Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Materialeigenschaft, die > plastischer Verformung auch beim Vorhandensein von Kerben ohne Bruch wiedersteht, vgl. auch > Kerbwirkung und > Kerbschlagzähigkeit. Die Zähigkeit steht in einem gewissen Zusammenhang mit der > Bruchdehnung. Daneben gibt es materialspezifische Eigenschaften: > Aluminium besitzt trotz relativ hoher Bruchdehnung ein Empfindlichkeit gegen Kerbwirkung. Zahn-formen Ausbildung der in die Kette eingreifenden Zähne von > Kettenblatt und > Ritzel. Je nach Zahnform können Führungseigenschaften oder Schaltbarkeit beeinflußt werden. Kettenblätter Bei > Antrieben mit nur einem Kettenblatt muß dieses besonders gute > Führungseigenschaften besitzen, damit die Kette nicht abspringt. Einfachstes Mittel hierzu: Höher ausgeführte Zähne. Faustregel: Ab 6,5 mm Zahnhöhe bestehen gute, oberhalb 7 mm sogar sehr gute Führungseigenschaften. Bei Antrieben mit mehreren Kettenblättern führt die > Umwerfergabel die Kette seitlich, und verhindert damit das Abspringen der Kette zuverlässig. Daher werden zwecks besserer Schalteigenschaften werden die Zähne von Mehrfachkettenblättern sogar gekürzt ausgeführt, was die Schaltbarkeit verbessert. Ihre Höhe beträgt bei modernen - sogar unter Teillast schaltbaren - Kettenblättern nur noch 5,5 - 5,7 mm. Weiterhin wird mit abgeschrägten Zähnen sowie Stütznieten und Fangzähnen (s.a. > Hyperdrive) die Schaltbarkeit weiter verbessert . Moderne Kettenblätter schalten sich daher nahezu gleich gut wie Ritzel. Vgl. aber auch > Browning System Ritzel Bei den Ritzeln überläßt man die Führungseigenschaften der Kette und versucht die Schaltbarkeit durch kürzere Zähne oder besondere Zahnformen zu verbessern. Chronologisch ergab sich dabei folgende Entwicklung: 1. Mittelrille: Auf dem Zahnkopf eingebrachte Längsnut packt mit ihrer so geschärften Kante die Kette früher und bewegt sie so zum Klettern aufs nächste Ritzel. In der Praxis kommt es dabei jedoch bisweilen zum Einspuren der Kettenlaschen in die Mittelrille, die Zähne greifen nicht, der Radler tritt durch und stürzt u.U. 2. Uniglide:> Zahnform von > Shimano, bei der schmal auslaufende und seitlich gedrehte Ritzelzähne die Kletterleistung der Kette verbesserten. Sie wurde von 1978-1990 hergestellt und ist mittlerweile von Ritzeln mit Hyperglide-Zähnen abgelöst (s.u.). 3. Haifischform: Zahnform, bei der die Auflaufflanke der Zähne für die Kette wie bei anderen Ritzeln geformt ist, der Freiraum zum nächsten Zahn dagegen weiter ausgespart wird. Hierdurch ergibt sich eine nahezu dreieckige und dabei angerundete Zahnform, die der Rückenflosse des gefürchteten Meergetiers Ähnelt, daher der Name. Diese durchaus sinnvolle Ritzelzahnform wurde von > Shimano 1980 auf den Markt gebracht (Dura Ace, Aero-Ausführung), ist aber mittlerweile von neueren Shimano-Zahnformen ersetzt worden. 4. abgeschrägte Zahnköpfe: Zahnform von Suntour, bei der der Zahnkopf zu den größeren Ritzeln hin abgeschrägt ist. Dadurch wird die Kette durch die Ritzelkante Ähnlich wie bei der Mittelrille zu einem schnelleren Klettervorgang bewegt, kann aber nicht einspuren. 5. Y-Zahnform: Zahnform von > Sachs, bei der das Prinzip der Mittelrille wieder aufgegriffen wird, wobei man jedoch einen Teil der Rille zusammendrückt, was dem Zahnkopf eine Y-förmige Einprägung verleiht. Die beiden offenen Beine des Y greifen die Kette sehr gut für den Klettervorgang, der hintere, zusammengedrückte Zahnkopfteil verhindert das Einspuren der Kettenlaschen. 6. Hyperglide: Zahnform von Shimano (seit 1988), die neben einer bis dato unerreichten Leichtigkeit der Gangwechsel auch erstmals serienmäßig das Schalten unter Tretlast ermöglichten. Die Kette läuft dabei beim Schaltvorgang in einer seitlichen "Zick-Zack"-Bewegung Zahn in Zahn eingreifend auf das nächste Ritzel über. Ein Überklettern der Ritzelzähne ist dabei nicht mehr erforderlich, s.a. > Hyperglide-Überlauf. Erreicht wird dieser Schaltkomfort durch das Zusammenspiel von vier Maßnahmen: 1. niedrige Zahnhöhe, um die Kette beim seitlichen Schwenk weniger durch die Zahnspitzen zu stören. Sie wurde von herkömmlichen 6 mm auf 4 - 4,2 mm gekürzt. 2. größerer Freiraum zwischen den einzelnen Zähnen. Leicht wannenförmig ausgebildete Zahnbet-ten ermöglichen der Kette ebenfalls einen größeren Freiraum für die seitliche Schwenkbewegung. 3. Die Ritzel sind derart nebeneinander angeordnet, daß die Zähne in einem ganz bestimmten Rhythmus zueinander stehen. Damit kann die Kette an ganz bestimmten Stellen Zahn in Zahn eingreifend von einem Ritzel aufs nächste überlaufen. Dieses ist bei einem Zahn Unterschied von Ritzel zu Ritzel einmal möglich, bei einem 2-Zahn-Unterschied zweimal und entsprechend bei einem 3-Zahn-Unterschied usf. 4. An den Überlaufstellen sind die Zähne seitlich ausgenommen und geschränkt, um die Kette beim Zick-Zack-Überlauf nicht zu behindern. Für die Kette ist bei dieser Zahnform allerdings eine hohe seitliche Beweglichkeit gefordert, s.a. > Kette: Hyperglide-Tauglichkeit. Die hohe Schaltfreudigkeit bezahlt der Radler freilich mit einem rascheren Ritzelverschleiß und entsprechend höheren Kosten für die Ersatzbeschaffung. Anmerkung: Die Kurze Bauhöhe der Zähne reicht ja gerade dazu aus, die > Kettenrollen (Halbmesser 3,9 mm) zu stützen. Bei leicht gelängter Kette (> Kettenlängung) bzw. leicht verschlissenen Ritzeln insbes. bei solchen mit geringen Zähnezahlen kommt es schnell zum Durchratschen der Kette.
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redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000