Federung verlaufen. Sattel Die einfachste Art einer passiven Federung, mit der sich Federungswege von 4 bis 5 cm erreichen lassen ist der gefederte Sattel. Die Dämpfung von Sattelfederungen ließe sich durch den Einbau von kleinen Stoßdämpfern noch verbessern, die Einfederungsrichtung noch optimieren. Sattelstütze Federnde, u.U. sogar mit Dämpfungselementen bestückte > Sattelstützen lassen den Fahrer angeblich "wie auf Wolken schweben" und erfreuen sich gerade in jüngster Zeit zunehmender Beliebtheit. In der Realität freilich verläuft die vom > Sattelrohr vorgegebene Einfederungsrichtung nicht zufriedenstellend, weßhalb zunehmen Ausführungen mit Parallelogramm auf den Markt kommen. Sattelschwinge Der "Schwebebalken" zeigt eine Ähnliche, noch bessere Wirkung, obwohl auch hier sich die Einfederungsrichtung noch optimieren ließe. Mangelhafte Dämpfung Äußert sich bei hohen Trittfrequenzen durch starkes Auf-und-Ab-Wippen. Einzelheiten s. > Sattelschwinge. Lenkervorbau Ein Parallelogramm zwischen Lenkerauge und Vorbauschaft mindert Fahrbahnstöße auf den Lenker, da dieser jetzt in etwa vertikal ausweichen kann. Teils einstellbare Federelemente zwischen den Parallelogramm-Armen beeinflussen die Einfederungshärte und -tiefe. Störend wirkt sich ein Lagerspiel der Parallelogramm-Gelenke aus (schwammiges Lenkgefühl). Kombis Für den Rennradsport, bei dem viel Wiegetritt gefahren wird, wäre eine Kombination aus einer aktiven und einer passiven Federung (Gabel federt aktiv, Sattelschwinge passiv) denkbar. Die Gewichtszunahme ist unbedeutend, konstruktiv läßt es sich einfach lösen, der Kostenfaktor bewegt sich in angemessenem Rahmen. Selbstverständlich ist ein derartiger Kompromiß auch für Mountainbikes und Trekkingräder vorstellbar, die nicht für den Leistungssport genutzt werden. Denn er fördert insgesamt den Komfort und die Sicherheit. Standortbestimmng und Ausblicke Fahrradfederungen befinden sich heute noch immer mehr oder weniger im Erprobungsstadium. Da das Federbike nach wie vor das imageträchige Renommierprodukt der Hersteller ist, fördert die Demonstration technischer Präsenz zwar die Weiterentwicklung, verhindert aber eine dringend notwendige Normierung und Standardisierung der Federungssysteme. Glaubte man beispielsweise 1994, die Teleskopgabeln hätten sich etabliert, da tauchten Schwingengabeln und das Telelever-Prinzip auf, die sozusagen wieder von Null beginnen und in einem langwierigen Entwicklungsprozeß für den Fahrradeinsatz optimiert werden müssen. ähnlich sieht es mit den Hinterradfederungen aus. Hier haben sich "Eingelenker" (Schwingenlagerung in Höhe der Kettenblätter) nahezu durchgesetzt, bekamen aber Konkurrenz mit Federungsvarianten, bei denen das > Tretlagergehäuse mitschwingt (Antriebsschwinge). Für den Leistungssportbereich werden weiterhin Spurtreue, Federungskomfort und die Reaktionfreiheit gegenüber Wiegetritt, Bremsen und Kettenzug mit hohem technischen Aufwand perfektioniert. Federung für Gebrauchsräder Fahrräder für den Freizeitbereich (> Trekkingräder; > Gebrauchsräder) können bereits von den Entwicklungen im MTB-Bereich profitieren: Die schlichte Verbesserung des Fahrkomforts, Betriebssicherheit und die Wartungsfreiheit der Federungssysteme sind hier wichtiger als exakt abstimmbare Dämpfungen. Unkomplizierte, kostengünstige und dennoch effektive Konzeptionen werden hier das Rennen machen. Mehr Fahrkomfort heißt für diese Fahrräder auch mehr Sicherheit, denn der Fahrbahnkontakt wird besser gehalten und die Defektrate > Durchschlag) gesenkt. Trotzdem müssen neue Aspekt bedacht werden: Es kommt hier nämlich der Gepäcktransport hinzu. 20 Kilogramm Gepäckzuladung können entscheidende Auswirkungen auf das Federverhalten haben. Eine 50 kg schweren Fahrerin belastet beispielsweise das Hinterrad mit etwa 35 kg, zu der sich dann noch 20 kg hinzu gesellen (ein Plus von 57 %) wenn der Gepäckträger gleich am Rahmen befestigt ist, was eine Tendenz zum Durchschlagen der Federung heraufbeschwört. Wird hingegen der Gepäckträger auf die Hinterradschwinge montiert, so erhöht er mit seinen 20 kg erheblich die ungefederte Masse – die Federung arbeitet also träger. Kletterhilfe für kleine Laufräder Wie seinerzeit von Sir Alex Moulton (s. > Moulton) vorexerziert, können mittels einer Federung auch kleinen Laufrädern gute Roll- und Klettereigenschaften verpaßt werden. Für Fahrradfederungen könnte sich auch hier ein neuer Absatzmarkt in Richtung gefederte > Kompakt-, > Klapp- und > Zerlegeräder auftun. Gelungener Auftakt diesbezüglich: Das "Birdy" von Heiko Möller und Markus Riese mit 17 Zoll-Laufrädern . Fahrrad-gewinde Gewindetypen, die im Fahrradbereich Anwendung finden und in nebenstehender Tabelle aufgeführt sind: Tabelle: Fahrradgewinde Bezeich- nung Durchm. in mm Gewindesteigung in mm Gänge/Zoll Anwendung 2x56 0,454 56 Speichen und Nippel 2,3x56 0,454 56 Speichen und Nippel 2,6x56 0,454 56 Speichen und Nippel M 3x0,5 0,5 50,8 Schellenbefestigung, Lichtanlage M 4x0,7 0,7 36,2 Justage Bremse/Schaltung, Schellen 11/64"x32 4,37 0,794 32 Teilweise Befestig. Schalthebel M 5x0,8 0,8 31,7 Bef. Zubehör/Komponenten, Seilklemmg. VG 5x36 0,705 32 Ventileinsatz Autoventil VG 5,2x24 1,058 24 Schaft Dunlop-/Rennventil M 6x1 1 25,4 Befestig. Zubehör/Komponenten M 6x0,75 0,75 33,9 Befestig. Kettenrädchen Suntour VG 6x32 0,794 32 Überwurfmutter Rennventil M 7x1 1 25,4 Kurbelkeil, Klemmg. Vorbau/Sattel 5/16"x26 7,938 0,977 26 Vollachse Vorderradnabe VG 8x32 0,794 32 Überwurfmutter Dunl./Auto-Ventil M 8x0,75 0,75 33,9 Befestigung Kettenblätter M 8x1 1 25,4 Vordr./Tretlager-Achse, Satt.-Klemmg. M 8x1,25 1,25 20,3 Klemmung Vorbauschaft/Sattel M 9x1 1 25,4 Hohlachse Vorderradnabe 9x26 0,977 26 Hohlachse Vorderradnabe/Campagnolo 3/8"x26 9,525 0,977 26 Hinterradachse 10x26 0,977 26 Hohlachse Hinterradnabe/Campagnolo M 10x1 1 25,4 Hin.-Achse, Befestg. Kurbel/Schaltung M 10x1,5 1,5 16.9 Seitenständerbef./Pletscherplatte 13/32"x26 10,32 0,977 26 Hinterradachse/Sachs-Nabenschaltung M 12x1 1 25,4 Kurbelbefest. Trelagerachse 1/2"x20* 12,7 1,27 20 Pedalbefestig. Fauber/USA Gebr.-Rad M 14x1,25* 1,25 20,3 Pedalbefestigung Frankreich 9/16"x20* 14,3 1,27 20 Pedalbefestigung 18x24** 1,058 24 Trelagerachse/Thompson M 22x1 1 25,4 Kurbelabzug 22x24** 1,058 24 Tretlagerachse/Fauber 7/8"x24** 22,23 1,058 24 Tretlagerachse/Fauber 23,2x32 0,794 32 Tretlagerachse/Fauber 15/16"x24 23,8 1,058 24 Tretlagerachse/Fauber M 25x1 1 25,4 Gabelschaft Frankreich 1"x24 25,4 1,058 24 Gabelschaft M 26x1 1 25,4 Gabelschaft Österreich/Diamant 1 1/8"x24 28,6 1,058 24 Gabelschaft MTB 1 1/4"x24 31,75 1,058 24 Gabelschaft MTB 32,8x24** 1,058 24 Konterung starres Ritzel 1,37"x24^ 34,8 1,058 24 Tretlagerschalen/BSA, Freilauf M 35x1^ 1 25,4 T-Schalen Fankr./Schweiz, Feilauf Fr. 36x24 1.058 24 Tretlagerschalen Italien 46x24* 1 24 Tretlagerschalen Fauber * Rechte Seite Rechtsgewinde, linke Seite Linksgewinde Linksgewinde ^ Rechte Seite Linksgewinde, linke Seite Rechtsgewinde Anmerkungen: 1. In einigen Ländern werden die Vollachsen von Naben mit 24 statt 26 Gewindegängen pro Zoll gefertigt 2. In der DIN 79012 werden die zölligen Gewinde mit FG gekennzeichnet und deren Durchmesser in Millimeter angegeben. Beispiel: FG 7,9 und FG 9,5 für die Gewinde 5/16"x26 und 3/8"x26 3. Wie unter 2. sind die Ventilgewinde in der DIN 7756 angegeben und werden mit VG gekennzeichnet Weitere Einzelheiten s. > Gewinde; > Gewindemaße. Fahrrad-hand-schuhe Spezialhandschuhe, die der Radler zum Schutz vor mechanischen Einwirkungen bzw. auch ganz normal gegen Kälte trägt. Radfahrhandschuhe haben i.d.R. ein Handballenpolster (Dämpfung von Lenkerstößen und Schutz bei Stürzen), das ursprünglich von seiner Verwendung als Bremshandschuh herrührt, da frühere Rennräder keine oder nur wenig wirksame Bremsen hatten: die Fahrer griffen zwecks Verzögerung auf den Vorderreifen. Daneben sichern die Handschuhe auch den rutschfesten Lenkerzugriff bei Schweißbildung und vermeiden Schwielen- und Blasenbildung. Zur Kühlung und v.a. zur Ausführung leichterer Reparaturen unterwegs (z.B. Reifenwechsel) sind die Fingerlinge der Sommerhandschuhe abgeschnitten. Fahrrad-karten Spezielle Landkarten, die den Bedürfnissen von Radlerinnen und Radlern durch ihren Maßstab sowie spezifische, radfahrrelevante Informationen Rechnung tragen. Vgl. hierzu den Für touristisch besonders interessante Gebiete werden lokale Fahrradkarten mit ausgewiesenen Radrouten angeboten (erhältlich z.B. über die zuständigen Fremdenverkehrsämter). Für ganz Deutschland gibt der > ADFC in Zusammenarbeit mit der Bielefelder Verlagsanstalt (BVA) ein flächendeckendes Spezialkartenwerk in 27 Blättern heraus, in welchem für größere Radtouren besonders geeignete Strecken farbig hervorgehoben sind. Das Kartenwerk ist für Radtouren auf überwiegend asphaltierten Straßen bzw. Radfernwegen gedacht und bietet bei einem Maßstab von 1:150.000 v.a. bei längeren Touren eine ausreichende Übersicht. Für zeitgemäße Radtouren auf Naturstraßen, Feld- und Forstwegen u.ä. sind herkömmliche Wander- bzw. Topographische Karten im Maßstab von 1:50.000 bzw. 1:75.000 besser geeignet, nicht nur wegen der größeren Detailtreue, sonder auch, weil sie die lokalen markierten Wander- und Radrouten ausweisen. Aus diesem Grund wird z.Zt. von der BVA für ausgewählte Gebiete ein Fahrradkartenwerk ("Regionalkarten") im Maßstab 1:75.000 realisiert und ständig erweitert. Fahrrad-Messen In Deutschland stattfindende Messen s. > IFMA; > Intercycle; > Eurobike. Fahrrad-Museen Die folgenden Museen sind im deutschsprachigen Raum dem Fahrrad gewidmet oder enthalten eine Fahrradsammlung: Deutschland Berlin Museum für Verkehr und Technik, Trebbiner Str. 9, 10963 Berlin. Dresden Verkehrsmuseum Johanneum, Augustusstr. 1, 01067 Dresden. Einbeck Einbecker Fahrrad-Museum, Papenstr., 37574 Einbeck. Feuchtwangen Fahrradmuseum Zumhaus, Zumhaus 4, 91555 Feuchtwangen. Hannover Radfahr-Galerie Walter Euhus, Deisterweg 15b, 30449 Hannover. München Deutsches Museum, Abtl. Kutschen und Fahrräder, Museumsinsel 4, 80538 München. Neckarsulm Deutsches Zweiradmuseum, Deutsch- ordensschloß, 74172 Neckarsulm. Oldenburg Oldenburger Fahrradmuseum, Donnerschweerstr. 45, 26123 Oldenburg Österreich Wien Technisches Museum, Linzerstr., Wien Schweiz Basel Schweizerisches Sportmuseum, Missionsstr. 28, Basel.
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