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Kapitel 14 Sattelstütze

Die Satteleinstellung in Höhe, Neigung und Abstand zum Lenker erfolgt über die Sattelstütze und ist Voraussetzung für ergonomisch günstige "Pedal-Power". Gleichzeitig wird mit diesen Einstellungen die Verteilung des Radler-Gewichtes auf die Laufräder bestimmt, die wiederum ins Fahrverhalten der Fahrräder eingeht.

Damit obliegt es besonders der Sattelstütze ein Fahrrad optimal auf seinen Fahrer abzustimmen. Weiterhin wird deutlich, daß wir ausreichende Verstellbereiche der Sattelstützen benötigen, also den Sattel unter Umständen besonders hoch herausfahren oder besonders weit zurücksetzen müssen. Das natürlich erfordert gegebenenfalls Sonderstützen zur Not auch Sonderanfertigungen. Dazu später mehr, zunächst zur Klassifizierung der Sattelstützen.

 

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Stattelstütz-Typen

Am gebräuchlichsten sind die sogenannten Patentstützen. Mit nur einer Zentral-Schraube wird bei ihnen das Sattelgestell auf einen schwenkbaren Klemmschlitten fixiert. Einstellungen der Sattelneigung und der Abstand des Sattels zum Lenker wird mit dieser einen Schraube vorgenommen. Dazu gleich ein Tip: Soll der Sattel lediglich im Abstand zum Lenker verstellt werden, die Schraube nur etwas lösen. Damit ist gewährleistet, daß sich die Sattelneigung nicht verstellt. Soll die Neigung verstellt werden, drücken Sie den Sattel über die untere Auflage fest nach oben, damit sich der Abstand zum Lenker hin nicht verstellt. Erst dann die Schraube weiter lösen und den Klemmschlitten auf die gewünschte Neigung einstellen.

So praktisch diese Stützen auch sein mögen, die Konzeption hat Mucken: Die Zentralschraube muß von der Mitte aus Pendelbewegungen des Sattels gegenhalten und wird dabei auf Biegung beansprucht. Das nun sollte man aber bei Schrauben tunlichst vermeiden, das sie vorwiegend für Zugbelastungen ausgelegt sind. Die Konsequenzen bekommen schwere Radler und die Besitzer von einigen Leichtstützen zu spüren, wenn diese Schraube nach einiger Betriebszeit ihren Geist aufgibt. Daher gleicht der zweite Tip: Biker und Radler mit mehr als 80 kg Körpergewicht sollten sich im Eisenwarenhandel eine Inbusschraube mit dem Aufdruck 10.9 oder 12.9 besorgen und die gegen die eingebaute Zentralschraube austauschen. Damit hätten Sie eine der hochfestesten Standardschrauben an Bord, die dieser Aufgabe noch am besten gewachsen ist.

Stützen mit zwei Befestigungsschrauben verlangen zur Satteleinstellung zwar mehr Schraubarbeit, dafür unterliegen sie dann aber keiner Biegebelastung mehr. Des weiteren gestatten sie die Neigungseinstellung stufenlos vorzunehmen, indem eine Schraube leicht gelöst, die andere entsprechend nachgezogen wird. Soll der Sattel längstverstellt werden, müssen beide Schrauben gelöst werden. Damit hinterher die Neigung noch stimmt: Zählen Sie die nötigen Schraubenumdrehungen zum Lösen. Genau die gleiche Anzahl der Umdrehungen hinterher wieder Festziehen.

Zu diesen beiden Stützentypen gesellen sich im Zuge der Leichtbauwelle eine ganze Reihe neuer Konzeptionen mit zum Teil verblüffend gelösten Klemmtechniken, siehe Bild. Gemeinsam ist ihnen aber ein Mangel an möglicher Sattelzurücksetzung, weshalb Sie bitte bereits vor dem Kauf solcher Kleinode überprüfen sollten, ob Ihnen die dann noch vorhandene Sattelzurücksetzung ausreicht. Drei Radlergruppen müssen übrigens ihren Sattel besonders weit nach hinten fixieren: Radler mit langen Oberschenkeln, große Fahrer und Wettkampfbiker, die zwecks kürzerem Radstand und besserem Handling einen sehr kleinen Rahmen fahren (10 bis 12 cm unter Rennrad-Rahmenhöhe) und ihn nun "mundgerecht" herrichten müssen. Zu beachten ist ferner, das die Sattelflanken durch einen zu breiten Klemmschlitten etwas auseinander gedrückt werden. Obwohl die Stützen hier im Maximalfall lediglich um 9 mm auseinander liegen, kann es dennoch relativ schnell zu einem Wundreiben der Oberschenkel kommen.

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Rund um die Stütze

Wettkampf Biker und große Radler benötigen eine weit herausziehbare, also ausreichend lange Sattelstütze. Damit diese - weit herausgezogen - nicht im Trettackt Wippbewegungen ausführt, muß sie entsprechend biegesteif ausgelegt sein. Moderne Rahmen besitzen daher Sattelrohre mit größerer lichten Weite, so daß dort 29er bis 32er Sattelstützen geklemmt werden können. Diese dicken Stützen wippen dann nicht mehr auch wenn sie 25 cm und weiter "herausgezogen" werden. Die längsten käuflichen Thronhalter sind dann auch  zum Teil länger als 350 mm.

Die Höhenverstellung des Sattels erfolgt bei allen Stützen mit der Klemmung im Sattelrohr. Meist sogar via Schnellspanner, damit vor eine längeren Abfahrt mal schnell der Sattel tiefer eingestellt werden kann. Ein probates Mittel, um einmal den Überschlag zu vermeiden, zum anderen können so in kritischen Situationen auch mal kurz zur Erhaltung der senkrechten Lager die "Stützräder" ausgefahren werden.

Sattelstützen gibt es in der Regel in Durchmesserabstufungen von 0,2 mm von 25 mm bis 32 mm. Mehr als 0,2 mm sollten Sie einer Stützenklemmung auch nicht zumuten, den ansonsten klemmt sie nicht mehr zuverlässig und bei jeder Bodenunebenheit rutscht der Sattel tiefer ins Sattelrohr. Sollten Sie trotzdem keine Sattelstütze mit dem für Ihr Velo passenden Durchmesser auftreiben können, müssen Sie halt "Edelpfusch" betreiben: Mit einer Distanzhülse (die oben eine kleinen Kragen aufweisen sollte, andernfalls am besten fest in das Sattelrohr kleben, damit sie nicht verrutscht) lassen sich Durchmesser-Anpassungen problemlos vornehmen.

Vertiefen wir das Thema "Thronhalter" ruhig noch ein bißchen, wenden wir uns den diversen Feinheiten zu. Der Durchmesser der Sattelgestell-Drähte beträgt sieben, bei den alten Alu-Gestellen acht Millimeter. Die Klemmschlitten der Stützen weisen wiederum einen dieser beiden Durchmesser auf. Ein Sattel mit einem Sieben-Millimeter-Gestell in einem für acht Millimeter ausgelegten Klemmschlitten sitzt nicht hundertprozentig korrekt. Umgekehrt kann sich ein Acht-Millimeter-Alu-Gestell in einem Sieben-Millimeter-Schlitten Kantenkerben einhandeln und schneller brechen.

 

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Tips zur Sattelstütze

 

1. Traditionelle Rennrad-Sattelstützen weisen ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis auf.

2. Will man 50 oder gar 100 Gramm Gewicht einsparen, muß für in Kleinserien gefertigte Exoten bereits drastisch mehr hingeblättert werden.

3. Schwere Fahrer sollten sich auf keinen Fall Leicht-Stützen zulegen,

4. Wer aufs Geld schauen muß, ist mit Taiwan-Stützen besserer Qualität gut beraten. Sie brauchen sich weder im Hinblick auf ihre Belastbarkeit, noch von ihrem Finish her hinter Stützen mit Markennamen verstecken (siehe Kalloy, Point, Shogun).

5. Eine Schande für das gepflegte Fahrrad sind verkratzte Sattelstützen. Ursache der Kratzer sind nicht genügend sauber ausgearbeitete Sattelrohrenden. Statt sich hier mit Händler oder Hersteller herumzustreiten, greifen Sie lieber zu Selbsthilfe: Ein Stück Besenstiel wird an einem Ende mit einer Säge etwa 5 bis 6 Zentimeter weit geschlitzt. In diesen Schlitz stecken Sie einen Streifen Schmirgelleinen mit 180er Korn und wickeln soviel Lagen um den Stiel bis sein Durchmesser den Innendurchmesser des Sattelrohres erreicht. Nun einführen und fleißig drehen. Nach drei Minuten Arbeit flutscht die Stütze nur so hinein. Achtung: Wer Muskelschmalz durch Maschinenarbeit (Bohrmaschine) ersetzen will, sollte einen nassen Lappen um den oberen Bereich des Sattelrohres wickeln. Es kann nämlich bei hoher Drehzahl der Maschinenschmirgelei so heiß werden, daß der Lack Blasen wirft.


Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 1994 - 03.08.1999
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 24.08.1999