Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Von engl. "Berg" und "Fahrrad" hergeleiteter Name (Abk.: MTB) des jüngsten eigenständigen Fahrradtyps. Das MTB ist speziell zum Radeln auf unbefestigten Trassen (daher auch "Geländerad" bzw. > All Terrain Bike (ATB)) und zur Bewältigung steiler Anstiege konzipiert ist und Ende der 1980er Jahre einen weltweiten Boom erlebte (s. > Mountainbike-Boom; dort auch Historie). Ein Mountainbike zeichnet sich durch folgende Merkmale aus: * stollige "Ballonreifen" (26 Zoll); * untersetzte > Berggänge; * bes. wirksame > Bremsen; * breiter > Lenker; * stabiler > Rahmen; * robuste > Komponenten. Mit dem MTB eröffnete sich in Zeiten immer dichter werdenden Automobilverkehrs die Möglichkeit, sicher und ungefährdet abseits der Straßen zu radeln. Das war mit der schmalen Bereifung herkömmlicher Fahrräder zuvor nicht so ohne weiteres möglich. Hinzu kommt, daß durch den "bergtüchtigen" Antrieb das Bergauffahren eine bis dato unerreichte Leichtigkeit gewann. Beide Faktoren trugen dazu bei, daß das "Feld-Wald-und-Wiesen-Fahrrad" nicht nur als Sportgerät seine Liebhaber fand (als welches es ursprünglich angelegt war), sondern auch als Rad für Naturfreunde und als "Sicherheitsrad" für weniger geübte Leute (Senioren; Elternfahrrad bei Verwendung eines > Kindersitzes; > Kinderfahrrad usw.). Laufräder > Felgen und > Reifen sind mit 42-55 mm Breite wesentlich voluminöser als beim > Straßen- und > Trekkingrad und mit den typischen Ballonreifen mit > Stollenprofil ausgestattet, die als Äußerliches "Markenzeichen" von MTBs gelten können, s. > MTB-Reifen. Sowohl ihre Breite als auch ihr geringerer > Felgendurchmesser (26 > Zoll statt üblicher 28 Zoll) macht > Laufräder von Mountainbikes a priori in sich steifer. Außerdem stehen die Speichen bei diesen Maßen näher zusammen und schräger, was die > Seitensteifigkeit erhöht sowie die Anfälligkeit für > Speichenbruch senkt. Antrieb Ein MTB ist grundsätzlich mit > Kettenschaltung ausgerüstet, um mit 18-24 Gängen und einem großen > Übersetzungsbereich auch bei extremen Geländebedingungen immer die passende > Übersetzung parat zu haben. Standard ist eine > Kurbelgarnitur mit drei > Kettenblättern zu 26/36/46 Zähnen vorne und sieben oder acht > Ritzeln hinten zu 12-34 Zähnen. Daneben setzen sich zunehmend > Micro-Drive-Übersetzungen durch. Damit reicht die > Entfaltung von rund 9 m pro Kurbelumdrehung (ähnlich wie Rennrad) bis hinab auf 1,8 m und weniger, d.h., im stärksten > Berggang wird sogar untersetzt (weniger als eine Radumdrehung pro Kurbelumdrehung). Neuerdings wird zunehmend die sog. Micro-Drive-Übersetzung eingesetzt, bei der Kettenblätter wie Ritzel geringere Zähnezahlen aufweisen, ohne daß sich aber der Übersetzungsbereich Ändert. Einzelheiten s. > Micro-Drive. Bremsen I.d.R. besitzen Mountainbikes die bes. wirkungsvollen > Canilever-Bremsen (seit 1997 nahezu ausschließlich >V-Brakes), die auch gegen Festsetzen durch Matsch o.ä. weitgehend gefeit sind. Mittlerweile sind auch > Hydraulikbremsen und > Scheibenbremsen auf dem Vormarsch. Lenker Typisch ist der breit ausladende, gerade Lenker, um mit hohen > Lenkkräften das Vehikel auch bei schwierigen Fahrbahnbedingungen sicher zu beherrschen. Da diese Lenkerform aber eine ungünstige Handhaltung (Gelenkprobleme) und schlechte Krafteinwirkung (beim Ziehen am Lenker bergauf) bewirkt, werden heute vermehrt > Bar Ends und > Hörnchenlenker gefahren. Rahmen Mit robuster Gabel und Oversize-Rohren ausgestattet, wandelte sich die anfängliche Allround-Geometrie des MTB zunehmend zur Renngeometrie für den > Cross Country-Einsatz: kurzer > Hinterbau; langer > Vorderbau (s. > Rahmengeometrie). Mit dem Aufkommen der voll gefederten MTBs (>Fully) kommt die Y-Rahmenform vermehrt zum Einsatz. Ein Mountainbike wird mit 5-10 cm niedrigerer > Rahmenhöhe gefahren als ein > Rennrad und häufig mit tiefer gelegtem > Oberrohr, um das > Handling zu verbessern. Durch die weit herausziehbare > Sattelstütze ist es auch gut als Familienrad verwendbar, da die Sattelhöhe gut an unterschiedlich große Benutzer anpaßbar ist. MTB-Komponenten Wegen ihrer Bedienungsfreundlichkeit und Defektsicherheit haben sich MTB- > Komponenten mittlerweile auch als Standardausrüstung für > Gebrauchs-, > Reise- und > Trekkingräder etabliert. als Reiserad Gegenüber dem ursprünglichen Verwendungszweck als Sportgerät für Naturpisten und auch entgegen seinem weit verbreiteten (Negativ-)Image hat sich das MTB bei naturbewußten Radlern auch als ideales Reiserad bewährt, das nicht nur wenig defektanfällig ist, sondern auch konsequentes Radeln abseits des öffentlichen Straßenverkehrs ermöglicht. Geeignet hierfür ist insbesondere das klassische Allround-MTB mit langem Hinterbau (für Gepäckzuladung; s. zu diesem Punkt > Reiserad). Durch den o.g. zunehmenden Hang zur Renngeometrie - kurzer Hinterbau, langer Vorderbau, - geht dieser Charakter allerdings verloren. Folge: Flattriges Fahrverhalten bei Gepäckzuladung, Abheben des Vorderrades bei Anstiegen, s.a. > Fahrverhalten. Tip für MTB-Reiseradler: Beim Kauf > Hinterbaulänge ausmessen - es werden nämlich neuerdings wieder Mountainbikes mit gemäßigter Geometrie angeboten. Kaufen sie also eines der längeren Bikes im Laden. Fullys Aluminiumbauweise und der damit verbundene Trend zu extremen > Oversize-Rohren wie auch der Trend zu geraden > Big Forks führten zu MTB-"Panzern" ohne > Fahrkomfort ("Preßlufthammerfeeling" bei höherem Tempo und Gefahr von > Durchschlägen). Das führte zur Wiederbelebung der als längst ad acta gelegt geltenden > Fahrradfederungen, wodurch sich wiederum völlig neue Möglichkeiten von Fahrkomfort und > Fahrstabilität bei höheren Geschwindigkeiten ergaben. Federbikes besitzen v.a. bei schnellen Abfahrten Vorteile (vergl. > Freeride) und sind heute bei > Down Hill-Rennen ein "Muß" geworden. Weitere Informationen s. insbes. > Mountainbike-Boom (hier auch Historie); > MTB-Rennen;
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Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000