Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Auf effizientes Vorankommen und Wendigkeit gebautes Fahrrad für die normalen, im Peloton ausgetragenen > Straßenwettbewerbe, i.G.z. > Bahnrad und > Querfeldeinrad. Bei Sonderdisziplinen kommen modifizierte Rennräder zum Einsatz, s. > Zeitfahrrad, > Triathlonrad. Auch Rennräder unterliegen der > StVZO, müssen außer bei offiziellen Rennveranstaltungen mit Klingel, Front- und Rückreflektor, Pedal und Speichenreflektoren ausgestattet sein. Bei einem Gewicht unter 11 kg kann statt einer Dynamolichtanlage auch eine Batteriebeleuchtung mitgeführt werden. Daneben unterliegen Rennräder, mit denen offizielle Wettbewerbe bestritten werden den Bedingungen der > UCI-Norm. Rahmen Modische Aspekte, neue Werkstoffe und Rahmenformen spielen beim klassischen Rennrad eine weit geringere Rolle als beim Triathlonrad oder Mountainbike, zumal das Material auch von den jeweiligen Sponsoren vorgeschrieben wird. Etwas anders sieht es freilich bei Rennrad fahrenden Freizeitradlern aus, für die z.B. der Prestigewert eines hochwertigen Rahmens eine große Rolle spielt, so daß hier Hi-Tech-Werkstoffe und neue Rahmendesigns einen höheren Anteil haben. Material Rennrahmen werden nach wie vor überwiegend aus Stahlrohr gefertigt (s. > Stahlrohrrahmen). Der Anteil von > Aluminium-Rahmen nimmt jedoch stetig zu und erreichte 1995 ca. 15 %. Obwohl > Carbon-Rahmen den Idealvorstellungen nach einem möglichst leichten und zugleich seitensteifen Rennrahmen am nächsten kommen, liegt ihr Marktanteil aufgrund aufwendiger und daher teurer Bauweise z.Zt. noch unter 5%. Ähnliches gilt für Rahmen aus > Titan. Geometrie Heutige Rennräder sind strenggenommen für > Kriteriumsrennen konzipiert (kleine, mehrfach durchfahrene Stadtrundkurse von 1-2 km Länge, die Wendigkeit und Steuerkunst verlangen). Da in den letzten 20 Jahren kaum noch Straßen für Rundstreckenrennen abgesperrt werden konnten, überwiegen die zuschauerfreundlichen "Flitzer-" und "Kirmesrennen". Dementsprechend ist die > Rahmengeometrie heutiger Rennräder auf > Wendigkeit hin ausgelegt (kurzer > Radstand von 98-100 cm, kurzer > Hinterbau, > Nachlauf ca. 6 cm). Diese Konzeption hat sich freilich auch für die verbliebenen Rundstreckenrennen bewährt, da deren Teilnehmerfelder größer geworden sind: Ein besonders wendiges Rennrad ist hier sinnvoll, um beim Fahren im Pulk rasch auf gefährliche Situationen reagieren und aus dem Gefahrenbereich heraussteuern zu können. Der kurze Hinterbau verlangt dem Piloten die Rennfahrer-typische, tief und weit nach vorn gebeugte Oberkörperhaltung ab, um den > Schwerpunkt des Fahrzeuges (s. Skizze) nach vorn zu verlegen, sie ist gleichzeitig aber auch aerodynamisch und ergonomisch günstig. Die mehr bequemlichkeitsorientierte, aufrechtere Haltung v.a. Älterer Freizeitradler bereitet daher immer wieder Probleme: Sie verschiebt den Schwerpunkt bis zu 10 cm weiter nach hinten und das ansonsten gut spurende Rennrad neigt plötzlich zum > Rahmenflattern. Übrigens behaupten alte Rennfahrer wie Eddy Merckx, früher schneller bergab gefahren zu sein als die heutigen Profis, was in Anbetracht der damals länger gebauten Rennräder mit flacherem > Steuerwinkel und besserem > Fahrkomfort durchaus glaubwürdig erscheint. Ausstattung Rennradkomponenten waren jahrzehntelang richtungsweisend für die Fahrradtechnik. Funktionalität, robuste, aber leichte Bauweise und hohe Verschleißfestigkeit sind nach wie vor oberstes Gebot. Mit der stürmischen Entwicklung von > Mountainbikes und Tria-Rennräder verlagerten sich die Entwicklungsinnovationen. Heute sind Schaltungstechniken und Leichtkomponenten aus dem MTB- und Tria-Bereich in die Rennradtechnik eingeflossen. Die > Komponenten im einzelnen: Antrieb & Schaltung Standard ist ein Kettenschaltgetriebe mit 14, 16 oder 18 > Gängen (2 > Kettenblätter vorne und 7, 8 oder 9 > Ritzeln hinten, das überwiegend mit Einzahnsprüngen abgestuft ist. Einzelheiten s. > Ritzeln: individuelle Übersetzungsabstufungen. Die > Indexschaltung ist nach anfänglicher Skepsis der Profis und Amateure mittlerweile Standard geworden, > Brems/Schalt-Hebel nehmen ständig zu. Laufräder Standard sind > Laufräder mit 36 Speichen, > Hohlachse und > Schnellspanner. Immer häufiger werden jedoch > Tropfenfelgen mit geringeren Speichenzahlen eingesetzt, deren geringerer > Luftwiderstand v.a. bei Ausreißversuchen die Erfolgschancen erhöht - es sei denn, die Konkurrenz hat sie auch... Führend sind hier die > Shamal-Laufräder von Campagnolo mit einer ca. 42 mm hohen Tropfenfelge und nur 14 Speichen im Vorder- und 18 im Hinterrad. Früher nahezu ausschließlich mit > Schlauchreifen bestückt, nimmt der Anteil der > Drahtreifen am Rennrad mittlerweile aus Gründen der Defektsicherheit ständig zu. Die > Reifenbreiten belaufen sich je nach Fahrergewicht auf 20-23 mm (in Extremfällen auch 18 mm). Bei Kriteriumsrennen werden vereinzelt Rennräder mit 26-Zoll-Laufrädern eingesetzt, die dann eine noch kurvengängigere Rahmengeometrie zulassen. Bremsen Charakteristisch fürs Rennrad ist die > Seitenzugbremse, die dank kurzer > Bremsmaße hier auch sehr wirkungsvoll ist und eine einfachere Verlegung des > Bowdenzugs als die > Mittelzugbremse erlaubt. Die doppelt gelagerte Version der Seitenzugbremse (bessere Hebelverhältnisse) nimmt ständig an Marktbedeutung zu. Lenker Die klassischen Rennlenkertypen (s. > Lenker: Lenkerformen) werden nach wie vor gefahren, sind aber in den letzten Jahren durch neue Lenkertypen ergänzt worden, bei denen der Lenkerbogen gerade, anatomisch der Hand angepaßte Bereiche aufweist, sowie Lenker mit eingedrückten Nutzen für Schalt- und Bremszüge. Für das > Zeitfahren kommt mittlerweile meist der > Trialenker zum Einsatz. Pedale Kaum ein Rennfahrer (außer auf der Bahn) fährt noch mit > Pedalhaken und -riemen, die Schuh/Pedal-Verbindung wird heute i.a.R. mit dem > System-Pedal hergestellt. Sattel Der typische Rennsattel ist ungefedert und in seiner Form schmal und lang, um zum einen ein Wundreiben der Oberschenkel zu verhindern, zum anderen die Möglichkeit zu bieten, je nach Fahrtsituation im Bereich von rund 10 cm auf dem Sattel vor oder zurück zu rutschen. Beliebt sind moderne, seitlich weiter ausgeschnittene Sättel vom Typ "Flite", daweitere Einzelheiten s. > Sattel: Rennsättel.
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Copyright und
redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000