Zurück | Next | Inhaltsübersicht

Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik

OVERSIZE

Engl. "Übergröße"; am Fahrrad wird die Bez. insbes. auf Rohrdurchmesser
angewandt (als Folge davon auch auf den > Steuersatz).

Voluminösere Rohre - v.a. bei > Ober- und > Unterrohr aber auch bei > Steuer-
und > Gabelschaftrohr eingesetzt - machen den Rahmen biegesteiefer und damit
belastbarer (v.a. am > Mountainbike eingesetzt), mindern aber gleichzeitig den >
Fahrkomfort.

Oversize-Rohre wurden zuerst bei höher belasteten Mountainbikes eingesetzt,
später auch an > Rennrad und > Reiserad. Im Zuge von Modeerscheinungen wurden
die Rahmenrohre regelrecht "aufgeblasen", um v.a. Aluminium gewichtsgünstiger
einsetzen zu können (s. > Aluminium-Rahmen).

Ein verdicktes Oberrohr macht in jedem Fall Sinn, denn es reduziert drastisch
die Gefahr des > Rahmenflatterns:

Eine Durchmesservergrößerung z.B. von 25,4 mm auf 28,6 mm bewirkt bei gleicher
Wandstärke eine über 40% größere Biegesteifigkeit, erhöht das Rohrgewicht aber
nur um 12,5%.

Für ein MTB durchaus sinnvoll ist auch ein voluminöseres Gabelschaftrohr, da es
ja bei Abheben des Hinterrades Roß und Reiter an einem 70 cm langen Hebelarm
tragen muß und damit das höchstbelastete Rahmenrohr ist. Ein voluminöses
Unterrohr ist für trittstarke Radler günstig, da es das Fahrrad im
Tretlagerberich seitenstabiler macht.

Neuerdings wird auch das > Sattelrohr dicker ausgeführt. Grund: Das MTB wird von
sportlichen Bikern mit rund 10 cm niedriger > Rahmenhöhe gefahren als ein
Rennrad (besseres > Handling). Um nun aber Wipp-Bewegungen der entsprechend
längeren > Sattelstütze zu vermeiden, wird deren Durchmesser bis auf 31,8 mm
erhöht (gegenüber 25-27,2 mm bei Gebrauchs- und Rennrädern), was ein
entsprechend dickeres Sattelrohr zur Voraussetzung hat.

Bei den übrigen Rohren sind Durchmessererhöhungen statisch weniger sinnvoll, da
hier normale Abmessungen schon ausreichen. Technisch betrachtet haben wir heute
das Kuriosum, daß per Oversize-Rohren die Fahrräder noch nie so seitensteif
waren, gleichzeitig aber durch die 8-fach bestückten Zahnkränze noch nie so
instabile Hinterräder (steil stehende Speichen auf Zahnkranzseite) gefahren
wurden.



Zurück | Next | Inhaltsübersicht

Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik

 


Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH
Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH
Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000