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Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik

HOCHRAD

> Kurbelfahrrad mit > Direktantrieb eines überdimensionierten Vorderrades.

Es entwickelte sich um 1870 (Marktreife 1871), da die ersten Kurbelfahrräder
eine zu geringe > Entfaltung besaßen (zu geringer Laufradumfang für
Direktantrieb), und daher in der Ebene eine zu hohe > Trittfrequenz erforderten,
um die Möglichkeiten der menschlichen Physis voll ausreizen zu können.

Mit dem Aufkommen der Hochräder entwickelte sich der Radrennsport, da mit ihnen
erstaunliche Geschwindigkeiten erzielt werden konnten: Mit 20-25 km/h war man
etwa doppelt so schnell wie mit den vorausgegangenen > Michaulinen. Hierzu trug
auch bei, daß diese gut doppelt so schwer waren wie die nur um die 20 kg
wiegenden Hochräder.

Da der Fahrer direkt auf dem gekrümmten Verbindungsstab vom > Steuerrohr zum
Hinterrad saß, waren je nach Beinlänge unterschiedlich große Vorderräder nötig.

Übersetzungsbetrachtung: Ein Vorderrad mit 1,40 m Durchmesser legt pro Umdrehung
ca. 4,40 m zurück, das entspricht bei heutigen 28-Zoll-Laufrädern einer >
Übersetzung von 52:25, liegt also knapp unter dem Arbeitsbereich eines >
Alltagrades.

Hochräder waren anfänglich Vollstahlkonstruktion (gewichtsmäßig vertretbar wegen
geringerem Materialaufwand als bei heutigen Rahmen) wurden später aber auch aus
Rohren gefertigt, was das Radgewicht nahe an 20 kg drückte.

Hochräder ließen sich bezüglich der Gleichgewichtshaltung einfach fahren, weil
man in der hohen Position bereits geringfügige Abweichungen aus der aufrechten
Haltung verspürt und korrigieren kann. Gewöhnungsbedürftig dagegen ist die
Krafteinwirkung per Kurbel auf die Lenkung (Vorderradantrieb) sowie die
Kopflastigkeit des Gefährts, da das kleine Hinterrad nur Stützfunktion hatte:

Das Überfahren von Hindernissen war eine heikle Angelegenheit, da der
Massenschwerpunkt nur knapp hinter der Vorderradachse lag. Charakteristischer
Unfall war daher der "Kopfsturz". Zum Versuch, daß Hochrad mittels Übersetzung
niedriger und damit sicherer zu bauen s. > Antrieb: Vorderradantrieb
("Kangaroo").

Wegen dieser Risiken und wegen des hohen Preises waren Hochräder ein Gefährt für
kühne Snobs aus gehobenen Kreisen. Erst das um 1880 aufkommende und als
"Sicherheitsrad" apostrophierte > Niederrad (> Übersetzung statt Direktantrieb)
ermöglichte in Verbindung mit preiswerteren Herstellungsverfahren dem Fahrrad
den Durchbruch als Massenverkehrsmittel.



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Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH
Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH
Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000