Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Oberflächengestaltung der Lauffläche von Fahrradreifen, die je nach Einsatzzweck von aalglatt bis grobstollig reicht. Straßenreifen Auf der Straße gefahrene Fahrradreifen besitzen nur schwach ausgeprägtes oder gar kein Profil (Slicks, s.u.). Physikalisch hängt der Nutzen einer Profilierung dieser Reifen in erster Linie von der > Reifenbreite und dem gefahrenen > Reifendruck ab. schmale Straßenreifen * Reifen unter 30-35 mm Breite werden mit hohem Luftdruck gefahren (kleine > Reifenaufstandsfläche, daher innige Verkrallung des Reifengummis in Fahrbahnrauhigkeiten, vgl. > Kraftschlußverbindung: 2.). * Profilierungen mindern auf Asphalt den Leichtlauf des Reifens (zusätzliche Gummiverformung); s.a. unten den Merkspruch bei "Slicks". * Sinnvoll sind Profilierungen von schmalen Straßenreifen, wenn sandige Kurven oder Naturstraßen befahren werden. breite Straßenreifen * Reifen über 35-40 mm Breite werden mit geringerem Luftdruck gefahren (größere Aufstandfläche, geringere Verkrallung des Reifengummis in die Fahrbahnrauhigkeiten). * Profilierungen verkleinern den Kontaktbereich Reifen/Straße (nur die Profilerhebungen berühren die Fahrbahn) und verbessern die Verkrallung mit der Fahrbahn. * Unprofilierte breite Reifen (> Slicks) besitzen leichte Rollvorteile, haben aber eine etwas geringere Bodenhaftung. handelsübliche Straßenprofile Vom Handel angebotene Straßenprofile besitzen nur schwach ausgeprägte Profile, die den Leichtlauf auf der Straße nur unwesentlich verschlechtern, die Bodenhaftung bei sandiger Fahrbahn und auf Naturstraßen aber verbessern. Die Profile im einzelnen: Slicks Bis zu Reifenbreiten von 30-35 mm besitzen > Slicks als reine Straßenreifen Bodenhaftungs- und Leichtlaufvorteile. "Kein Profil ist für schmale Straßenreifen das beste Profil". In der Praxis hat sich zudem erwiesen, daß die Defektrate von Slicks etwas geringer ausfällt, da sich "spitze Eindringlinge" nicht an Profilkanten festsetzen können. Diamantprofil Klassisches Straßenreifenprofil, das heute noch am weitesten verbreitet ist. Die Reifen besitzen zusätzlich in der Reifenmitte ein kleines, nicht profiliertes "Dach". Das erschwert den Leichtlauf des Reifens nur unwesentlich, läßt dem Reifen aber mehr Gummi im Laufbereich zukommen und erhöht so die Lebensdauer (Abrieb) und Pannensicherheit. Diamantprofil zeigt gegenüber Slicks Traktions- und Seitenführungsvorteile auf sandigen Straßen und Naturpisten. Rillenprofil Schwach ausgeprägte Rillenprofile auf der Lauffläche verbessern auf sandigen Straßen oder Naturstraßen die Spurtreue der Reifen. andere Profile Schwach ausgeprägte Rund-, Bogen- oder V-Profile verbessern leicht Spurtreue und > Traktion auf Naturstraßen. Naturpisten Bei sandigem oder matschigem Untergrund sind mehr oder weniger ausgeprägte Stollen erforderlich, ein Slick würde hier "schwimmen". Kräftige Profile dagegen konzentrieren den Druck auf wenige Stollen, die dann "durchgreifen". Damit wird besser die Spur gehalten und die nötige > Traktion für Antrieb und Bremsen gewährleistet. Auf steinigem, trockenem und nicht snadigem Untergrund ist auch der Einsatz von Slicks möglich und würde sogar Rollvorteile bieten. Crossreifen Schon seit über zwanzig Jahren bestens bewährt haben sich in dieser Hinsicht die Cross-Schlauchreifen fürs > Querfeldeinrad mit dünnen und weit auseinander stehenden Stollen. Zu hohe und zu dicht beieinanderstehende Stollen neigen nämlich dazu, sich schnell mit Matsch vollzusetzen. Außerdem wird der Druck des Fahrzeuggewichtes auf zu viele Stollen verteilt, die dann nur ungenügend "durchgreifen" können. MTB-Reifen Die übliche, markante Profilierung von Reifen für > Mountainbikes wird meist nicht nach funktionalen, sondern nach designerischen Gesichtspunkten entwickelt: Griffiges Aussehen hat Priorität vor dem praktischen Nutzen, der beispielsweise bei mangelhafter Selbstreinigung drastisch sinkt. In letzter Zeit kommen aber vermehrt Reifen auf den Markt, bei denen die Stollen kleiner gehalten sind und zudem weiter auseinander stehen. Übrigens kann ein gerundeter Übergang des Profilstollens zum Reifengrund den Selbstreinigungseffekt der Reifen verbessern. Zu einem leicht schwammigen Fahrverhalten kommt es in Kurvenschräglage bei vollprofilierten MTB-Reifen, da die i.d.R. recht hoch ausgeführten Stollen dann zur Kurvenmitte hin ausknicken. V-Profil: Um den holprigen Lauf großstolliger Reifen auf glatten Trassen zu mindern, werden die einzelnen Profilreihen leicht gegeneinander versetzt oder als V-Profile ausgebildet, so daß der nächste Stollen bereits Bodenkontakt bekommt, während der vorherige ihn noch nicht verloren hat. Bei den V-Profilen ist dabei jedoch die > Drehrichtung zu beachten, die vom Hersteller zumeist durch Pfeile auf der Reifenflanke angegeben wird. Man spricht daher von > laufrichtungsgebundenen Reifen. Angemerkt sei, daß es für das Bremsen auf Naturstraßen günstiger ist, die Reifen entgegen der angegebenen Drehrichtung zu montieren. Semi-Slicks Kein Thema ist die Selbstreinigung bei den von Hans-Christian Smolik konzipierten sog. Semi-Slicks: Die Lauffläche selbst ist profillos (bei Corratec diamantiert), nach außen beginnt jedoch schon eine Reihe dünner Stollen, die seitlich noch von kräftigen > Schulterstollen ergänzt werden. Message an Bolli: der Conti "Goliath" besitzt zu dicken Mittelstreifen, so daß Schulterstollen nur schlecht greifen, daher nicht empfehlenswert Diese Reifen besitzen eine sehr gutes und leises Abrollverhalten auf der Straße und im Gelände zugleich noch ausreichende Spurtreue und Traktion. Funktion der Schulterstollen: Wenn sich am schrägen Hang und bei weichem Untergrund die Fahrerlast auf nur wenige Schulterstollen verteilt, so bieten diese einen innigeren Bodenkontakt als wenn die Fahrerlast dutzende von Stollen belastet, da dann jeder einzelne Stollen weitaus weniger Druckbelastung bekommt. Interessant ist übrigens das Verhalten von Schulterstollen in Kurvenlage auf der Straße: Bei hartem Untergrund werden nur 4-5 Stollen belastet, die sich nun in den Reifengrund eindrücken. Ergebnis ist ein weitaus weniger schwammiges Fahrverhalten als bei Kurvenlage mit voll profilierten MTB-Reifen. Völlig profillose Slicks machen beim MTB nur Sinn, wenn ausschließlich auf Asphaltstraßen gefahren wird (Citybike). Auch wenn dieser Reifen auf steinigem, trockenen Untergrund gut greift, so besitzt er doch große Schwächen bei sandigem oder matschigem "Geläuf". Um das singende Abrollgeräusch von voll profilierten Reifen zu mindern, wurden Profile entwickelt, die einen etwas hervorstehenden > Mittelsteg besitzen (außerdem meist weniger stark ausgeprägtes Restprofil). Neben dem positiven akustischen Effekt haben diese Reifen aber - neben Minderung der Traktion - die unangenehme Eigenschaft, auf Plattenbelägen (z.B. manche Radwege) in die Spalten einzuspuren, was schon zu Stürzen führte. Sinnvoller sind hier sich überlappende Profilierungen, die in der Reifenmitte zusammenstoßen, so auch das singende Reifengeräusch mindern, aber genannten Einspureffekt nicht haben. Die weitverbreitete Ansicht, Mittelsteg-Reifen besäßen einen geringeren > Rollwiderstand ist falsch, da dieser überwiegend vom Reifenaufbau abhängt (dünne, dicht liegende > Karkassenfäden; dünne Gummiauflage). Außerdem drückt sich der Reifen im Kontaktbereich mit der Fahrbahn so weit ein, daß auch die Profilierung Bodenkontakt bekommt. Negativ-Profil Versuche, Reifen mit Negativ-Profil zu gestalten, sind wieder eingestellt worden. Analog zu Turnschuhen mit solcher Profilierung trat der erhoffte Selbstreinigungseffekt nicht ein, außerdem wurden die Reifen zu schwer und die relativ großen Aussparungen führten zu einem holprigen Reifenablauf. Trekkingrad-Reifen Entsprechend ihrer gegenüber MTB-Reifen geringeren Breite kommen Reifen fürs > Trekkingrad wie der Cross-Reifen mit feineren Profilierungen aus. Trekkingreifen bieten erstaunlichen > Grip auf weichem Untergrund (tieferes Einsinken) und warten auf der Straße mit recht gutem > Leichtlauf auf.
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Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000