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Kapitel 20 Fahrradwerkstatt |
Neben einem fundierten Wissen um Funktion und Wartung von Fahrrädern bedarf es darüber hinaus auch noch eines entsprechenden Werkzeug-Sortiments, um anstehende Pflege- und Reparaturarbeiten durchführen zu können. Außerdem sollte ein kleiner Bastelraum zur Verfügung stehen, denn nicht selten wird das Basteln und Schrauben zu einem zweiten Hobby für Biker und Fahrradbegeisterte.
Der Raum muß gut ausgeleuchtet sein, damit Sie bei den Feinmechaniker-Tätigkeiten all die kleinen Schräubchen und Kügelchen immer sehen und vor allem wiederfinden, wenn sie einmal in tiefere Regionen "abtauchen". Eine zusätzliche, schwenkbare Lampe kann also nicht schaden. Um der allgegenwärtigen Korrosion ihr "Knabberleben" zu erschweren, sollte der Raum trocken sein. Und eine Velo-Halterung muß her, um mühelos werkeln zu können. Preiswerte Lösungen: 1. Fahrrad an von der Decke hängenden Ketten aufhängen. 2. Einen Dachträger-Aufsatz auf einen Tisch oder Bock schrauben.
Für die nötigsten Handgriffe in puncto Pflege und Wartung benötigt man eine Kollektion Konus- und Maulschlüssel, einen Satz Inbusschlüssel, Schraubenzieher und einen Seitenschneider. Dazu eventuell noch zwei Reifenheber sowie einen Zentrierschlüssel für die Speichen. Mit dieser kleinen Grundausstattung können Sie sich bereits an über 60% der in diesem Heft erläuterten Arbeiten heranwagen.
Wirklich ins Geld geht es, wenn man auch an Tretlagerung und Steuersatz ran will, denn die Bedingung dafür sind Spezialwerkzeuge. Ein Grund, weshalb viele damit lieber einen Fachhändler beauftragen. Für Einsteiger oder handwerklich weniger versierte Zeitgenossen sowieso der richtige Weg.
Keine Fahrrad-Instandhaltung ohne all die kleinen "Mittelchen", welche stets in Augenhöhe an den Verkaufstheken drapiert sind. Doch Achtung: Nicht alles was dort angeboten wird, ist auch sinnvoll. Vergessen Sie all diese Verlockungen für einen Augenblick und greifen Sie stattdessen zum Universal-Pflegemittel schlechthin - dem Sprühwachs. Es gewährleistet den sichersten Korrosionsschutz von Rahmen und Komponenten. Gegenüber Öl "zieht" Wachs keinen Staub an und haftet auch intensiver auf den Oberflächen. Öl hingegen landet bei Regenfahrten oder Schlammschlachten letztlich doch im Grundwasser.
Auch für die Lagerungen ist Öl nicht unbedingt empfehlenswert: Es verdünnt das schmierende und auch dichtende Fett und verschafft somit dem Spritzwasser einen leichteren Zugang ins Lagerinnere. Allenfalls zum gelegentlichen Nachschmieren von Schaltungs- oder Umwerfergelenken kann es eingesetzt werden. Wobei Kriechöle bzw. -fette, wie sie für die Kettenschmierung zur Anwendung kommen, wiederum die bessere Alternative darstellen, weil sie intensiver haften und rasanter in die Gelenke vordringen.
Lagerfett gibt's bereits in kleinen Portionen, so in Tuben. Vorteil: Das Fett bleibt immer sauber. "Großverbraucher" sollten sich stattdessen aus dem großen Fettnäpfchen bedienen. Doch: Nach jeder Entnahme die Dose umgehend und sorgfältig schließen, denn mit Staub durchsetztes Fett fördert den Verschleiß. Tip: Aus dem großen Behälter das Fett gleich in kleinere, zum Beispiel Filmdosen, umpacken. Was das Fett betrifft, können Sie bedenkenlos Angebote Ihres Zweiradfachgeschäftes mit nach Hause nehmen (Shimano, Campagnolo bzw. einige Großvertreiber wie Grofa liefern langlebige, hochwertige Ware). Wer mehr auf den Pfennig schauen muß, kann sich nach qualitativ ebenso hervorragenden Kugellager-Fetten umtun. Adressen hierzu finden sich in den Gelben Seiten der Post. Wichtiger als seine Güte ist beim Lagerfett zweifellos eine regelmäßige Erneuerung, denn gerade bei sausenden Down Hill-Fahrten oder beim Transport auf dem Autodach gelangt unvermittelt Spritzwasser und damit Dreck ins Lagerinnere.
Was gehört noch auf eine Einkaufsliste, wenn ich mir eine Werkstatt einrichten will? Unter anderem: Kleber. Der Schraubenkleber "mittelfest" sorgt für einen festen Sitz aller Schrauben und Speichennippel. Klappernden Schutzblechen, sich eigenmächtig verdrehenden Flaschenhaltern und anderen "Kleinigkeiten" kommen Sie mit dünnflüssigem Sekundenkleber sehr gut bei. Sie lassen einfach drei- bis viermal im Fünf- Minuten-Abstand ein winziges Tröpfchen in den zu kittenden Spalt einfließen und sogleich sind die aufmüpfigen Teile "einbetoniert".
Den Zweikomponenten-Kleber sollten Sie für großflächigere Klebungen (= Kugellager, ein loser Steuersatz-Sitz oder ein zerschundenens Tretlagergewinde) zur Hand haben. Die hohe Festigkeit dieser Kleber sorgt bei ausgedehnten Kontaktflächen für eine erstklassige Haltbarkeit derartig fixierter Teile. Wichtig in diesem Zusammenhang: Die zu klebenden Flächen vorher gründlich säubern und entfetten. Sind beim Kleben langwierige Justierungen notwendig, ist ein Kleber mit 1 1/2 bis 2 Stunden Verarbeitungszeit am geeignetsten, denn nur so können Sie in Ruhe und mit der erforderlichen Präzision arbeiten. Bei 5 Minuten-Klebern hingegen muß jeder Handgriff sitzen, sonst bindet der Kleber bereits ab, während Sie noch eifrig zusammenstecken.
Außerdem gehört auch noch "schnelles Flickzeug", sprich Pannenspray und Pannengel, in das Bastelbiotop, denn insbesondere bei kleineren Luftdurchlässigkeiten der Reifen (sogenannten "Schleichern") dichten diese Mittelchen - fachgerecht angewandt - sehr zuverlässig (siehe Kapitel "Reifen").
Der echte Freak gibt sich mit einer bis dato sagen wir mal eher spartanischen Werkstattausrüstung nicht zufrieden. Und das aus gutem Grund: Er kennt sein Sportgerät mit all seinen Stärken und Schwächen, weiß beispielsweise um die Macken einer Felge, kennt jedes Lagerspiel und den Verschleißzustand von Kette, Ritzel und Seilzügen. Die Vertrautheit mit seinem Drahtesel würde durch einen zweiten Monteur, durch den Händler, nur gestört werden. Folglich ist eine "Aufrüstung" seiner Bastelklause praktisch unumgänglich.
Den Grundstock bildet eine solide Arbeitsplatte, auf der gewerkelt und unter Umständen auch einmal gehämmert werden kann. Ohne den Einrichtungshäusern jetzt ihr Geschäft kaputtmachen zu wollen, aber eine ausrangierte Küchenanrichte mit einer Dicke von 4 bis 6 cm (Voraussetzung, um kräftige Hammerschläge wegstecken zu können) vom Sperrmüll erfüllt den selben Zweck. Auf die Platte gehört ein Schraubstock, der etwa eine Backenbreite von 100 mm besitzen sollte, womit eine gewisse Solidität gewährleistet ist. Man denke nur an ein schwer abziehbares Ritzelpaket, welches notfalls zerlegt und dann mit Schraubstock-Gewalt von der Nabe gedreht werden muß. Wird der Schraubstock dazu "richtig" angezogen, offenbaren kleinere Modelle unvermittelt ihr inneres Metallgefüge.
Wer kennt das nicht: Im Eifer des Gefechts macht sich langsam aber sicher ein regelrechtes Chaos in der Bastelstube breit und Werkzeuge, Schrauben, Ersatzteile zerstreuen sich in sämtliche Himmelsrichtungen? Und bekanntlich meistert nur das Genie solch eine Situation mit Bravour, denn es beherrscht ja "sein" Chaos. Doch was macht der stinknormale Tüftler? Er macht sich auf eine zeitraubende Suche... Daher ist es meines Erachtens ratsam, sich von vornherein Gedanken zu machen, wo ich welche Schränkchen, Regale etc. anbringe, um zumindest immer eine Art Restübersicht zu behalten.
Als erstes stellt sich die Frage nach der Unterbringung der zahlreichen, im Laufe der Zeit sich angesammelten Kleinteile: Schrauben und alte Naben, abgelegte Schaltungen, neue und alte Schaltseile, Speichen und was sonst noch so alles zwecks späterer Ersatzteil-Verwertung zum Wegwerfen einfach zu schade ist. Dies alles gehört möglichst übersichtlich und griffbereit verstaut. Natürlich kann das in Regalen geschehen, aber auch kleine Magazin- und Sortierkästen können hier ausgezeichnete Dienste leisten. In Ermangelung eines Besseren tun es auch die berühmten Marmeladengläser unter einem Board bzw. einem Regalbrett. Hierzu werden einfach deren Deckel unter das Board/Regalbrett genagelt und die Gläser daruntergeschraubt. Gesuchte Utensilien sind durch das Glas hindurch gut zu erkennen.
Regelmäßig benutztes Werkzeug sollte einen Stammplatz bekommen, in Greifhöhe versteht sich. Mit einer Lochblechwand und den dazu käuflichen Haken ist so etwas in Kürze nahe des Montageständers plaziert. Eine kostengünstigere Variante wäre die an der Wand befestigte Spanplatte. Gewarnt sei aber vor Nägeln, möglichst noch mit abgeknipsten Köpfen. Beim "Zugriff" muß mit bösen Verletzungen gerechnet werden. Nicht so bei Hartholzdübeln. Dem künftigen Werkzeug-Standort entsprechend 7,5 mm-Löcher in die Platte bohren und anschließend mit einem Tröpfchen Holzleim einschlagen, siehe Bilder. An dieser Stelle sind auch noch einige Magazinkästchen gut plaziert, denn schon sind Abzieher, die unvermeidlichen M 5- Inbusschrauben, Bowdenzug-Endkappen, Speichennippel o.ä. griffbereit untergebracht.
Zum einen sind an die Wand gelehnte Räder häufig Stolperfallen (ein unbeabsichtigter Tritt in die Speichen erfreut sicherlich keinen Mechanikus), zum anderen fällt es auf diese Weise schwer, die Sache auf Dauer zu überschauen. Wer lediglich ein paar Laufräder und Felgen sein Eigen nennt, ist bereits mit einem Haken oder Winkel an der Wand, worüber er selbige hängen kann, gut bedient. Ist das runde Sortiment allerdings umfangreicher, sollten kleine (aus Speichen gebogene) Haken am Winkel angebracht werden, damit auch das hinterste Laufrad noch problemlos zur Verfügung steht. Nebenbei bemerkt: Die hängende Lagerung der Laufräder schont zugleich die aufgezogenen Reifen, die vom langen (platten) Stehen sogar Beulen bekommen können.
Kommen wir zum Eingemachten, zum Werkzeug. Vorweg: Bitte nicht am falschen Ende sparen. Qalitätswerkzeug hat man mehr oder weniger fürs ganze Leben. Es schont nicht bloß die Fahrradteile, sondern auch die Nerven und Ihren Geldbeutel. Eine "übergenudelte" Schraubenmutter, ein durchgedrehter Inbus oder ein durch Abrutschen verursachter Lackschaden machen nur zusätzliche Arbeit.
Beginnen wir mit den Inbusschlüsseln. Kontrollieren Sie beim Kauf, ob die Aufdrucke DIN 911 oder Chrom Vanadium, sozusagen Prädikatszeichen, vorhanden sind. Sie benötigen von den Inbusschlüsseln einen vollständigen Satz, beginnend mit 2 Millimeter für die Justierschraube von Cantileverbremsen bis hin zu 8 Millimeter für die neuen Shimano-Kurbelschrauben oder gar zu 10 Millimeter für die Freilaufbefestigung einiger Kassettennaben. Wer es eine Idee exklusiver und bequemer haben möchte, kann sich für die gängigen Größen 4, 5 und 6 Millimeter Inbusschlüssel mit einem Quergriff zulegen. Schrauben lassen sich damit fixer eindrehen, die Gewindeflucht läßt sich besser anvisieren und gewindezerstörendes, schiefes Schrauben-Eindrehen läßt sich vermeiden. Ein Tip: Vorwiegend bei häufig gebrauchten Inbusschlüsseln "nudeln" sich die Schlüssel-Spitzen irgendwann ab, die Schlüssel drehen "über", die Innensechskanten arbeiten sich auf und die Schrauben können nicht mehr ausreichend fest angezogen werden. Damit sind die Schlüssel jedoch keineswegs schrottreif: Die letzten 3 bis 4 mm des Schlüssels abschleifen, die unteren Kanten ein bißchen runden und augenblicklich "packt" der Schlüsssel wieder wie neu.
So schön Inbusschrauben auch sein mögen, das moderne Fahrrad kommt nicht gänzlich ohne Sechskantschrauben aus, was bedeutet, daß obendrein ein Satz Maulschlüssel angeschafft werden muß. Qualitiätsmerkmal ist erneut der Aufdruck "Chrom Vanadium". Namhafte Firmen wie Gedore, Dovidat und Hetzel versprechen überdies eine präzise Fertigung. Zweckmäßig sind auch Maul/Ring-Kombis. Die Maulseite ist für schwer zugängliche Stellen unerläßlich, die Ringseite für festsitzende Schrauben vorteilhaft, da sie alle sechs Ecken der Schraube "faßt und somit ein Überdrehen der Schraubenköpfe sowie scharfe Grate verhindert. Im übrigen wird eine Reihe von Sechskantschrauben am Velo mit sehr niedrigen Köpfen ausgeführt, wodurch der Schlüssel schnell abrutscht. Schleifen Sie daher den Einführkegel der Ringseite herunter und der Schlüssel packt die Schraube sozusagen von Grund auf.
Ein Nüssekasten kann ebenfalls nützlich sein. Die unterschiedlich großen "Steck-Nüsse" werden auf den Vierkant der Ratschen gesteckt. Mit Hilfe eines Verlängerungs-Adapters, Winkelgelenken oder biegsamen Wellen sind mit diesen Nüssen auch "versteckte" Schrauben zugänglich und vor allem dank der Ratsche flink und ohne langwieriges Schlüsselumsetzen zu traktieren. Vielfach sind in diesen Kästen auch Inbus- und Schraubenzieher-Aufsätze vorzufinden. Bei hartnäckigen, festsitzenden Schrauben bestimmt eine willkommene Unterstützung.
Keine Werkstatt ohne Schraubenzieher. Vor die Wahl gestellt, solche mit schönen farbigen Kunststoffgriffen oder solche mit den guten alten Holzgriffen zu nehmen, würde ich zu letzteren tendieren. Diese besitzen einen den gesamten Holzgriff durchreichenden Stahlkörper, weshalb sie schon mal einen herben Hammerschlag (nach wie vor das "Heilmittel" schlechthin bei festsitzenden Schrauben) überleben. Ähnlich wie bei den Inbusschlüsseln verschleißt auch bei Schraubenziehern die Klinge über kurz oder lang. Runde Kanten fördern aber die Abrutschgefahr, daher kontinuierlich eine Schärfe-Kontrolle durchführen und gegebenenfalls nachschleifen. Und zum wiederholten Mal möchte ich auf den Chrom-Vanadium-Aufdruck hinweisen.
Zur Verrichtung etwaiger Biege-/Haltearbeiten sind sie eigentlich nicht wegzudenken. Mit ihnen lassen sich Federn leichter einhängen und Kleinteile besser "packen". Grip-Zangen versetzen Sie per Kniehebel-System in die Lage, mehr als 3.000 Newton "Power" mit einer Hand auszuüben; für Sonderarbeiten nahezu unverzichtbar.
An und für sich hätten wir jetzt eine funktionable Werkstatt beisammen. Fehlen noch Hammer und Säge. Wobei der Hammer beileibe nicht bloß für´s Grobe zuständig ist, nein, er kann auch als Streichelinstrument (z.B. Kugellager muß vorsichtig auf seinen Sitz gehievt werden) erfolgreich zum Einsatz kommen. Bei den Sägen ist für den Anfang ein sogenannter "Puck", zuzüglich seiner speziellen Eisensägeblätter, ausreichend. Ihm widersteht keine Schraube, die es zu kürzen gilt. Auch Haltebleche vom Dynamo oder Gepäckträger können damit angepaßt werden.
Der Vollständigkeit halber sollten allerdings noch zwei, drei Sachen aufgezählt werden: Feilen und Schmirgelleinen für den letzten Schliff bei Sonder- und Anpassungsarbeiten und eine Schieblehre zum Ausmessen eines Sattelstützen-Durchmessers bzw. diverser Schraubengrößen. Damit sind Sie sozusagen in den erlauchten Kreis der sattelfesten Schrauber aufgenommen. Das I-Tüpfelchen wäre eine Bohrmaschiene samt den dazugehörigen Bohrern, Gewindeschneidern und einer Schwabbelscheibe zum Überpolieren von Alt-Teilen und ab sofort sind Ihrer Kreativität keine Grenzen mehr gesetzt. Vielleicht noch ein kleiner Schleifstein (Sonderangebote gibt's bereits unter DM 100,--) zum Nachschärfen des Schneidewerkzeuges.
Grundsätzlich: Statt mit den großen Werkzeugkoffern á la Campagnolo oder VAR Eindruck schinden zu wollen, sollte man lieber mit preisgünstigen und dennoch seriösem Werkzeug von VAR, Park Tool oder Tacx liebäugeln und zusätzlich bei wahren "Spezialitäten" wie dem Rohloff-Ketttennieter oder Sonderschlüssel für die Patronenlagerungen zuschlagen.
Beginnen wir mit den Konenschlüsseln für Wartungsarbeiten an den Naben. Hierzu braucht es jeweils zwei Schlüssel der Größen 13, 14, 15 und 16 Millimeter. Top-Qualität ist in diesem Fall geradezu ein Muß, denn die schmalen Schlüsselkanten werden, wenn ausreichend stramm gekontert wird, kräftig belastet. Billige Schlüssel überstehen oft nicht einmal den ersten ernsthaften Konterversuch.
Ob klassisch konen- oder modern patronengelagert, für die Arbeiten an der Tretlagerung muß ein Kurbelabzieher angeschafft werden. Es folgen die eigentlichen Innenlagerschlüssel: Ein Hakenschlüssel zum Lösen oder Festziehen des Konterringes auf der linken Lagerschale (abgebildete Version mit mehreren Zacken greift besser). Dazu ein Stiftschlüssel für die Schale selbst. Für die rechte Schale einen schmalen 36er, zu dem noch eine große Alu-Scheibe mit 17mm-Bohrung besorgt werden sollte, um den Schlüssel mit der Kurbelschraube an das Tretlagergehäuse drücken zu können. Das ist die sicherste Methode, um ein Schlüsselabrutschen, und damit Verletzungen an Mensch und Material, zu vermeiden. Bei aktuellen Patronenlagern sind es übrigens je nach Fabrikat unterschiedliche Schlüssel.
Weiteres Großwerkzeug verlangt der Steuersatz. Durch Oversize-Ausführungen ist man gezwungen, aus drei Größen auszuwählen. Zum Kontern sind dann jeweils zwei Schlüssel notwendig. Halten Sie hierbei gleich nach Kombis Ausschau, denn Tretlager und Steuersatzschlüssel werden des öfteren als Einheit angeboten. Auch zum Ausbau der im Steuerrohr fixierten Lagerschalen ist kostspieliges Arbeitsgerät Voraussetzung. Doch mit etwas Gefühl und handwerklichem Geschick läßt es sich gut improvisieren. Man nehme ein Alu- oder Kupferrohr bzw. einen Hartholz- oder Kunststoffklotz, wenn es gilt, die Schalen auszubauen oder auf "Sitz" zu bringen. Mehr dazu im Kapitel Steuersatz.
Um die Kette aus dem Rahmendreieck zu befreien oder eine neue dort hineinzubekommen, muß sie mit einem Nietwerkzeug geteilt oder geschlossen werden. Das nun hat im Hinblick auf die Zick/Zack- Biegung beim Hyperglide-Überlauf absolut präzise zu erfolgen. Es gibt zwei Möglichkeiten: 1. Die Reparatur-Niete von Shimano einsetzen (nicht für jeden Kettentyp zu verwenden). 2. Den durch die Laschen gedrückten Kettennieter mit dem Rohloff-Revolver am Ende wieder aufweiten (bei jedem Kettentyp anwendbar).
Ritzelpakete älterer Jahrgänge werden mit sogenannten Kettenpeitschen zerlegt oder umgerüstet. Bei neue Kassetten-Naben-Modellen kommt ein Vielzahn-Abzieher hinzu, da nun auch das kleinste Ritzel zum Erhalt des Hyperglide-Effekts gesteckt werden muß und mit einem Verschraubungsring gesichert wird. Zum Gegenhalt dient wiederum die Kettenpeitsche. Der gleiche Abzieher ist für die Kassetten-Naben von Shimano, Campa und Sachs sowie die Schraubkränze von Sachs und Shimano zu benutzen - ein echtes Universalwerkzeug also. Für andere alte Schraubkränze oder den Marchosio-Schraubkranz sind spezielle Abzieher nötig. Angesichts deren Vielfalt ist ein gelegentlicher Gang zum Fachhändler wahrscheinlich preiswerter, als sich solch nostalgische Werkzeuge selbst anzuschaffen.
Ausgebuffte Velo-Freunde speichen sich natürlich auch die Laufräder in Eigenregie ein. Ein schwieriges Unterfangen, das höchste Sorgfalt abverlangt und die Zeiger auf der Uhr im Sauseschritt dahinrennen läßt. Für den Fachhandel nicht immer machbar. Ein guter, möglichst um drei Ecken fassender Nippelspanner und ein stabiler Zentrierständer müssen bei diesem Do-it-yourself-Unternehmen vorhanden sein. Die als Notbehelf in den Schraubstock gespannte berühmte alte Gabel ist weniger praxisgerecht. Mit einem Seitenschneider, besser aber einer Bowdenzugschere, werden dann noch die Bowdeninnen- und außenzüge glatt und vor allen Dingen gradfrei gekürzt.
Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 1994 -
03.08.1999
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am
24.08.1999