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Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik

CARBONRAHMENFORMEN

Der Werkstoff > Carbon verlangt nach speziellen Rahmenformen, um die Vorteile
seiner geringen > Dichte ausspielen und den Nachteil der zur Aufnahme von
Kräften geforderten orientierten Faseranordnung ausgleichen zu können.

Das bedingt zunächst eine voluminösere Auslegung der tragenden Rahmenteile, die
weiterhin im Gegensatz zu den fachwerkartigen > Rahmenformen beim Einsatz von
Metallrohren mit gerundeten Rohr-zu-Rohr-Übergängen "organischer" gestaltet
werden sollten.

Als Carbon-Rahmenformen haben sich folgende Formen bereits in der Praxis als
sinnvoll erwiesen oder könnten zur Anwendung kommen.

Grundsätzlich lassen sich die Carbon-Rahmenformen in zwei Gruppen einteilen:

1. Nach Art eines unvollendeten > Diamantrahmens, wobei das Weglassen eines oder
mehrerer Rahmenrohre durch größere Rohrquerschnitte und damit einhergehender
erhöhter Steifheit ausgeglichen werden muß. Da der in sich geschlossene
Diamantrahmen hierbei an einer Stelle geöffnet wird, besitzen diese Ausführungen
einen guten Fahrkomfort.

2. Modifizierte > Kreuzrahmen.

        Schleifenform
Bekantester und erster Vertreter der Bauart unvollendeter Diamantrahmen. Er
wartet mit ovalisierten Carbonrohren und weichen Rohr-zu-Rohr-Übergängen nach
Art einer gerundeten Raute auf, wobei auf das Sattelrohr verzichtet wird.

Zur Umwerferbefestigung muß bei der Schleifenform vom > Trelagerbereich aus ein
Ausleger in Form einer Haifischflosse in Richtung Sattel geführt werden.

Erste Ausführungen: 1986 Colnago und Bianchi, 1987 > FES.

        Holder-Form
Durch Weglassen der > Sattelstreben erzielt der deutsche Carbonbauer Hermann
Holder verbesserten Fahrkomfort, kann aber ansonsten die herkömmlichen
Komponenten für Diamantrahmen wie Umwerfer und Sattelstütze benutzen.

        Zipp-Form
Sie verzichtet auf > Oberohr, > Sattelrohr und > Sattelstreben und bildet
legiglich einen bumerangähnlichen Winkel vom Steuerrohr über das Tretlager zu
den hinteren > Ausfallenden.

Der Umwerfer wird direkt auf den im Tretlagerbreich besonders hoch ausgeführten
Rahmenwinkel motiert. Die Sattelbefestigung erfolgt auf einer > Zipp-Schwinge,
wodurch das Fahrrad zu den Fahrrädern mit > passiver Federung avanciert.

        Z-Form
Rahmenform, bei der auf Unterrohr und Sattelstreben verzichtet wird, so daß die
verbleibenden Rohre ein "Z" bilden.

Auf einen Rahmen dieser Form können ebenfalls herkömmlich Sattel und Umwerfer
montiert werden. Hierauf absolvierte zwar 1994 Olympiasieger Chris Boardman ein
> Zeitfahren bei der Tour de France, der Rahmen gelangte aber anscheinend noch
nicht zur Serienreife.

        Auslegerform
Unter- und Sattelrohr werden zu einem einzelnen Rohr zusammengefaßt, welches
etwa in der Mitte zwischen Sattel und Steuerrohr auf das Oberrohr trifft,
welches dann als "Ausleger" zum Steuerrohr weiterläuft.

Der Ausleger sorgt hierbei für den erforderlichen Fahrkomfort, das hintere
Rahmenteil für "fachwerkgemäße" Steifigkeit. Auch hierbei wird sowohl der
Umwerfer wie der Sattel konventionell befestigt.

Vorgestellt wurde diese Rahmenform 1990 von der Fa. Cratoni, gelangte aber
bislang nicht zur Serienreife.

        Neverzellenform
Dem Grundprinzip des > Kreuzrahmens folgend, ergibt sich aus dem dick
ausgeführten "Knoten" in der Rahmenmitte, sowie den dünn zu Sattel, Steuerrohr,
Tretlager und Ausfallenden auslaufenden Rohren eine an eine Nevenzelle
erinnernde Rahmenform.

Bekannt wurde diese Rahmenform ebenfalls durch Chris Boardman, der auf einem
solchen von der engl. Fa. Lotus gefertigten Rahmen 1992 Olympiasieger in der
4000-m-Verfolgung (s. > Bahnwettbewerbe) wurde.

Als weitere Besonderheit wurden bei diesem Rahmen die Laufräder erstmalig nur
einseitig gehalten, siehe hierzu auch > Einschwingenrahmen


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Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH
Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH
Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000