Zurück | Weiter | Inhaltsübersicht

Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik

KINDERRAD

Kleines Fahrrad, das hinsichtlich Größe und Ausstattung speziell auf die
Bedürfnisse von Kindern hin gebaut sein sollte.

        Vorschriften
Entsprechend der > DIN 79 110 gelten Fahrzeuge mit zwei bis drei 12-22 Zoll
großen > Laufrädern und Ketten-Hinterradantrieb als Kinderfahrräder. Sie müssen
einen > Freilauf besitzen und für Fahrergewichte von max. 50 kg ausgelegt sein
und nach der > StVZO der Körpergröße der Kinder angepaßt sein.

Kinderräder gelten als sog. "Spielräder", wenn sie ohne Beleuchtung ausgestattet
sind. Das schließt dann die Benutzung öffentlicher Straßen aus, gefahren werden
darf nur auf Gehwegen, Spielplätzen und Privatgrundstücken.

Wird ein Kinderfahrrad als Verkehrsmittel für den Schulweg oder zu einem
Familienausflug eingesetzt, gilt es als ein Kinder-Straßenfahrrad und unterliegt
der > StVZO. Es muß dann mit > Beleuchtung versehen sein und den Anforderungen
der > DIN 79 100 genügen.

        Eigenschaften
Weil Kinder einerseits nicht mit einem zu großen Fahrrad überfordert werden
dürfen, andererseits ihrem Fahrrad schnell entwachsen, sind Eltern i.d.R. nicht
gewillt, viel Geld für ein Kinderfahrrad auszugeben. Das setzt die Hersteller
unter enormen Kostendruck. Folge: Nahezu das gesamte Kinderradangebot im Handel
weist erhebliche Sicherheitsmägel auf. So wollte der > ADFC in seinem Wettbewerb
"Fahrrad des Jahres" ein Kinderrad küren - und fand kein einziges
auszeichnungswürdiges Modell!
Generell läßt sich zu diesem Problemkreis folgendes feststellen: Bis zum Alter
von 8 Jahren dürfen Kinder ohnehin nicht auf öffentlichen Straßen radfahren. Bis
zu diesem Alter genügt also durchaus ein entsprechend konzipiertes "Spielrad".

Trotzdem sollte auch dieses schon folgende Merkmale aufweisen:

* Kurbeln ohne > Keilbefestigung (Hose, Schnürsenkel können am Keil
hängenbleiben, es besteht dann akute Sturzgefahr);
* gepolsterter Lenker und > Vorbau,
* kugelförmiger Prallschutz an den Lenkerenden (besser noch in sich
geschlossener Lenker,
* generelle Vermeidung verletzungsträchtiger Ecken und Kanten,
* betriebssichere Bremsen: > Bremsgriffe für kleine Kinderhände,
* > Kettenschutz (auch bei > Kettenschaltung erwünscht);
* geringes Gewicht und ausgewogene > Fahreigenschaften für den sicheren Umgang
  (> Handling) mit dem Fahrrad.

Mit dem 8. Lebensjahr darf das Kind nicht mehr auf dem Bürgersteig fahren, nimmt
also am normalen Straßenverkehr teil. Nun benötigt es ein sicheres,
verkehrstaugliches Fahrrad.

In Zusammenarbeit des > Verbandes der selbstverwalteten Fahrradläden (VSF), dem
Verband der deutschen Fahrradteilehersteller und dem > ADFC mit der Fa. Puky ist
ein sicheres Kinderfahrrad konzipiert worden. Es kostete knapp 1.000,- DM, ist
mit 5-Gang-Nabenschaltung bzw. der 3x7-Schaltung von Sachs ausgestattet und
"wächst mit" (Vorbautausch; lange > Sattelstütze unter 69 Grad > Sitzwinkel), so
daß es von Kindern ab 8 Jahren bis 13/14 Jahren gefahren werden kann. Es wurde
vom Markt nicht angenommen.

        Sonderausführungen
Mit modisch geprägten Sonderformen wurde bereits früher versucht, den Absatz von
Kinderrädern zu steigern. Interessante Ausführungen:

                BMX-Rad
In den 70er und 80er Jahren galt das > BMX-Rad aufgrund seiner akrobatischen
Möglichkeiten verbunden mit einem Höchstmaß an Stabilität geradezu als das
Kinderrad schlechthin. Für den Normalgebrauch beim Familienausflug z.B. stören
allerdings die langen Tretkurbeln, die niedrige Sitzposition sowie die geringe
Übersetzung. Heute ist dieser Kinderradtyp weitgehend von mountainbikeartigen
Konstruktionen verdrängt worden.

                Kinder-MTB
Wie oben schon gesagt, handelt es sich hierbei um kleinere und billigere
Versionen von Mountainbikes für Erwachsene. Das hohe Gewicht (häufig bis 15 kg)
aufgrund der Verwendung dickwandiger, billiger Rahmenrohre behindert den Umgang
(> Handling) mit dem Fahrrad für das Kind erheblich, da es z.T. die Hälfte
seines Körpergewichts manövrieren muß!
                High Riser
Der bes. in den 70er Jahren beliebte > High Riser ist heute praktisch
ausgestorben und dem sinnvolleren BMX-Rad bzw. zunehmend mountainbikeartigen
Kinderrädern gewichen.

                Dreirad
Für die ganz jungen kommt noch das > Dreirad in Betracht, wobei zwischen der
einfachsten Ausführung zu unterscheiden ist, deren Antrieb direkt über eine
Kurbel am Vorderrad erfolgt und einem solchen, bei dem die Tretkraft mittels
Kette auf die Hinterachse übertragen wird. Dieses unterliegt bereits der > DIN
79 110.

Der Zwischenschritt vom Kinder- zum Erwachsenen-rad ist das > Jugendrad.



Zurück | Weiter | Inhaltsübersicht

Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik

 


Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH
Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH
Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000