Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Energiezehrende und daher bewegungshemmende Widerstandskraft zwischen den Oberflächen sich aufeinander bewegender Körper, die dabei mechanische Energie in > Reibungswärme umwandelt. Reibung ist abhängig von der > Oberflächengüte der Körper und der Kraft, mit der sie aufeinander gepreßt werden, nicht aber von der Größe der reibenden Flächen. Durch Einbringen von > Schmiermittel läßt sich die Reibung mindern. Prinzipiell ist zwischen Haft, Gleit-, Roll- und Seilreibung zu unterscheiden: Haftreibung Reibung, die zu überwinden ist, um einen ruhenden Körper auf seiner Unterlage auf der er "haftet" zu bewegen. Haftreibung ist immer größer als die Gleitreibung und geht ihr voraus. Sie spielt im Fahrradbereich v.a. ein Rolle beim Kontakt der Reifen auf der Fahrbahn (geringere Reibung beim Blockieren der Laufräder). Gleitreibung Reibung aufeinander gleitender Körper, nachdem die Haftreibung überwunden ist. Erwünschte Gleitreibung wird absichtlich beim Bremsen erzeugt (vgl. > Bremsvorgang), unerwünscht entsteht sie bei allen anderen Reibungsvorgängen. Im Einzelnen: Bremsen Gleitreibung zwischen Felge und Bremsgummi (> Felgenbremsen) bzw. > Bremsflächen und > Bremsbelägen (> Nabenbremsen) ist erwünscht und soll möglichst hoch ausfallen, um die nötige > Bremsleistung zu erzielen. Näheres s. > Bremsvorgang. Auch in den > Bowdenzügen (s.u. Seilreibung) und Bremsgelenken tritt - unerwünschte - Gleitreibung auf. Die Gelenkreibung wird bei einigen hochwertigen > Seitenzugbremsen zwecks besserer Dosierbarkeit mittels > Axialkugellager gemindert, was gleichzeitig die > Bremswirkung um 5-6 % erhöht. Kette In deren Gelenken sowie - bei Kettenschräglauf (> Kettenschaltung) - zwischen Zahnflanken und Gliedern der > Innenlaschen auftretende unerwünschte Reibung. Insgesamt verbraucht die Kette dabei 1-2 % der vom Radfahrer erbrachten Leistung. Schaltung In der Schaltanlage ist Reibung in der Lagerung der > Schalthebel erwünscht und wird dort durch federbelastete > Rastermechaniken noch erhöht, damit sich der eingelegte Gang nicht selbständig verstellt. Die Reibung der gleitgelagerten > Schaltungsrädchen fällt mit 0,5 % der Gesamtleistung des Radlers höher aus als die Lagerreibung der Laufräder. Kugelgelagerte Schaltungsrädchen mindern die Reibungsverluste deutlich, s. > Lagerreibung. Die Reibung in den Schaltungsgelenken hat keine Auswirkung auf die Leistungsbilanz des Radlers, da sie nur die Betätigungskräfte beim Schalten erhöht. Rollreibung Reibung, die zwischen aufeinander abrollenden Körpern entsteht. Sie beträgt i.d.R. nur 1,5-2,5 % der Gleitreibung. Lagerungen Insbesondere bei > Lagerungen reduzieren > Kugellager die Reibung erheblich. So beträgt die Summe aller Reibungsverluste in den Fahrrad-Lagerungen (Nabe, Pedale, Tretlagerung) noch nicht einmal 0,5 % der eingebrachten Fahrerleistung. Einzelheiten s. > Lagereibung. Reifen Hohe Rollreibungsverluste entstehen jedoch bei der Abrollbewegung der Reifen auf der Fahrbahn: Dabei schiebt der Reifen einen Wulst vor sich her, dessen Größe vom gefahrenen > Reifendruck abhängt, so daß die Rollreibung nahezu linear mit dessen Wert zu- oder abnimmt. Bei > Rennrädern mit 8 bar Reifendruck rechnet man die Rollreibungsverluste auf Asphalt bei 30 km/h mit 10-13 %, beim > Mountainbike mit 3,0 bar Luftdruck mit 25-35%. Anmerkung: Die Werte schwanken durch die Reifenbauart, wobei dünne > Karkassen und geringe Gummiauflage die Reibungsverluste reduzieren. Die Profilierung der Reifen ist demgegenüber von eher geringer Bedeutung. Noch höher werden die Verluste, wenn auf weichem Untergrund geradelt wird: Auf Waldwegen kann sich die Rollreibung verdoppeln, enden sie gar in einem umgepflügten Acker, so geht nahezu die gesamte Fahrerleistung "flöten" - es kommt zum Stillstand aufgrund unüberwindbarer Rollreibung, da die menschliche Leistungskraft nicht ausreicht, diese Rollreibung zu überwinden. Seilreibung Einen Sonderfall stellt die Reibung zwischen Innenzug und Außenhülle in > Bowdenzügen dar. Dort addieren sich in Biegungen zu der normalen Gleitreibung noch die Reibungskräfte, die durch die Seilumschlingung wirksam werden. Faustregel: Bei insgesammt 180 Grad Seilbiegungen sind bei einem Standardbowdenzug bis zu 60 % Reibungsverluste zu beklagen. Einzelheiten und Berechnung s. > Seilreibung.
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redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000