Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik |
Der Stiel, auf dem das Gestühl des Radlers thront, ist nicht nur simple Sattelhalterung, sondern auch eine wichtige Anpassungskomponente zur exakten Einstellung der optimalen > Sitzposition (Einzelheiten s.d.): Bauteil, welches den Sattel fixiert und Verstellungen für die individuelle Sitzhaltung des Fahrers ermöglicht. s > Sitzposition Die Verstellmöglichkeiten im Einzelnen: * Höhenverstellung durch tiefer oder höher Setzen der Stütze (Klemmung am > Sattelrohr); * Horizontalverstellung durch Vor- oder Zurückschieben des Sattels in der Klemmvorrichtung; * Neigunsverstellung der Satteloberfläche zur Horizontalen durch Schwenken des Sattels mit der Klemmvorrichtung Patentstütze Die heute üblichste Sattelklemmung erfolgt mit sog. "Patentstützen", bei denen die Sattelfixierung mit einer Zentralschraube erfolgt. Durch Wechselbelastungen des Sattels wird die Zentralschraube auf > Biegung belastet. Sie sollte daher mindestens 8 mm Durchmesser (Gewindedimension M 8 ) besitzen. Bei Fahrergewichten über 80 kg ist es ratsam, diese Schraube gegen eine mit der Werkstoffgüte 12.9 (Mindestzugfestigkeit von 1.200 N/mm²). Bruchsicherer sind Sattelstützen mit zwei Klemmschrauben (Superbe-Stütze von Suntour), da sie die oben erwähnten Kippbewegungen günstiger aufnehmen können. Zudem gestatten sie eine stufenlose Einstellung der Sattelneigung. Hinweis: Da Sattelrohre in ihrer Neigung (68-75°) unterschiedlich sind, und es außerdem Neigungsunterschiede zwischen den einzelnen Sätteln (Sattelgestell zur Satteloberkante) gibt, reicht der Schwenkbereich bei einigen Kombinationen zwischen Sattel und Sattelstütze nicht aus, um den Sattel horizontal einzustellen bzw. die erwünschte Neigung zu erhalten. traditionelle Sattelstütze Für das Standardfahrrad ist nach wie vor die Kombination von > Sattelkerze plus > Sattelkloben gebräuchlich, die hinsichtlich ihrer Einstellbarkeit der Patentstütze sogar überlegen ist, da sie vier Grundstellungen ermöglicht. Sonderausführungen Zum stärkeren Verschieben des Sattels nach vorne oder nach hinten, aber auch zum Zwecke besserer Federung stehen besondere Sattelstützen zur Verfügung: Die "Extreme" Ein nach hinten orientierter Verschiebeschlitten erlaubt es, den Sattel rund 4 cm weiter zurück zu setzen als bei normalen Sattelstützen . Damit ermöglichen die "extremen" Stützen, auch bei Rahmen mit steilem Sattelrohr oder Fahrern mit langen Oberschenkeln die optimale > Sitzposition einzustellen. Triastütze Umgekehrt zur "Extremen" fungiert der vom Lenker aus zu verstellende Verschiebeschlitten bei der Triastütze : Dort kann der Sattel rund 4 cm näher zum Lenker hin fixiert werden. Das ist bes. bei der aerodynamischen > American Position von Vorteil, die hauptsächliich beim > Triathlon und > Zeitfahren eingenommen wird. Sie ermöglicht es also, auch auf einem konventionellen Rahmen (kein speziell steil gestelltes Sattelrohr von 77-79°) diese Position einzunehmen. gefederte Sattelstütze Sattelstützen, die sich per Federungsmechanismus bei Fahrbahnunebenheiten tiefer in das Sattelrohr einschieben können - z.T. sogar mit Öldämpfern versehen. Nachteil: Die Einfederungsrichtung ist durch das Sattelrohr vorgegeben und entspricht nicht der optimalen Einfederungsrichtung, die wie bei > Sattelschwinge dargelegt, ca. 45° betragen müßte. Dieser Umstand begrenzt die Wirksamkeit der gefederten Sattelstütze. Daher gibt es neuerdings gefederte Parallelogramm-Sattelstützen, die diesen Umstand berücksichtigen und eine effektivere Einfederungsrichtung besitzen. Materialien Während die normalen Sattelkerzen aus recht dickwandigem > Stahlrohr bestehen, sind die Patentstützen i.d.R. aus > Aluminium gefertigt. Im Zuge der vom MTB-Bereich ausgehenden Leicht-gewichtsbestrebungen werden Sattelstützen auch aus dünnwandigen, hochvergüteten Stahlrohren hergestellt sowie aus > Titan oder > Carbon, wobei letztere besonders interessant sind: Carbon Bei diesen Sattelstützen ist entweder nur das Schaftrohr aus Carbon gefertigt oder aber die komplette Stütze inklusive der Klemmvorrichtung. Vorteil ist v.a. Gewichtsersparnis, besonders schlanke Sattelstützen oder solche mit tropfenförmigem Querschnitt besitzen darüber hinaus noch aerodynamische Vorteile. Üblich ist entweder eine kreuzweise, unter rund 45° gewickelte Faserverbundbauweise, die der Sattelstütze einen gewissen Federkomfort gibt, oder solche mit Radial- und Unidirektionallagen (0/90°-Lagen). Letztere weisen weniger Federkomfort auf, da die Unidirektionallagen die Biegebelastung optimal aufnehmen, die Stützen also versteifen; vgl. > Carbon: Herstellungsverfahren. Zu achten ist bei Carbonstützen auf eine absolut saubere, gratfreie Passung im Sattelrohr (sicherheitshalber dessen Oberkante leicht rundschmirgeln), da bei Knickung einzelner Fasern die Stütze brechen kann. Maße Entsprechend der lichten Weite der Sattelrohre besitzen Sattelstützen einen Durchmesser von 24-31,6 mm (> BMX 22 mm). Im gängigen Bereich für Rennräder sind Sattelstützen in 0,2 mm Abstufungen von 25-27,2 mm erhältlich. Stützen, deren Durchmesser größer als 27,2 mm ausfällt, werden auch als "Oversize"-Stützen bezeichnet und finden v.a. beim > MTB Anwendung, das ja i.d.R. 5-12 cm kleiner als ein Rennrahmen gefahren wird (besseres > Handling). Hierzu sind Stützen bis zu einer Länge von 35 cm erhältlich: Eine im Durchmesser dünne Stütze würde - 25-30 cm herausgezogen - bes. bei höheren Trittfrequenzen zum Wippen neigen. Sattelstützen können i.d.R. bis zur Markierung für den maximalen Auszug in der Höhe verstellt werden. Damit bleiben noch 6-7 cm des Stützenrohres im Sattelrohr. Bei nach oben ausgezogenem Sattelrohr oder tief angesetzten > Sattelstreben sollte die Stütze jedoch zumindest bis in den "Knotenbereich" (BILD 38) hinein reichen. Ansonsten kann es - wie auch bei zu kurz eingespannten Stützen - zu Rissen und Brüchen des Sattelrohres im Klemmbereich kommen. s.a. > Sattelstützenklemmung.
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Copyright und
redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000