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Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik

FAHRRADTESTS

Meß- oder Prüfungsverfahren bzw. Vorschriften, um die Sicherheit und
Tauglichkeit von Fahrrädern zu beurteilen, zu vergleichen oder auch zu
gewährleisten.

Fahrradtests werden gerne von Fach- und Verbraucherzeitschriften durchgeführt,
um dem Endverbraucher eine Hilfe bei der Kaufentscheidung an die Hand zu geben.

Die Kriterien liegen hierbei mehr oder weniger im subjektiven Ermessen der
jeweiligen Redakteure oder der von ihnen beauftragten Testinstitute.

Die meisten Fahrradhersteller testen ihre Produkte freiwillig nach den
entsprechenden DIN-Vorschriften (s. > DIN), um sich gegen evtl. Regreßansprüche
abzusichern. Diese Normen stellen eine Untergrenze dar, die für das Alltagsrad
ausreichend sind, jedoch nicht den um ein Vielfaches höheren Belastungen durch
sportliche Radfahrer genügen (vgl. die Gegenüberstellung bei >
Antriebsdrehmomente). Um diesen standzuhalten, streben die meisten Firmen
bereits höhere Belastungswerte an, siehe auch > DIN Plus.

Fahrrad-träger
Für den Autotransport von Fahrrädern konzipierte Halterungen, die entweder auf
dem Dach oder am Heck montiert werden. Letztere können als Quer- oder
Längsträger ausgeführt sein, wobei Längsträger in Deutschland allerdings noch
nicht zugelassen sind.

Bei Dachträgern gibt es Komplettsysteme nur fürs Fahrrad sowie Vario-Lösungen,
die mit einem
"Grundträger" arbeiten und Zusatzteilen fürs Fahrrad, aber auch für Skier,
Surfboards usw.  Je nach System wird das Rad entweder auf den Rädern stehend
fixiert oder aber in "auf Kopf"-Position. Für schwächere Personen sind auch
Liftsysteme erhältlich, mit denen das Rad aufs Dach geschwenkt wird.

Anmerkung: Laut Stiftung Warentest erhöht sich der Benzinverbrauch auch ohne
Räder allein aufgrund des durch das Trägergestänge erhöhten > Luftwiderstand
deutlich. Daher sollte der Träger demontiert werden, wenn keine Räder mehr zu
transportieren sind. Ergo: Auf einfaches, möglichst werkzeugloses Montagesystem
achten.

        Qualität & Sicherheit
Um sich vor unsicheren Konstruktionen zu schützen, achten Sie bitte auf die
Prüfung nach  DIN 75 302 und das "GS"-Zeichen für "Geprüfte Sicherheit", was auf
den Trägern durch einen Aufkleber sichtbar gemacht ist.

Tip: Die Autohersteller bieten zu ihren Modellen passende Grundträger an, die
zwar etwas teurer sein mögen als "Universalisten", aber genau angepaßt sind und
sichere Verbindung zu Dach bzw. Heck garantieren.

        Abschließbarkeit
Vor dem schnellen Fahrradklau schützt ein Schloß am Auslegerarm. Bei
hochwertigen Dachträgern ist auch die Trägerverschraubung/-klemmung
schloßgesichert. Behelf: Räder mit Kabelschloß am Träger sichern.

Fahrrad-typen
Im Laufe der Zeit haben sich die Fahrräder mehr und mehr auf ihren
Verwendungszweck hin spezialisiert und unterscheiden sich daher z.T. erheblich
in Konstruktion und Ausstattung voneinander.

Sieht man einmal von dem grundsätzlichen Unterschied zwischen > Herren- und >
Damenrad ab sowie von Sonderkonstruktionen wie > Liegerad, > Tandem, >
Saalsportrad u.ä., so findet man schon beim ganz "normal" wirkenden Fahrrad
charakteristische Typenunterschiede.

In den letzten Jahren hat sich als wichtigster der zwischen "Straßen-" und
"Geländerad" herauskristallisiert. Bauart, Bereifung, > Übersetzungsbereich usw.

sind hier auf die wesentlich unterschiedlichen Rollbahnbedingungen hin
ausgelegt, denen die beiden Fahrradtypen begegnen.

Regelrecht spezialisiert sind die sportlich genutzten Fahrräder.

So ist das gewöhnliche > Rennrad zum Fahren im Pulk kurz und wendig konzipiert
(kurzer > Radstand und > Nachlauf), das > Mountainbike für >
Dowhnhill-Wettbewerbe dagegen lang und fahrstabil (großer Nachlauf). Das >
Triathlon-Rad ist bes. nach aerodynamischen Gesichtspunkten durchgestylt, was
bei > HPV-Fahrrädern mittels karosserieartigen > Verkleidungen bis zur
Perfektion getrieben wird.

Das klassische > Reiserad wiederum wirkt auf den ersten Blick wie ein mit
Gepäckträger und Beleuchtung versehenes Rennrad, weist aber bei näherem Hinsehen
einen verstärkten Rahmen mit spezieller Geometrie, stärkere Bremsen und einen
besonders bergtüchtigen Antrieb aus. Das > Bahnrad wiederum verzichtet selbst
auf die Bremsen.

Immer mehr Beachtung finden "Exoten" unter den Fahrrädern, wobei besonders auf
das > Moulton und die Versiond des > Pedersen-Rades von Kemper hingewiesen sei.

Im Einzelnen s. auch: > Einrad; > Hochrad; > HPV-Fahrrad; > Klapp-/Zerlegerad; >
Liegerad; > Lotus; > Mountainbike (> ATB); > Niederrad; > Radballrad; >
Reiserad; > Rennrad; > Saalsportrad; > Sling Shot; > Sonderfahrrad; >
Sprinterrad; > Sportrad; > Steherrad; > Tandem; > Trekking-Bike; > Vector; >
Zeitfahrrad u.a.

Fahrrad-ventil
Häufig nur auf den von Dunlop erfundenen Ventiltyp bezogene Bezeichnung, die
aber auch mit dem sog. "Blitzventil" als > Ventileinsatz bestückt werden kann.

Weitere Einzelheiten und über andere bei der Fahrradbereifung verwendete
Ventitypen s. > Ventil.

Fahrrad-versand-häuser
Versandgeschäfte, die komplette Fahrräder, aber auch einzelne Fahrradteile per
Katalog dem Endverbraucher offerieren und auf Bestellung ausliefern.

Der informative Charakter der Kataloge wird bes. gern von Radfahreinsteigern als
Orientierungs- und Informationsquelle genutzt. "Radfreaks" bedienen sich
ebenfalls gern dieser Kaufmöglichkeit, da die Vertreiber ob der breiten
Angebotspalette auch ansonsten schwierig zu beschaffende Teile auf Lager halten.

Andernfalls sind solche Teile nur mit zeitaufwendiger Suche zu finden (z.B. >
Felgen und > Naben mit unüblichen Speichenlochzahlen; Sondergrößen von >
Tretkurbeln und > Kettenblättern usw.).

Um die i.d.R. ortsferne Service- und Garantieleistung für die Kunden akzeptabel
zu gestalten, bemühen sich die Versandhäuser um prompte und kulante Erledigung.

Allerdings müssen die Räder bei Servicebedarf in jedem Fall versendet oder
vorbeigebracht werden.

Aus den vielen Kataloganbietern der 70er und 80er Jahre haben sich heute neben
einigen Kleinversendern folgende Firmen etabliert:

Brügelmann: Oberliederbacher Weg 42, 65843 Sulzbach
Radsportcenter Rose: Postfach 2547, 46393 Bocholt.

Bicycles: Otto-Brenner-Str. 207, 33604 Bielefeld
Petermann: Elzstr. 25, 79312 Emmendingen.

Fahrrad-wartung
I.U.z. > Fahrradpflege funktionserhaltende Arbeiten am Fahrrad, die sich v.a.

auf > Justage und Einstellarbeiten sowie Schmierstoff-Nachrüstung beziehen. Dazu
gehört auch die jährliche > Wartung von > Konuskugellagerungen. Weiterhin
beinhaltet die Wartung auch kleinere Reparaturen oder Auswechslungen wie z.B.

den turnusmäßigen Austausch von Brems- und Schaltzügen aber auch der Kette.

Fahrsta-bilität
Bez. f.d. Stabilität der Gleichgewichtslage von zweirädrigen, einspurigen
Fahrzeugen. Sie wird bestimmt durch deren
> Nachlauf,
> Richtkraft,
> Radstand,
> Laufradgröße,
> Schwerpunkt
Bei stabil gebauten Fahrrädern verbessert sich die Fahrstabilität mit
zunehmender Geschwindigkeit infolge größer werdender > Kreiselkräfte. Fahrräder
mit zu geringer > Seitensteifigkeit, zu geringem Nachlauf oder hoher
Gepäckzuladung bekommen hingegen bei höheren Geschwindigkeiten eine Neigung zum
> Rahmenflattern.

Weiteres zu diesem Themenkreis s. > Fahrverhlaten und > Lenkvorgang.

Fahrver-halten
Oberbegriff f. > Steuerbarkeit und > Handling von Fahrrädern.

Beide Größen sind im wesentlichen von der Rahmenkonstruktion abhängig (vgl. >
Rahmengeometrie) und ergeben sich im Einzelnen aus dem Zusammenspiel von >
Geradeauslauf, > Wendigkeit, > Nachlauf, > Seitensteifigkeit, > Fahrkomfort
sowie Gewicht und Laufradgröße. Darüberhinaus wirkt der Fahrer noch mit seiner >
Sitzposition (> Schwerpunkt) ein. Im Einzelnen:

        Geradeauslauf
Guter Geradeauslauf resultiert aus großem > Radstand (Motto: "Länge läuft") und
großem > Nachlauf, wobei letzterer den größeren Einfluß besitzt.

        Wendigkeit
Gegensätzlich hierzu die Wendigkeit, die sich durch kürzer werdenden Radstand
und steiler werdenden Lenkwinkel verbessert, wobei der steile Lenkwinkel sowohl
den Nachlauf verkürzt, als auch die für Lenkkorrekturen benötigten Kräfte
verringert .

        Nachlauf
Der > Nachlauf besitzt den größten Einfluß aufs Fahrverhalten. Er stellt für die
> Kreiselkräfte eine Art Hebelarm dar, mit dem die selbststabilisierenden
Einflüsse der Kreiselkräfte in die > Lenkung einwirken. Hinzu kommt durch die >
Roll- und > Lagerreibung des Vorderrades noch eine > Richtkraft, die das
Vorderrad stets in Radflucht hält.

Mit Vergrößerung des Nachlaufs nimmt daher diese Richtkraft zu. Beide Einflüsse
ermöglichen übrigens das Freihändigfahren. Der Nachlauf kann einen Ausgleich
zwischen den beiden sich widersprechenden Parametern Geradeauslauf und
Wendigkeit erzielen: So gewinnt ein kurz gebautes Rad durch langen Nachlauf ein
besseres Geradeauslaufverhalten oder umgekehrt, ein lang gebautes Rad wird durch
kurzen Nachlauf im Lenkverhalten "spritziger".

        Seitensteifigkeit & Fahrkomfort
> Seitensteifigkeit und > Fahrkomfort sind ebenfalls zwei sich widersprechende
Eigenschaften des Fahrrades. So kann man beispielsweise durch voluminösere
Rahmenrohre die Seitensteifigkeit steigern, mindert dadurch aber automatisch den
Fahrkomfort, da der Rahmen ja auch vertikal härter wird. Kompromiß: 1) Ein
harter Rahmen kann durch querovale Rohre oder eine "weiche" Aluminiumgabel ohne
Seitensteifigkeitsverlust an Fahrkomfort gewinnen; 2) ein "weicher" Rahmen kann
durch seitensteife Laufräder an Seitensteifigkeit zulegen.

        Laufräder
Durch Größe und Gewicht der Laufräder (vgl. > Laufraddurchmesser; >
Laufradgröße) werden die fahrstabilisierenden > Kreiselkräfte bestimmt. Sie
nehmen mit höherem Gewicht von Felgen und Reifen zu, sowie auch mit abnehmendem
Laufraddurchmesser. Da diese Kräfte bei kleinen Laufrädern mehr in Bodennähe
wirken, nimmt der stabilisierende Einfluß wieder ab und ergibt ein
gewöhnungsbedürftiges Fahrverhalten. Darüberhinaus haben die
Verwindungssteifigkeit der Felge sowie > Speichenspannung und > Speichenschräge
Einfluß auf die Seitensteifigkeit des Fahrrades.

        Gewicht
Das Gewicht eines Rades wirkt sich insbesondere auf sein > Handling aus:

Speziell bei sportlicher Fahrweise, wie insbes. bei > Rennrad und > Mountainbike
üblich, wirkt sich bei plötzlichen, energischen Richtungsänderungen (Umfahren
von Hindernissen, "Durchzirkeln" einer Spurrille) die > Masse des Fahrrades aus.

Natürlich ist auch mit einem 9 kg leichten MTB leichter über ein Hindernis zu
springen als mit einem 18 kg schweren "Panzer". Ähnlich sieht es bei >
Beschleunigungen aus: Hier ist ein leichtes Fahrrad ebenfalls schneller "auf
Touren" zu bringen als ein schweres.

        individuelle Faktoren
Der Radler beeinflußt mit seiner > Sitzposition und > Körperhaltung den >
Schwerpunkt seines Fahrzeugs. Damit wird sowohl das > Bremsverhalten beeinflußt
(Kipp- und Standmoment), als auch die > Fahrstabilität: Bei aufrechter Haltung
z.B. oder weit zurückgesetztem Sattel kann das gefürchtete > Rahmenflattern
auftreten, Abhilfemaßnahmen s.d.

Fahrwiderstand
Summe aller Reibungsverluste, die der Fortbewegung von Fahrzeugen
entgegenwirken. Beim Fahrrad im Einzelnen:

> Rollreibung der Reifen,
> mechanische Verluste (Lagerreibung von Naben, Pedalen, Tretlager plus
Kettenreibung),
> Luftwiderstand.

Falten-balg
Wellenförmig ausgebildeter Schlauch aus Gummi oder gummiartigem Kunststoff, der
am Fahrrad als Schmutzschutz eingesetzt wird und in Längsrichtung
zusammengedrückt werden kann.

Beispiele: Schutz der Tauchrohre bei > Teleskopfedergabeln, der > Sattelstütze
bei Stützenfederungen, der > Tretlagerachse im > Tretlagergehäuse
("Schmutzhülse").

Faltrad
Andere Bez. f. > Klapp-/Zerlegerad.

Falt-reifen
Faltbarer > Drahtreifen, bei dem der Draht (würde beim Falten knicken) durch ein
Bündel aus Nylon-, Kevlar- oder (selten) Glasfasern ersetzt ist (i.d.R. > Nylon
oder > Kevlar).

Durch diese Bauart wird der Reifen nicht nur faltbar (und damit z.B. auf längere
Touren leichter als Ersatzreifen mitführbar), sondern auch um 50 - 100 g
leichter. Die Hersteller lassen sich diese Vorteile bei nur etwas aufwendigerer
Fertigung mit einem 20-30 % höheren Preis bezahlen.

Fanghaken
Nachträglich montierbare Sicherheitsvorrichtung für > Cantilever-Bremsen, die
beim Reißen des zentralen > Bremszuges verhindert, daß sich das >
Verbindungskabel in den Reifenstollen verhakt und damit zum Blockieren des
jeweiligen > Laufrades fühen kann (Sturzgefahr). Gleiches kann übrigens auch
durch das "Umschlagen" der Bremsarme in die Speichen erfolgen.

Faser-anteil
Anteil der > Fasern bei > Faserverbundstoffen oder faserverstärktem > Spritzguß,
der in Volumenprozent angegeben wird.

Faserlage
Orientierung der > Fasern bei > Faserverbundstoffen. Je nach Lage unterscheidet
man > 0/90o-Lagen, > Unidirektionallagen, > Diagonallagen, > Radiallagen.

Fasern
Im Vergleich zu ihrer Länge sehr dünne Gebilde, aus denen i.A. Garne und deren
Folgeprodukte hergestellt werden.

Für den Fahrradbereich sind Fasern bes. zur Herstellung von >
Faserverbundstoffen von Bedeutung, wobei v.a. > Kohlefasern, > Kevlar, >
Glasfasern und > Keramikfasern Verwendungfinden. Näheres hierzu s. v.a. >
Carbon.

Faserver-bundbau-weise
Bauweise zur Herstellung von Körpern aller Art mittels > Fasern und einer sie
einbettenden > Matrix.

Dabei werden Faserstränge oder -Matten in einer Form mit > Harz oder
thermoplastischen Kunststoffen (> Thermoplaste) getränkt. Nach dem > Aushärten
bzw. Erkalten sind die Körper formstabil und können der Form entnommen werden.

Einzelheiten zur Herstellung s. > Carbon.

Die Faserverbundbauweise ist sehr aufwendig und damit teuer, ermöglicht aber die
Herstellung von extrem leichten, hochbelastbaren und dauerschwingfesten
Bauteilen. Im Fahrradbereich findet diese Bauweise v.a. mit hochbelastbaren und
Epoxidharz-gebundenen Kohlefasern Anwendung. Einzelheiten hierzu siehe > Carbon
und > Carbonteile.

Faser-verbund-stoffe
Werkstoffe und Produkte, die in > Faserverbundbauweise hergestellt sind,
Einzelheiten s.d. und > Carbon.

Faser-verbund-werk-stoffe
s. > Faserverbundstoffe.



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Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH
Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH
Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000